Hunde-Kastration
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-Birgit- Rang 11

Alter: 62 Anmeldedatum: 08.12.2004 Beiträge: 4781 Wohnort oder Bundesland: Deutschland
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Verfasst am: 20.1.2011, 18:49 Titel: Hunde-Kastration |
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Hunde-Kastration
Interview mit Dr. Udo Gansloßer zum Thema Hundekastration - Teil 2
Stadthunde.com: Was geschieht nach der Kastration mit dem Hormonhaushalt des Hundes und inwieweit kann das zu psychischen und physischen Veränderungen führen?
Der Hormonhaushalt wird in Bezug auf die Sexualhormone völlig verändert, und die unterschiedlichsten Wirkungen auf die Spiegel des Stresshormons Cortisol können nur nach Betracht der Einzelpersönlichkeit des Hundes abgeschätzt werden. Angstaggressive beziehungsweise allgemein unsichere und verängstigte Rüden sowie Hündinnen mit ohnehin hohem Testosteronspiegel (also solche, die sich sehr rüpelhaft benehmen oder beim Markieren das Beinchen heben) neigen dazu, diese Probleme nach der Kastration zu verschlimmern. Außerdem ist bei Rüden mit Muskelabbau und Schwäche des Bindegewebes und bei Hündinnen mit Mineralstoffwechselstörungen bis hin zu Knochenveränderungen zu rechnen.
Weiter ungeklärt: Riechen kastrierte Rüden weiblich?
Stadthunde.com: Inwiefern riechen kastrierte Rüden tatsächlich „weiblich“ und ist das der Grunde dafür, dass viele intakte Rüden aufreiten oder starkes Dominanzverhalten an den Tag legen?
Ob kastrierte Rüden wirklich weiblich riechen, ist noch nicht eindeutig geklärt. Jedoch kann das Aufreit- oder Dominanzverhalten von intakten Rüden auch durch das plötzlich verunsicherte und wesentlich weniger selbstbewusste Auftreten des kastrierten Rüden ausgelöst werden. Hier sind weitere Studien dringend von Nöten.
Stadthunde.com: Welche Gründe würden Ihrer Ansicht nach zwingend für eine Kastration im Einzelfall sprechen?
Eine Kastration aus medizinischer Sicht wird hier nicht diskutiert. Aus verhaltensbiologischer Sicht ist eine Kastration bei einem echt hypersexualisierten beziehungsweise ausgesprochen status- und rangaggressiven Rüden zu überlegen, eventuell bei einer Hündin, die nur um den Zeitpunkt der Läufigkeit herum aggressiv ist, und eventuell bei einer ängstlichen beziehungsweise angstaggressiven Hündin. In allen Fällen sollte jedoch eine chemische Kastration als Probelauf bei jeglichen verhaltensbiologischen Kastrationsüberlegungen vorgeschaltet sein.
Stadthunde.com: In welchem Alter sollten Kastrationen vorgenommen werden?
Die Frage nach einem optimalen Kastrationsalter kann ganz einfach beantwortet werden: Da von vorbeugenden Kastrationen grundsätzlich abzuraten ist, sollte man kastrieren, wenn ein Problem auftritt, das tatsächlich nach kompetenter Meinung durch Kastration verbessert werden könnte, und wenn diese Entscheidung noch durch die chemischen Probeläufe vorher abgesichert wurde.
Operative Kastration oder chemische Kastration bei Hunden?
Stadthunde.com: Zur operativen Kastration gibt es chemische Alternativen, die u.a. dazu verwendet werden, aus zu testen, ob mit einer Kastration die gewünschte Verhaltensänderung eintreten wird. Inwieweit sind Hormonbehandlungen sinnvolle Alternativen oder ermöglichen zuverlässige Prognosen?
Es gibt eine sinnvolle Methode der chemischen Kastration, die bei Rüden mittlerweile auch zugelassen ist, bei Hündinnen in der Zulassungsphase sich befindet, nämlich die sogenannte GnRH Down Regulation. Diese Hormonbehandlung ermöglicht eine nach derzeitigem Kenntnisstand zuverlässige Prognose der späteren Verhaltensänderungen ohne bisher bekannte Nebenwirkungen.
Stadthunde.com: Tierschützer weisen immer wieder auf den ethischen Aspekt von Kastrationen hin. Wie beurteilen Sie die Tierschutzrelevanz von Kastrationen, und worauf ist bei tierschutzbedingten Kastrationen besonders zu achten?
