Solange es so viele leidende Menschen gibt ...
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Ellidesign Rang 11


Alter: 42 Anmeldedatum: 13.07.2007 Beiträge: 3365 Wohnort oder Bundesland: Hamburg
Hunde der User: Pendientis Pepita
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Verfasst am: 9.8.2010, 15:32 Titel: Solange es so viele leidende Menschen gibt ... |
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Solange es so viele leidende Menschen gibt, ist es unverantwortlich, Zeit und Energie für Tiere zu investieren - die Menschen kommen zuerst! So lautet eine häufige Kritik an Tierrechtlern und Tierschützern. Nun, diejenigen, die so reden, zeigen tatsächlich zunächst einmal eines: daß SIE NICHT zu jenen gehören, denen die Menschen wirklich am Herzen liegen. Denn wer sich wirklich um Menschen kümmert, dem sind auch die Tiere ein Anliegen, und wer sich wirklich um Tiere kümmert, dem sind auch die Menschen ein Anliegen.
Einen anschaulichen Beleg hierfür liefert ein einfacher Test: Man frage jene, die das Menschen-zuerst-Argument propagieren, welches Engagement für Menschen ihnen denn keine Zeit mehr für Tiere lasse. Verlegene Ausflüchte werden die Folge sein! Tatsache ist nämlich: Wer helfen will, hilft, ohne lange zu fragen, wem er zuerst helfen sollte, und wer nicht helfen will, der hilft eben nicht - und beruft sich dabei auf dubiose Prioritäten. "Die Menschen kommen zuerst" ist in aller Regel ein Vorwand dafür, um weder für Tiere noch für Menschen etwas zu tun.
Andererseits ist in der konkreten Praxis im gesamten Bereich gemeinnütziger Tätigkeiten Aufgabenteilung sinnvoll und notwendig. Und deshalb ist auch absolut nichts dagegen einzuwenden, daß sich manche Menschen auf das Wohl von Tieren konzentrieren. Einer Museumsgesellschaft wird ja auch nicht, wie Gotthard M. Teutsch treffend feststellt, vorgeworfen, sich nur um alte Kunst und nicht auch um alte Menschen zu kümmern!
Erfreulicherweise gibt es aber im Alltag genügend Gelegenheit, unabhängig von seiner "Hauptzielgruppe" für Menschen UND Tiere etwas zu tun. So wird etwa niemand durch sein Engagement für Menschen daran gehindert, keine Tiere zu essen, also vegetarisch zu leben!
Und wozu führen ethische Überlegungen in bezug auf die Frage, wem wir "zuerst" helfen sollten? Zunächst einmal zur Erkenntnis: Absolute Prioritätensetzungen sind unsinnig. So würde etwa aus der Verabsolutierung der Regel "Überleben ist wichtiger als Gleichberechtigung" folgen, daß wir uns um die Gleichberechtigung von Frauen erst kümmern dürften, wenn es keine vom Tode bedrohten Menschen mehr gibt. Und aus der Regel "Überleben ist wichtiger als Wohnen" folgte, daß wir uns um Obdachlose erst kümmern dürften, wenn keine Menschen mehr zu verhungern drohen.
Selbst plausible Prioritätensetzungen verlieren also durch Verabsolutierung ihre Sinnhaftigkeit. Und Prioritätensetzungen, die von vornherein fragwürdig sind, werden durch Verabsolutierung noch unsinniger. "Die Menschen kommen zuerst" ist eine solche von vornherein unsinnige Forderung! Warum? Weil sie eine unbestreitbare Tatsache verleugnet: Es gibt Mißstände, die schwerstes tierliches Leiden involvieren, und Mißstände, die nur vergleichsweise harmloses menschliches Leiden involvieren.
Schwerstes Leiden WENIGER ernstzunehmen als vergleichsweise harmloses Leiden, ist offenkundig irrational und ungerecht. Exakt dies fordern aber die Menschen-zuerst-Befürworter: Die Menschen sollen IMMER Vorrang vor Tieren haben - egal, wie schrecklich die Qualen von Tieren und wie harmlos das Unbehagen von Menschen auch immer sein mögen! Mehr noch: Gemäß der Menschen-zuerst-Position brauchen wir uns die Lebensbedingungen von Tieren nicht einmal ANZUSEHEN, solange es noch irgendwelche Widrigkeiten für Menschen gibt. Denn: Die Menschen kommen sowieso zuerst!
Damit wird quasi die Irrationalitätsschraube noch einmal angezogen - und gleichzeitig jegliche Möglichkeit, die Fehlerhaftigkeit unseres Vorurteils zu erkennen, ausgeschaltet: Fakten, die man ignoriert, können einen nicht verunsichern.
So bedauerlich das Übermaß an Leiden auf Erden ist und so verwirrend die Antworten auf die Frage, wie wir ihm begegnen sollten, zuweilen auch sein mögen - eines ist immerhin sicher: Die Menschen-zuerst-Forderung führt heillos in die Irre, weil sie Fakten verleugnet und Irrationalität und Ungerechtigkeit zur Regel macht: Selbst größtes tierliches Leiden zählt nichts im Vergleich zu kleinstem menschlichen Leiden; selbst lebenslanges tierliches Martyrium zählt nichts im Vergleich zu kurzem menschlichem Unbehagen. "Die Menschen kommen zuerst" ist eine intellektuelle und moralische Bankrotterklärung.
© Helmut F. Kaplan _________________ Liebe Grüße
Ellen
"Ich fürchte, die Tiere betrachten den Menschen als ein Wesen ihresgleichen, das in höchst gefährlicher Weise den gesunden Tierverstand verloren hat."
- Friedrich Nietzsche - |
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Verfasst am: Titel: Anzeige |
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Pia13 Rang 11


