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Marie Rang 11
Alter: 63 Anmeldedatum: 05.06.2004 Beiträge: 5929 Wohnort oder Bundesland: Hessen
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Verfasst am: 10.3.2008, 14:03 Titel: Der grüne Star! |
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Management des Glaukompatienten
Andrea Steinmetz*
Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig
Wie erkenne ich ein Glaukom?
Die wichtigsten klinischen Anzeichen eines akuten Glaukoms sind neben einem unspezifisch „roten Auge“ der Berührungsschmerz, eine meist weite Pupille, ein Hornhautödem und der akute Verlust des Visus.
Gelegentlich ist Blepharospasmus (Lidkneifen) und Lichtscheue zu beobachten.
Bei Hund und Katze ist der erhöhte Augeninnendruck bis heute der einzig feststehende Beweis für das Vorliegen eines grünen Stares.
Der Normalbereich wird für Hund und Katze mit 11 - 19 - 29 mm Hg
angegeben (Gelatt & MacKay 1998). Dabei spricht man beim Hund ab einem Wert von 25 mm Hg, bei der Katze ab einem Wert von 31 mm Hg vom Glaukom.
Bei der Intraokulardruckmessung ist zu beachten, dass viele Tonometer den Wert eher unterschätzen. Miller et al. (1991) ermittelten für den TonoPen™ 16,7 mm Hg als Normalwert.
Wir messen bei gesunden Augen mit dem TonoPen™ i. d. R. Werte zwischen 12 und 17 mm Hg.
Da der Episkleralvenendruck den Intraokulardruck (IOD) beeinflusst, ist bei der Messung darauf zu achten, dass durch Fixation, enge Halsbänder o. ä. kein Druck auf die Halsvenen erfolgt.
Warum ist ein Glaukom ein Notfall?
Das Glaukom wirkt sich mehr oder weniger auf alle Strukturen des Auges aus. Für die Funktion des Auges besonders verheerend sind die druckbedingten Schäden am Kopf des N. opticus und an den
oberflächlichen Retinaanteilen.
Diese entstehen zum einen durch eine Ischämie und zum anderen durch
eine mechanische Verlagerung der Lamina cribrosa nach kaudal. Die anhaltende Ischämie führt über eine Kaskade von Ereignissen (u. a. Freisetzung toxischer Mediatoren) zum fortschreitenden Zelltod
auch peripher und tiefer gelegener Retinaanteile.
Es ist davon auszugehen, dass höhere Drücke (50 - 80 mm Hg werden erreicht) innerhalb von Stunden zum irreversiblen Erblinden des Auges führen.
Weiterhin ist zu beachten, dass jeder Anstieg des Augeninnendruckes zu einer ausgeprägten „Schmerzattacke“ beim Tier führt.
Welche Tiere sind betroffen?
Vom sogenannten Sekundärglaukom, welches nach einer anderen okulären oder systemischen Erkrankung (z. B. Katarakt, Uveitis, Linsenluxation, Neoplasien, Netzhautablösung oder Blutung) auftritt,
können prinzipiell alle Patienten betroffen sein.
Das Primärglaukom tritt mit der Anwesenheit einer angeborenen Anomalie, der sogenannten Kammerwinkeldysplasie, bei einigen Hunde- und Katzenrassen gehäuft auf (Whelan 1999; Cawrse et al.
2001; Gray et al. 2003).
Beispielhaft für den Hund seien hier die Rassen American und English Cocker, Basset Hound, Beagle, Flat-Coated Retriever, Bouvier des Flandres, Sibirischer Husky, Chow Chow, Samojede, Deutsche Dogge, Pudel und Shar Pei erwähnt.
Oft sehen wir jedoch auch Mischlinge mit einem Primärglaukom. Bei der Katze gibt es Rasseprädispositionen für das Primärglaukom bei Siam-, Perser-, Europäisch Kurzhaar- und Burma-Katzen.
Kann man das potentielle Risiko eines Primärglaukoms schon vorher einschätzen und wie kann man dem entgegenwirken?
Eine Gonioskopie (Kammerwinkelbetrachtung) ist bei Angehörigen gefährdeter Rassen generell empfehlenswert. Von Bedeutung ist auch die Gonioskopie des symptomlosen Partnerauges bei einem Glaukomanfall.