Es geht nicht nur um den ethischen Aspekt der Kastration. Kastrationen sind ohne veterinärmedizinische und verhaltenstherapeutische Einzelindikation in jedem Falle ein Verstoß gegen das Amputationsverbot des Paragraphen sechs, und in vielen Fällen (zum Beispiel Kastration ängstlicher beziehungsweise angstaggressiver Rüden), die als veterinärmedizinische Kunstfehler auch so thematisiert werden, zusätzlich ein Verstoß gegen Paragraph zwei, da diesen Tieren unnötige Leiden und Schäden zugefügt werden.
Insofern ist eine Kastration aus Tierschutzgründen absolut nicht zu befürworten. Wenn es um die Fortpflanzungsunterdrückung geht, ist die Sterilisation anzuraten, die Pauschalkastrationen von Hunden in Tierheimen sind ebenso tierschutzwidrig wie solche Maßnahmen auf Wunsch einzelner Hundehalter auch.
Stadthunde.com: Wir danken Ihnen herzlich für dieses Gespräch!
Quelle: http://www.stadthunde.com/magazin/g....it-dr-udo-ganslosser.html |
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Ellie1968 Rang 11


Alter: 57 Anmeldedatum: 01.03.2009 Beiträge: 7757 Wohnort oder Bundesland: Baden-Württemberg
Hunde der User: Mr. Spencer
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Verfasst am: 20.1.2011, 18:54 Titel: |
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Das Thema Kastration beim gesunden Hund ist ja immer mal wieder Thema hier im Forum.
Wir hatten ja auch mal kurze Zeit darüber nachgedacht.
Wir haben uns dadurch erhofft, dass Spencer "ruhiger" wird.
Wir hätten aber auf Anraten unseres TA zuerst ein Hormonstäbchen gewählt, um zu sehen, was der Einschnitt in das Hundeleben bewirkt/bewirken kann.
Unser TA hat aber sofort darauf verwiesen, dass er bei gesunden Hunden nicht gerne operiert/eigentlich eher gar nicht und hat nachgefragt, ob wir schon Trainerstunden o.ä. probiert hätten.
Wir haben damals vereinbart, nach einem halben Jahr wieder auf das Thema zurück zu kommen.
Nach dem Training mit unserer Katharina und Spencer's 3. Geburtstag (Ihr wisst ja, der Geburtstag, an dem der Hebel umfällt... hahaha!!!) haben wir das Thema aber abgehakt.
Aber: Nicht jeder hat das Glück, eine solch einfühlsame und geduldige Trainerin zu haben, wie das bei uns der Fall war! Sie hat genau das richtige Händchen für Spencer (und für mich!) gehabt.
Es geht bei uns nun auch so. Gott sei Dank.
Bei Vorliegen eines medizinischen Befundes sieht es natürlich ganz anders aus. _________________
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Anja O`Glendence Moderator

Alter: 57 Anmeldedatum: 06.01.2004 Beiträge: 10663 Wohnort oder Bundesland: Deutschland
Hunde der User: Othello vom Büttgeshof Cascaja Alida von Steinberg O'Glendence Lovely Nayeli / O'Glendence Lovely Lancelot / O'Glendence Lovely Lancer O'Glendence Especially For Me /O'Glendence Especially For You O'Glendence Just Jeffrey Magic Moments of Joy vom Märchengarten
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Verfasst am: 20.1.2011, 20:01 Titel: |
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Hallo Birgit,
danke für das Interview.
Dr. Gansloßer hat zu vielen polarisierenden Themen eine eindeutige Meinung und propagandiert die auch auf seinen Seminaren.
Viele dieser Standpunkte kann man auch in wissenschaftlichen Büchern nachlesen, sie sind gängige Vet-Lehre und dennoch sprechen es viele Tierärzte nicht aus.