Alter: 57 Anmeldedatum: 17.05.2006 Beiträge: 4103 Wohnort oder Bundesland: RLP/ Westerwald
Hunde der User: Aischa *Juni 1994 +31.10.2006 Kira *27.06.03 Emmily *15.02.2009
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Verfasst am: 9.8.2010, 21:31 Titel: |
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Dazu nur dies:  _________________
„Haben Tiere eine Seele und Gefühle“ kann nur fragen, wer über keines der beiden verfügt.
(Eugen Drewermann) |
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Anja O`Glendence Moderator

Alter: 57 Anmeldedatum: 06.01.2004 Beiträge: 10663 Wohnort oder Bundesland: Deutschland
Hunde der User: Othello vom Büttgeshof Cascaja Alida von Steinberg O'Glendence Lovely Nayeli / O'Glendence Lovely Lancelot / O'Glendence Lovely Lancer O'Glendence Especially For Me /O'Glendence Especially For You O'Glendence Just Jeffrey Magic Moments of Joy vom Märchengarten
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Verfasst am: 10.8.2010, 00:44 Titel: |
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Absolut richtig  _________________ Netiquette
"Wie sollte man sich von der endlosen Verstellung, Falschheit und Heimtücke des Menschen erholen, wenn die Hunde nicht wären, in deren ehrliches Gesicht man ohne Misstrauen schauen kann"
"Tief im Winter lernte ich endlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer lag" (Camus)
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Lucybaby Rang 11


Alter: 68 Anmeldedatum: 05.07.2007 Beiträge: 3380 Wohnort oder Bundesland: Franken
Hunde der User: Lucy vom schönen Steigerwald
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Verfasst am: 10.8.2010, 12:47 Titel: |
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Ganz genau!
Es gibt ein schönes Sprichwort: "Wer keine Tiere liebt, liebt auch keine Menschen"
und das stimmt! _________________
Gib einem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund
- Hildegard von Bingen - |
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Nic04 Rang 11


Alter: 63 Anmeldedatum: 16.05.2006 Beiträge: 7877 Wohnort oder Bundesland: NRW
Hunde der User: Kea von den white Dogs Alex von Bewie, gen. Max +15.4.11 O'Glendence Rose DeWitt Bukater
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Verfasst am: 10.8.2010, 15:46 Titel: |
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Ute, du hast es schön auf den Punkt gebracht. _________________
Die Treue eines Hundes ist ein kostbares Geschenk, das nicht minder bindende moralische Verpflichtungen auferlegt als die Freundschaft eines Menschen.
(Konrad Lorenz) |
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