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14.10.2024, 08:08 |
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Informationen zur künstlichen Besamung beim Hund Verfasst am: 22.09.2006, 17:15 |
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Auch in der Hundezucht gewinnt die künstliche Besamung immer mehr an Bedeutung, wenngleich ihre Befürworter auf die gleichen Vorbehalte stoßen, wie in der Nachkriegszeit die Befürworter der künstlichen Besamung beim Rind.
Die Angst vor Unfruchtbarkeit und Missbildungen war damals groß, wurde jedoch bald ihrer Grundlage entzogen. Im Gegenteil: Die züchterischen Erfolge in der Rinderzucht wären ohne den Einsatz der künstlichen Besamung nicht möglich gewesen.
Aber auch in der Schweine-, Ziegen- und inzwischen in der Warmblutzucht hat sich die künstliche Besamung als gleichberechtigte Methode zur Bedeckung neben dem Natursprung etablieren können.
Ein Blick auf den amerikanischen Zuchthundeverband (AKC: American Kennel Club) zeigt, dass diese Entwicklung auch vor der Hundezucht nicht Halt macht. Hier verdoppelte sich die Zahl der durch Übertragung von Tiefgefriersamen entstandenen Würfe zwischen den Jahren 1997 und 2000 auf 658 bei anhaltend steigender Tendenz.
Damit die Vorteile dieser Technik auch bei uns zum Tragen kommen können, muss ein flächendeckendes Netz an qualifizierten Tierärztinnen und Tierärzten aufgebaut werden, die sowohl die Technik der Samenentnahme und -untersuchung als auch der Samenübertragung und des Umgangs mit Tiefgefriersamen beherrschen.
Drei Arten der künstlichen Besamung werden unterschieden:
Bei der Frischsamenübertragung wird der Samen des Rüden in Anwesenheit der zu deckenden Hündin entnommen und nach kurzer Untersuchung meist ohne Zusatz von Samenverdünner auf die Hündin übertragen.
Der Samen kann durch Zusatz eines geeigneten Verdünners und Kühlung für zwei bis drei Tage haltbar gemacht werden. Der gekühlte Samen kann in dieser Zeit transportiert werden.
Die Herstellung von Tiefgefriersamen ist deutlich aufwendiger, der Samen kann jedoch beliebig lange in einer Samenbank gelagert werden.
Für den Erfolg der künstlichen Besamung sind der Zeitpunkt und der Ort der Samenablage entscheidend.
Der beste Zeitraum für einen natürlichen Deckakt oder die Frischsamenübertragung liegt bei 3 bis 6 Tagen nach dem LH-Peak (= 1-4 Tage nach den Eisprüngen), wobei die Samenablage in der Regel vor den äußeren Muttermund (präzervikal) erfolgt.
Gekühlter Samen
wird am besten 4 bis 6 Tage nach dem LH-Peak (2-4 Tage nach den Eisprüngen) übertragen. Eine intrauterine Samenablage kann sinnvoll sein, ist aber nicht zwingend erforderlich.
Tiefgefriersamen
wird aufgrund der geringeren Lebensdauer der aufgetauten Spermatozoen erst 5-6 Tage nach dem LH-Peak (3-4 Tage nach den Eisprüngen) übertragen. Die intrauterine Samenablage ist für den Erfolg entscheidend.
Vorteile der künstlichen Besamung:
1. Ein wesentlicher Vorteil der künstlichen Besamung liegt im Schutz des Deckrüden vor Infektionen.
Die häufig geforderte bakteriologische Untersuchung der Hündin vor dem Deckakt gewährleistet keine Sicherheit vor gefährlichen Infektionserregern wie Brucellose, Herpesvirus, Mykoplasmen oder anaeroben Keimen. Bei der künstlichen Samenübertragung fällt dieses Risiko für den Rüden weg.