Man mag sich denken warum
LG
Anja _________________ Netiquette
"Wie sollte man sich von der endlosen Verstellung, Falschheit und Heimtücke des Menschen erholen, wenn die Hunde nicht wären, in deren ehrliches Gesicht man ohne Misstrauen schauen kann"
"Tief im Winter lernte ich endlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer lag" (Camus)
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diavolo Rang 11


Alter: 60 Anmeldedatum: 27.05.2009 Beiträge: 1908 Wohnort oder Bundesland: Erftstadt/NRW
Hunde der User: Ashley von Litchis gerufen "Diavolo" + 19.09.2012 O´Glendence Magic Montgomery gerufen "Dan"
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Verfasst am: 20.1.2011, 20:23 Titel: |
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Also ich habe noch keinen Tag über eine Kastration nachgedacht. Ich würde das auch nur machen lassen, wenn es medizinisch notwendig ist. Vielleicht habe ich in der Beziehung ja Glück gehabt mit Diavolo, aber er hat höchstens mal ein bischen geweint, wenn er eine heiße Hündin gewittert hatte. Mit dem Fressen hatte ich auch noch nie Probleme, Diavolo macht immer seinen Napf im Eiltempo leer. Gott sei Dank. _________________
Der Hund ist das einzige Wesen auf Erden, das dich mehr liebt, als sich selbst!!!
Ein Hund hat in seinem Leben ein Ziel, sein Herz zu verschenken!!! |
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-Birgit- Rang 11

Alter: 62 Anmeldedatum: 08.12.2004 Beiträge: 4781 Wohnort oder Bundesland: Deutschland
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Verfasst am: 20.1.2011, 20:40 Titel: |
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@ Elke, danke, dein Tierarzt scheint sehr umsichtig zu sein und dem Befund nach und im Sinne des Tieres
entsprechend zu behandeln und zu beraten. Vorbildlich.
@ Anja, danke , ich fand seine Antworten fachlich auch so gut und für den Hundehalter verständlich erklärt.
@ Dagmar, richtig, man sollte es wirklich nur bei eindeutigem medizinischen Hintergrund und zum Wohle des
Tieres machen.
LG, Birgit |
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Bunte Kuh Rang 11


Alter: 65 Anmeldedatum: 11.01.2009 Beiträge: 2563 Wohnort oder Bundesland: Bodensee - B.-W.
Hunde der User: WOTAN (*19.09.2008)
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Verfasst am: 21.1.2011, 09:04 Titel: |
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Hallo an alle,
dieses Thema ist wirklich immer wieder aktuell, oder?
Ich treffe (traf) TÄ....die mir glaubhaft versichern, das eine Frühkastration bei Hündinnen durchaus vertretbar sei..und gewollt und von ihnen auch angeraten wird. Ich hatte Kenntnis von einer solchen bei einer 6monatigen Westiehündin und wollte wissen wie das zu werten ist.... und Rüden sollten grundsätzlich spätestens mit 2 Jahren (???) kastriert werden.
Ich war über diese Frühkastration entsetzt und frage nach, bekomme als Antwort: das befürworte ich auch und würde es bei jeder Hündin durchführen......Ergebnis: mein Entsetzen verdoppelt und Adresse aus meinem (!) Telefonbuch gestrichen
Mir gräuseln sich die Nägel hoch, so etwas zu hören. Solange es zwar Paragraphen dazu im sogenannten Tierschutzgesetz gibt- sich aber dennoch in sehr gedankenloser und gefährlicher (für den Hund) Weise einfach (und DAS von TÄ..."zum Wohl des Tieres"....?) und immer wieder darüber hinweggesetzt wird, fehlen mir die Worte um dagegen zu agumentieren.
Wir können jedoch Foren wie diese nützen und aufklären oder Unsicherheiten von Hundeeltern zu diesem Thema aufklären......
Unser Willy Winzig wurde 16,2 Jahre alt und war ein sehr aktiver (!) Rüde, jedoch niemals, aber wirklich niemals der Gedanke an Kastration. Die Erziehung und Zuspruch für ihn (wenn die Mädels unterwegs waren) als auch genaue Beobachtung seines Verhaltens haben ausgereicht und es war auch nie ein wirkliches Problem.
Wotan ist jetzt 2,4 Jahre alt und auch hier gibt es KEINE Gedanken daran.....es sei denn es würde nachprüfbar (mehrere Meinugnen einholend) medizinisch notwendig. (siehe Conni's Moritz und ich hoffe er ist wieder fit!).
Puuh wie lang ich jetzt geschrieben habe.....das Thema bringt mich (ganz ungewohnt) echt in Rage.