Beim Vorliegen einer Kammerwinkeldysplasie muss man die Besitzer auf ein erhöhtes Erkrankungsrisiko auch für das Partnerauge hinweisen.
Manche Autoren empfehlen deshalb die prophylaktische Therapie am Partnerauge. Sie können zwar damit die Ausweitung der Erkrankung auf
das zunächst symptomlose Auge nicht verhindern, erreichen jedoch eine Verzögerung des Erkrankungsbeginns (Miller et al. 2000).
Bei nachgewiesener Kammerwinkeldysplasie sensibilisieren wir die Besitzer bezüglich o. g. Symptomen eines Glaukoms und raten zu einer umgehenden Vorstellung beim Tierarzt zur Messung des Augeninnendruckes auch bei geringsten Anzeichen.
Unabhängig von klinischen Problemen empfehlen wir regelmäßige Kontrollen des Augeninnendruckes.
Sollte sich dabei eine steigende Tendenz zeigen und sollten sich die Werte auf 20 mm Hg zu bewegen, beginnen wir mit der Gabe von drucksenkenden Mitteln.
Wie sieht die Therapie eines akuten Glaukomanfalls aus?
Initial applizieren wir Xalatan®AT (Prostaglandin) einmal lokal. Dazu kombinieren wir Azopt®AT (lokaler Karboanhydrasehemmer). Der Intraokulardruck wird nach 30 min erneut kontrolliert. Bei unzureichender
Absenkung verabreichen wir eine Mannitolinfusion (1 - 2 g/kg über 20 Minuten i.v.), Diclofenamid (systemischer Karboanhydrasehemmer) kann mit einer Startdosis von 10 mg/kg p.o. dazu gegeben werden.
Führt auch dies nicht zu einem Erfolg, punktieren wir die Vorderkammer und titrieren den Druck auf ca. 12 mm Hg herunter.
Wie manage ich über längere Zeit einen Glaukompatienten und wie ist die Prognose?
Nach einem akuten Glaukomanfall muss der Besitzer auf eine regelmäßige Kontrolle des Augeninnendruckes bei seinem Tier und eine regelmäßige, zuverlässige Medikamentengabe orientiert werden.
Hierzu verwenden wir Azopt®AT zwei- bis dreimal täglich. Wichtig ist, dass die Druckkontrollen stets unmittelbar vor der nächsten Tropfenapplikation erfolgen müssen.
Wir streben einen Kontrolldruck von maximal 18 mm Hg an. Bei einem höheren Druck wird die Therapie durch die abendliche Gabe von
Xalatan®AT erweitert.
Eine weitere Stufe der Medikamentenapplikation ist die Gabe von Diclofenamid p.o. in einer Dosierung von 3 mg/kg zwei- bis dreimal täglich.
Hierbei ist die systemische Wirkung (Kaliumverlust über die Niere) zu beachten.
Steigt der Druck trotzdem weiter an, führen wir eine Zyklophotokoagulation (mittels Diodenlaser) evtl.
in Verbindung mit einer Shuntkonstruktion durch. Auch postoperativ ist eine medikamentelle Therapie erforderlich.
Leider ist anzumerken, dass jeder – auch der frühzeitig erkannte – Glaukomschub zu einer irreversiblen Zerstörung von Arealen retinaler Zellen führt.
Aus diesem Grund ist die Prognose für die Sehfähigkeit des Auges langfristig eine schlechte.
Trotzdem sollten alle Anstrengungen darauf hinaus
laufen, das Erblinden des Auges möglichst weit hinauszuschieben.
Oft gelingt das über mehrere Jahre und lässt ältere Tiere damit zeitlebens sehend bleiben und gibt jüngeren die Gelegenheit, sich langfristig
an die Situation anzupassen.
Die oft diskutierte Gabe neuroprotektiver Medikamente ist noch nicht
evaluiert.
Was ist bei einem Glaukom im Endstadium (Buphthalmus) den Besitzern zu empfehlen?
Ein Buphthalmus ist bei Hund und Katze definitiv mit Blindheit verbunden. Trotzdem führen die nach wie vor vorhandenen Druckschwankungen zu einer ausgeprägten Dolenz bei diesen Tieren.
Dem Besitzer ist – auch aus Tierschutzgründen – deshalb unbedingt eine Enukleation anzuraten. Alternativ kann man unter Beachtung der Kontraindikationen nach Eviszeration eine intraokuläre Prothese einbringen. |
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