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Der alternde Westie Verfasst am: 06.09.2017, 21:53 |
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Anja Rehm
Auch wenn der West Highland White Terrier zu den langlebigen Hunderassen zählt, einerseits wegen seiner Größe und andererseits bedingt durch seine Robustheit, wird auch er, so wie wir alle, irgendwann einmal zu altern beginnen.
Bis zum 10./11. Lebensjahr werden Sie Ihrem Westie das Alter nicht anmerken.
Sichtbare Alterungsprozesse, meist mit Beginn der Ergrauung, werden Sie bei ihm schwerlich finden. Erfahrene Rassebeobachter schreiben ihm eine Anmut im Altern zu, wie sie bei sonst fast keiner Rasse zu finden ist. 1
Nicht selten ist der Westiesenior immer noch voller Tatendrang und zu Spielen aufgelegt.
Die oft angegeben Umrechnungsformel von 7 Hundejahren entsprechen einem Hundejahr ist lange überholt. Das Alter des Westies mit knapp 12 Jahren entspricht dem Renteneintritt des Menschen. Mit guter Pflege und mit Rücksicht auf sein Alter kann Ihr Westie Sie gut und gerne 15 Jahre und länger begleiten.
Um ihm einen schönen und möglichst langen Lebensabend zu ermöglichen sollten Sie sich jedoch nun auf die veränderten Verhältnisse einstellen.
Der Körper verändert sich nun langsam fortschreitend. Es beginnt eine Abnahme des der Zellmasse, jedoch durch die Verminderung der Tätigkeit organischer Systeme kommt es nun meist zu einer Zunahme des Fettgewebes. Eine Abnahme des Bindegewebes vermindert die Belastbarkeit des Stützgewebes, beeinträchtigt den Stoffwechsel und erhöht somit die Verletzlichkeit.
Es ist nun also wichtig, falls Ihr Rabauke gerne über die Wiesen flitzt, ihn etwas länger zuvor an der Leine zu führen, damit sich seine Muskeln und Bänder länger aufwärmen können. Hohe Sprünge sollten sie unterbinden.
Funktionseinschränkungen vollziehen sich nun auch in verschiedenen Organsystemen.
Herzleistung und Nierentätigkeit nehmen langsam ab, der Hund wird anfälliger für Schilddrüsenstörungen und altersbedingter Zuckererkrankung (Diabetes mellitus). Die Haut ist nicht mehr so regenerationsfähig wie beim Jungspund, der Verdauungsapparat verändert sich durch verminderte Enzymproduktion, die Darmperistaltik (Darmbewegung) lässt nach, der Harnapparat durch die nun eingeschränktere Nierenleistung arbeitet nicht mehr in der ursprünglichen Form, die Atemwege zeigen erste Folgen der ständigen Aufnahme von Schadstoffen (Nikotin, Umweltgifte, Abgase, etc.), die Stressanfälligkeit wird erhöht durch eine trägere Arbeit des Nervensystems (sensibleres Reagieren auf Stress/längere Zeitspanne um Stressoren zu überwinden), sind die häufigst anzutreffenden Veränderungen, die auch leider oftmals mit daraus resultierenden Erkrankungen einhergehen.
Erkrankungen im Alter:
Nierenerkrankungen
Harnapparaterkrankungen gehören zu den häufigsten Altersleiden. Im Alterungsprozess verlieren die Nieren etwa 10% ihres Gewichtes.
Die Folgen der verminderten Kapazität sind Polyurie/krankhaft erhöhte Harnausscheidung und häufig eine leichte Dehydrierung wenn der Hund nicht seinen Wasserkonsum entsprechend erhöht.
Wegen der verminderten Reservekapazität und Gegenregulation ist bei Nierenerkrankungen im Alter das Risiko einer Niereninsuffizienz hoch.
Michell im Alter von 10 Jahren
Kreislauferkrankungen
Bei Hunden zwischen 10 und 14 Jahren steigt die Häufigkeit von Herzerkrankungen von 20% auf 50% - 60% an. 2
Augenerkrankungen
Mit dem Alterungsprozess einhergehende Augenveränderungen sind vielfältig jedoch meist im Zusammenhang mit reduziertem Wassergehalt und Stoffwechselstörungen, stehend.
Tränendrüsenveränderungen: Die Zahl der an Keratokonjunktivitis sicca (KCS "Trockenes Auge") erkrankten Hunden steigt im Alter.
Hornhauttrübungen
Augenlidveränderungen (meist nur prädisponierte Rassen, wobei der Westie hier nicht dazu gehört).
Altersirisveränderungen
Alterskatarakte
Altersveränderungen der Augenlinse
Linsensubluxation und Linsenluxation
Netzhautveränderungen
Die meisten dieser angesprochenen Erkrankungen sind jedoch schnell sichtbar, sodass Besitzer meist früh den Hund beim Tierarzt vorstellen und ihm mit einer Therapie erfolgsversprechend geholfen werden kann.
Stoffwechselerkrankungen
Diabetes mellitus
Die meisten Fälle von Diabetes mellitus sind bei Hunden im Alter von 10 – 11 Jahren anzutreffen 3 . Bei älteren Hunden ist der Diabetes mellitus seltener.
Erkrankungen von Magen-Darm-Kanal, Pankreas und Leber
Der Magen Darm Trakt ist dem Altersprozess etwas weniger unterlegen, als andere Organsysteme.