Trotzdem allen einen schönen Tag, Heike _________________
Bannerdank an Frau "O"
"Wenn mein Hund aufwacht, kann ich an seinem Blick erkennen, ob er von mir geträumt hat" (James Gardner)
"Du denkst, Hunde kommen nicht in den Himmel. Ich sage dir, sie sind lange vor uns dort" (Robert Louis Stevenson, schottischer Schriftsteller) |
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Anja O`Glendence Moderator

Alter: 57 Anmeldedatum: 06.01.2004 Beiträge: 10663 Wohnort oder Bundesland: Deutschland
Hunde der User: Othello vom Büttgeshof Cascaja Alida von Steinberg O'Glendence Lovely Nayeli / O'Glendence Lovely Lancelot / O'Glendence Lovely Lancer O'Glendence Especially For Me /O'Glendence Especially For You O'Glendence Just Jeffrey Magic Moments of Joy vom Märchengarten
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Verfasst am: 21.1.2011, 12:41 Titel: |
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(...) Gedanken zur Frühkastration der Hündin
Der gegenwärtig zu beobachtende Trend der Frühkastration von Hündinnen muss als besorgniserregend betrachtet werden. Nicht nur, weil solche Hündinnen nie richtig erwachsen werden können und den Schub Richtung reifen Erwachsenenverhaltens, der in der Pubertät ansteht, nicht bekommen, sondern auch aus handfesten medizinischen Gründen. Wer allein wegen der Unannehmlichkeiten in der Läufigkeit seine Hündin kastrieren lässt, dem ist erstens zu entgegnen, dass er sich tierschutzwidrig verhält, und zweitens, dass er mit einem Stoffhund wohl besser beraten wäre. Zum Lebewesen Hund gehören auch sein geschlechtsspezifisches Verhalten, die Stimmungsschwankungen bei hormonellen Veränderungen und seine Veränderung im Wesen, wenn er pubertiert und langsam erwachsen wird. Wer diesen Weg nicht mit seiner Hündin mitgehen will - der sollte auf das Halten eines Hundes besser verzichten.
Oberstes Entscheidungsprinzip in der Frage der Kastration sollte das Wohl des Hundes sein. In jedem Einzelfall ist zu klären, ob eine Kastration vielleicht angebracht wäre. Nur eine feste Regel kann man Hündinnenbesitzer an die Hand geben: Wenn Sie kastrieren lassen wollen - bitte warten Sie ab, bis Ihre Hündin das erste Mal läufig gewesen ist, und danach noch gute zwei Monate mit der Operation. (...)
Quelle: Dr. Gabriele Niepel in "Der Hund" Ausgabe 9/2003
Im Herbst 2006 erschien im Kosmos-Verlag das Buch "Kastration bei Hunden" von Frau Dr. Gabriele Niepel. _________________ Netiquette
"Wie sollte man sich von der endlosen Verstellung, Falschheit und Heimtücke des Menschen erholen, wenn die Hunde nicht wären, in deren ehrliches Gesicht man ohne Misstrauen schauen kann"
"Tief im Winter lernte ich endlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer lag" (Camus)
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-Birgit- Rang 11

Alter: 62 Anmeldedatum: 08.12.2004 Beiträge: 4781 Wohnort oder Bundesland: Deutschland
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Verfasst am: 21.1.2011, 13:25 Titel: |
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Vet-MedReportV
8 Sonderausgabe
33. Jahrgang
Berlin, September 2009
Internet-Archiv: www.medreports.de/publikationen.html
Auswirkung der Kastration auf den Stoffwechsel, den Bewegungsapparat und die Tumorgenese
IRIS M. REICHLER, ZÜRICH
Mit der chirurgischen Entfernung der Gonaden entfällt nicht nur ihre germinative, sondern auch ihre endokrine Funktion.
Neben dem erwünschten Effekt, der Ausschaltung der Reproduktionsfunktion, haben der Wegfall der Gonadenhormone
(Östrogen, Testosteron, Progesteron) Auswirkungen auf den Stoffwechsel, den Bewegungsapparat und die
Tumorgenese. Diese variieren mit der Spezies, dem Geschlecht, dem Alter zum Zeitpunkt der Kastration und der Rasse.