2. Schutz des Deckrüden und der Hündin vor Verletzungen.
Auch wenn durch wiederholte Hormonuntersuchungen der beste Deckzeitpunkt (zwei Tage nach den Eisprüngen der Hündin) sehr gut ermittelt werden kann, ist dieser Tag nicht in jedem Fall der Tag der besten Duldungsbereitschaft der Hündin. Dieser kann um ein bis zwei Tage von dem hormonell ermittelten besten Decktag abweichen. Gerade wenn für die Anpaarung nur ein Deckakt zur Verfügung steht, kann dieser Umstand zu erheblichen Problemen führen.
Bei mehr oder weniger erzwungenen Deckakten kann es sowohl bei der Hündin als auch beim Rüden zu Verletzungen an den Genitalien mit zum Teil erheblicher Blutungsneigung oder auch zu Bissverletzungen kommen.
Verschiedene Ursachen können auch bei geschlechtsgesunden Tieren zum erschwerten Deckakt führen:
- Falscher Deckzeitpunkt
- Zu wenig Zeit und Platz um die Hündin und den Rüden aneinander zu gewöhnen.
- Deckunerfahrenheit des Rüden.
- Störung des Deckverhaltens seitens des Rüden durch Unterordnung gegenüber dem
- Hundeführer.
- Fehlende Duldungsbereitschaft der Hündin trotz richtigem Deckzeitpunkt.
- Individuelle Antipathie zwischen einer bestimmten Hündin und einem bestimmten Rüden.
3. Genaue Deckzeitpunkbestimmung bei der Hündin.
Während sich einige Hündinnen nur sehr kurz decken lassen, dulden andere den Deckakt über ein bis zwei Wochen oder noch länger. Die besten Konzeptionsraten und Wurfgrößen werden aber schon mit zweimaligem, zeitgerechtem Decken erreicht. Häufigere Deckakte erhöhen also nicht die Fruchtbarkeit, sondern das Risiko einer Genitalinfektion. Somit werden durch genaue Deckzeitpunktbestimmung, wie sie im Rahmen der künstlichen Besamung durchgeführt wird, zu häufige und überflüssige Deckakte verhindert.
4. Transport von Samen wird möglich.
Auch ohne Tiefgefrierkonservierung kann Rüdensamen innerhalb von 2 Tagen als gekühlter Samen durch Transportunternehmen verschickt werden. Zeitraubende Fahrten können insofern verringert werden.
5. Erkrankungen der Hündin können erkannt werden.
Anlässlich der gynäkologischen Untersuchung vor der Besamung oder auch während der Besamung können Veränderungen bei der Hündin erkannt werden, die die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen könnten. Dies betrifft vor allem Veränderungen in der Scheide, wie Scheidenspangen (Abb. 7), Verklebungen, Entzündungen, Narben oder Wucherungen.
Ungewöhnlich lang anhaltende Östrogenwirkung kann bei der wiederholten vaginalzytologischen Untersuchung auffallen und indirekt Hinweise auf Eierstockserkrankungen liefern, denen dann gezielt nachgegangen werden kann.
Weitere wesentliche Vorteile ergeben sich durch den Einsatz von Tiefgefriersamen:
Bei der andrologischen und der Samenuntersuchung werden Geschlechtskrankheiten und mangelhafte Spermaqualität wesentlich früher erkannt, als im Natursprung.
Die Zuchtnutzung des Rüden wird durch andere Nutzungen weniger eingeschränkt. Rüden können im Dienst-, Rettungs- oder Jagdhundeeinsatz sein, Ausstellungen oder Rennen absolvieren oder an Wettkämpfen teilnehmen – die tiefgefrorenen Samenportionen stehen dem Züchter dennoch jederzeit zur Verfügung.
Das genetische Material des Rüden kann bis lange nach seinem Tod aufbewahrt und wieder eingesetzt werden. Auch wenn der Rüde durch einen Unfall zeugungsunfähig wird, können die eingefrorenen Samenportionen weiterhin genutzt werden.
Das Einsatzgebiet für den Rüden vergrößert sich, da tiefgefrorener Samen auch im Flugzeug transportiert werden kann. Damit können natürlich auch Hündinnen an verschiedenen Orten gleichzeitig vom selben Rüden besamt werden. Der Marktwert des Rüden kann so in anderen Ländern erheblich steigen. |
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