Es kommt zwar zu etwas verzögerten Prozessen, die man allenfalls gut mit einer entsprechenden Ernährung, auf die wir später noch eingehen, regulierend eingreifen kann.
Leber
Von der Leber gibt es keine physiologischen Alterskrankheiten, sie scheint auch bis ins hohe Alter bestens zu funktionieren. Harmlose Leberveränderungen, wie beispielsweise eine knotige Leberzellenhyperplasie ist zwar bei annähernd 100% der alternden Hunde zu finden, bleibt aber unauffällig und hat keinerlei Einschränkungen zur Folge.
Kotabsatzprobleme und Verstopfung
Kommt meist nur in Folge falscher Ernährung (Knochen können nicht mehr verarbeitet werden, Futter ist zu ballastarm) vor und ist leicht abzustellen.
Die meisten Probleme hat der alternde Hund mit seinem Gebiss.
Zahnerkrankungen und Zahnfleischerkrankungen können im Alter zu folgenschweren Komplikationen führen.
Eine verminderte Infektabwehr wird im Zusammenspiel mit schlechter Mundhygiene beidseitig begünstigt. Die daraus resultierenden negativen Einflüsse auf andere Körpersysteme, können diese ernsthaft schädigen.
Um bei altersbedingten Krankheiten frühzeitig eingreifen zu können empfiehlt sich nun ein halbjährlicher Gesundheits-Check beim Tierarzt.
Auch empfiehlt sich eine gelegentliche Überprüfung des Urins, anhand dessen man eine Reihe der genannten Erkrankungen erkennen kann, mittels einem Combur-Test (Urinstreifen, erhältlich in der Apotheke) lässt sich dies leicht und problemlos durchführen.
Die Ernährung des alternden Hundes
Viele der angesprochenen Erkrankungen sind aufgrund ihrer Effekte auf den Energie- und Nährstoffbedarf relevant. 4
Der Energiestoffwechsel verlangsamt sich im Alter, dem Hund steht somit nicht mehr die gleiche Energie wie in jungen Jahren zur Verfügung.
Zugeführte Energie, die nicht verstoffwechselt werden kann, wird eingelagert, wobei Fett direkt gespeichert wird und Kohlenhydrate zuerst in Fett umgebaut werden.
Um diese unerwünschte Fetteinlagerung zu vermeiden gilt es den Anteil umsetzbarer Energie (Kalorien) in der Nahrung um etwa 20% zu reduzieren.
Calciumversorgung/Spurenelemente/Vitamine:
Bei einer erschwerten Nährstoffaufnahme im Alter können Mineralien nur noch in geringerer Menge eingelagert werden. Der Organismus ist darauf eingestellt zuerst den sonstigen Körper mit Calcium zu versorgen bevor es in den Knochen gespeichert wird. Calciummangel führt zu einer Entmineralisierung der Knochen und sie werden damit gebrechlich.
Vor diesem Hintergrund ist auf eine verminderte Phosphorzufuhr zu achten, die nicht höher als 50 mg/KG Körpergewicht pro Tag liegen sollte. Bei sehr alten Hunden und denen mit verminderter Nierenfunktion ist dieser Wert nochmals abzusenken auf etwa 30 mg/KG Körpergewicht pro Tag.
Das Verhältnis von Calcium und Phosphor sollte jedoch nicht einen Höchstwert von 2:1 übersteigen.
Spurenelemente, die der alternde Hund nun besonders benötigt sind Eisen, Zink, Selen und Iod. Auch die Vitaminresorption wird im Alter verringert, so dass das nun angebotene Futter besonders vitaminreich sein sollte. Vitamin H, Biotin wirken sich im Alter besonders günstig aus. Carnitin hat sich besonders bei bestimmten Herzerkrankungen bewährt.
Zur Anregung der Darmaktivität sollte der Rohfaseranteil/ Ballaststoffe auf etwa 5% erhöht werden
Da alle Organe in ihrer Leistungsfähigkeit etwas eingeschränkter arbeiten wird die Nahrung nicht mehr so schnell und gründlich (Aufnahme von Vitaminen) verdaut. Ist die Nahrung schwer verdaulich oder werden zu große Mahlzeiten angeboten bedeutet dies eine unnötige zusätzliche Belastung des Verdauungstrakts, die gerade bei Senioren vermieden werden sollte. Daher sollte der alternde Hund 3 mal am Tag in kleineren Portionen gefüttert werden, ebenso ist darauf zu achten, dass bei bestehenden Zahnproblemen keine zu große Brocken im Napf landen.
Bewegung im Alter:
Obwohl der alternde Westie vermehrte Ruhezeiten braucht und sicherlich öfter und länger schläft als in seiner Jugend, sollte er regelmäßig spazierengeführt werden.
So bleiben Herz und Kreislauf aktiv, ebenso wird durch die Bewegung der Darm aktiviert.
Quellenverweis:
1 „West Highland White Terrier”, Dr. W. Peper, Parey Verlag
2 „Praktikum der Hundeklinik“, 9. Aufl., Niemand/Suter, Parey Verlag
3 „Praktikum der Hundeklinik“, 9. Aufl., Niemand/Suter, Parey Verlag
4 „Ernährung des Hundes“ Grundlagen, Fütterung, Diätetik, H. Meyer/J. Zentek, Parey Verlag |
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