Bei Katzen steigert die Kastration das Risiko für Obesitas um mehr als das Dreifache, dieses Risiko kann durch einfache Maßnahmen wie Reduktion des Fettgehaltes und der Futtermenge verhindert werden. Bei Hunden ist der Einfluss der Kastration weniger klar. Frühkastrierte Hunde scheinen im Vergleich zu später kastrierten Hunden ein geringeres Risiko für Obesitas zu haben. Kastrierte Kater sind nicht nur häufiger übergewichtig, sondern erkranken auch 2–9 mal häufiger an Diabetes mellitus als intakte Katzen. Vermutlich ist dies auf die reduzierte Insulinsensitivität nach Kastration zurückzuführen. Diabetes mellitus tritt auch bei kastrierten Rüden häufiger auf als bei intakten Rüden. Bei diabetischen Hündinnen ist die Kastration und damit die Entfernung der Quelle des Progesterons, eines bedeutenden Gegenspielers des Insulins, ein wichtiger Bestandteil der Behandlung.
Bewegungsapparat
Bereits seit dem Altertum ist der eunuchoide Hochwuchs als Folge der präpubertären Kastration bekannt. Durch eine präpubertäre Kastration wird der Fugenschluss verzögert und als Folge der verlängerten Wachstumsphase entsteht ein dysproportionierter Hochwuchs. Am deutlichsten zeigt sich dies beim Kater: Werden Kater mit 7 Wochen oder 7 Monaten kastriert, ist ihr Radius, wenn sie ausgewachsen sind, um 13 % länger als der von intakten Katern. Auch präpubertär kastrierte Hunde und Kätzinnen wachsen länger, bei diesen ist die Größenzunahme im Vergleich zu nicht kastrierten Tieren jedoch gering. In großen Populationsstudien wurde jedoch weder beim Hund noch bei der Katze ein Zusammenhang zwischen Kastrationszeitpunkt und Frakturinzidenz festgestellt. Gemäß einer Untersuchung an Boxern nimmt die Häufigkeit der Hüftgelenksdysplasie (HD) durch die Kastration um das 1,5fache zu, Einflussfaktoren wie Körpergewicht oder -größe wurden in der Studie jedoch nicht berücksichtigt. Untersuchungen an kastrierten Hunden zeigten, dass der Zeitpunkt der Kastration eine Rolle spielt: Hunde, die im jugendlichen Alter (< 6 Monate) kastriert wurden, entwickeln häufiger HD als Hunde, die im Alter zwischen 6 Monaten und einem Jahr kastriert wurden. Das Risiko für einen Riss des kranialen Kreuzbandes scheint ebenfalls vom Kastrationsstatus beeinflusst zu werden: Intakte Hunde sind nur halb so häufig betroffen wie ihre kastrierten Geschlechtsgenossen.
Tumorgenese
Mammatumoren sind die häufigsten Tumoren der Hündin und die dritthäufigsten bei der Kätzin. Die Tumorgenese ist von den Reproduktionshormonen abhängig: Eine frühe Kastration erniedrigt das Risiko für die Mammatumorentstehung, Progestagenbehandlungen dagegen erhöhen das Risiko. Eine Kastration nach dem 2. Lebensjahr einer Kätzin oder nach der 2. Läufigkeit hat keinen präventiven Effekt auf die Ent stehung von Mammatumoren. Ob die Kastration bei Hündinnen mit malignen Mammatumoren die Überlebensrate nach Tumorentfernung beeinflusst, ist umstritten.
Tumoren im Genitaltrakt kastrierter Hündinnen und Kätzinnen sind sehr selten, am häufigsten sind Leiomyome. Eine Hormonabhängigkeit wird vermutet, da ihr Auftreten vor allem bei intakten Hündinnen und Kätzinnen beschrieben ist und sie zudem bei Hündinnen, die vor dem Alter von 2 Jahren kastriert wurden, nicht beobachtet wurden. Bei Scheidentumoren wird mit der Tumorentfernung gleichzeitig die Gonadektomie empfohlen, da so ein Rezidiv evtl. verhindert werden kann. Die tumoröse Entartung der Prostata ist bei Rüde und Kater eine sehr seltene, jedoch fast ausschließlich bösartige Erkrankung. Kastrierte Tiere erkranken 3x häufiger, dafür allerdings erst in höherem Alter. Übergangsepithelkarzinome sind seltene Tumore beim Hund, das Erkrankungsrisiko variiert in Abhängigkeit von Rasse (18x häufiger beim Schottenterrier), Geschlecht (2x häufiger bei Hündinnen), Kastrationsstatus (4x häufiger bei kastrierten Hunden), Obesitas sowie Umgebungsfaktoren wie zum Beispiel Insektizidexposition sehr stark. Perianaladenome treten vor allem beim älteren intakten Rüden auf und sind häufig mit Leydig’schen Zwischenzelltumoren des Hoden assoziiert. Eine Testosteronabhängigkeit wird vermutet. Bei Hündinnen dagegen werden Perianaladenome nahezu ausschließlich bei kastrierten Hündinnen beobachtet. Möglicherweise reichen basale Östrogenspiegel nicht aus, um das Tumorwachstum zu unterdrücken. Herztumoren treten mit einer Inzidenz von 0,19 % bei Hündinnen wie bei Rüden auf. Risikofaktoren sind Rassezugehörigkeit und Reproduktionsstatus.
Kastrierte Hündinnen haben ein 4mal höheres und kastrierte Rüden ein 1,6mal höheres Risiko als ihre intakten Geschlechtsgenossen. Vermutlich ist ein protektiver Effekt von Östrogen für das geringere Risiko für Herztumoren intakter Hunde, insbesondere der Hündinnen, verantwortlich; ein Einfluss der höheren Le benserwartung kastrierter Hunde und einer dadurch bedingten höheren Tumorinzidenz ist jedoch nicht auszuschließen. Hämangiosarkome der Milz scheinen bei gonadektomierten Hunden ebenfalls öfters aufzutreten als bei intakten.
Das Osteosarkom ist ein seltener, sehr bösartiger Tumor, der bei kastrierten Hunden doppelt so häufig auftritt wie bei intakten. Das Osteosarkomrisiko scheint direkt abhängig von der Dauer der Sexualhormonexposition zu sein: Vor dem ersten Lebensjahr kastrierte Rüden und Hündinnen hatten ein 4- bzw. 3fach erhöhtes Risiko im Vergleich zu intakten Rüden bzw. Hündinnen.
Lebensdauer
Kastrierte Hunde und Katzen haben eine höhere Lebenserwartung als intakte Tiere. Bei Hündinnen und Rüden beträgt der Unterschied rund ein Jahr, bei Kätzinnen 4 Jahre und bei Katern 5 Jahre. Mögliche Ursachen für die höhere Lebenserwartung kastrierter Tiere sind das geringere Risiko für endokrine Erkrankungen und die Behandlung bestimmter Erkrankungen durch die Kastration; daneben könnte auch die ruhigere Lebensweise nach Kastration eine Rolle spielen. Des Weiteren ist aber auch ein Haltereinfluss denkbar, möglicherweise weist die Kastration auf eine bessere medizinische Versorgung hin.
Literatur bei der Verfasserin
Korrespondenzadresse:
Priv.-Doz. Dr. Iris M. Reichler
Abteilung für Kleintierfortpflanzung
Klinik für Fortpflanzungsmedizin
Vetsuisse-Fakultät Universität Zürich
Winterthurerstr.260
8057 Zürich, Schweiz
ireichler@vetclinics.uzh.ch
Quelle: http://www.schroeders-agentur.de/medpdf09/VetMedReport08_2009.pdf
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Lexikon medizinische Fachbegriffe:
http://www.deam.de/lexikon/index.html |
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Bunte Kuh Rang 11


Alter: 65 Anmeldedatum: 11.01.2009 Beiträge: 2563 Wohnort oder Bundesland: Bodensee - B.-W.
Hunde der User: WOTAN (*19.09.2008)
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Verfasst am: 21.1.2011, 13:54 Titel: |
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Danke Birgit........sehr gute Informationen!
Ich bleibe damit bei meiner Meinung! Gruß Heike _________________
Bannerdank an Frau "O"
"Wenn mein Hund aufwacht, kann ich an seinem Blick erkennen, ob er von mir geträumt hat" (James Gardner)
"Du denkst, Hunde kommen nicht in den Himmel. Ich sage dir, sie sind lange vor uns dort" (Robert Louis Stevenson, schottischer Schriftsteller) |
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-Birgit- Rang 11

Alter: 62 Anmeldedatum: 08.12.2004 Beiträge: 4781 Wohnort oder Bundesland: Deutschland
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Verfasst am: 21.1.2011, 14:29 Titel: |
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Gern geschehen.
Hier noch ein sehr außführliches Lexikon zum Nachschlagen der Fachbegriffe.
http://www.fachbegriffe-medizin.de/
VG, Birgit |
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