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Von der Bretagne zur Biscaya Teil I Verfasst am: 23.01.2007, 15:51 |
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2006 Urlaub – Frankreich, von der Bretagne zur Biscaya
Mike und Heike Kramer mit ihren Black Watch Westies 3750 km durch Frankreich
In diesem Jahr hatten wir uns viel vorgenommen. Vier lange Wochen wollten wir Frankreich von der Küste der Bretagne im Norden bis hinunter zur Atlantikküste bereisen. Eine Premiere war dieser Urlaub zudem, da wir erstmals mit dem Wohnwagen und nicht im Wohnmobil unterwegs waren. Es wurde eine traumhafte Reise mit Eindrücken, die man nicht vergisst. Eine Reise auch, auf der manchmal der Weg selbst
unvermittelt zum Ziel wurde.
16.09.
Das Abenteuer beginnt am 16.September 2006 um 08.20 Uhr mit der
Fahrt zu unserem ersten Transitziel, der Hafenstadt Honfleur an der Seine-Mündung in der Normandie. Nach ziemlich genau 11 Stunden Fahrt über Strecken mit vielen Steigungen treffen wir am Stellplatz Honfleur ein. Dort müssen wir jedoch feststellen, dass
Wohnwagen auf dem rappelvollen Platz (an genau diesem Wochenende findet die Fete-Crevette statt, was wir nicht wussten) nicht geduldet werden. Auf einem noch freien Platz hatten wir bereits
ein Parkticket gelöst, als uns ein eher unfreundlicher Zeitgenosse klarmacht, dass wir hier allenfalls noch 2 Stunden bleiben
können. Wir führen daher nur die Hunde auf den Großen Wiesen zwischen dem Hafen und der Stadt aus und fahren dann herüber in den Industriebereich des Hafens. Hier verbringen wir die Nacht dann neben einem rumänischen LKW. Das Umladen der Hundeboxen in den Wohnwagen und der Tretroller im Gegenzug in den Kofferraum des
Autos gestaltet sich etwas umständlich, doch die Nacht ist dafür ruhig.
17.09.
Am nächsten Tag verlassen wir den Ort schon um 07.30, noch ohne Frühstück. Nur unserem Wagen gönnen wir vorher noch einen Tank voll Gas an der Tankstelle „Garage Terrier“, eine Adresse, die sich
mit 7 Terriern an Bord ja durchaus empfiehlt.
Teil 1 -Bretagne
Am Mont St. Michel
Der weitere Weg in Richtung Pontorson, zum Mont St
Michel, zeichnet sich ebenfalls durch Steigungen im Format
der Kasseler Berge aus. Der Wagen muss sich auf der Strecke ganz schön quälen, und zu allem Übel macht unser erst am vorherigen Donnerstag vorsorglich gewechseltes Radlager vorn rechts zunehmend Geräusche. 6Km vor Pontorson steigert sich die Geräuschkulisse zu einer wirklich besorgniserregenden Begleitmusik für den
Einmarsch auf dem Campingplatz Haliotis, auf dem wir die erste Nacht für unsere Camping-Cheques verbringen wollen und den wir gegen 12.00 Uhr erreichen.
Die Anreiseetappe Mont St Michel hat allein durch den Campingplatz „Haliotis“ mehr als nur eine Erwähnung verdient. Der Platz wirkt sehr einladend und der Empfang ist sehr freundlich. Gleich neben der Glasfront der Rezeption lockt ein südländisch gestaltetes beheiztes Freibad und lässt uns einen Moment sogar die Sorgen mit dem Wagen vergessen.
Wir haben die freie Platzauswahl und entscheiden uns nach einem Rundgang für Nr. 25. Auf die neben dem einen freien Haustier zum Camping-Cheque, immerhin noch vorhandenen weiteren 6 Hunde
angesprochen, teilt man uns mit, diese seien auf dem Platz kostenlos – ich bin sprachlos und mehr als angenehm überrascht. Wir bestellen
gleich noch zwei Croissants für das morgige Frühstück und bringen den Wagen zum Stellplatz. Auf zwei Seiten von hohen Ligusterhecken eingefasst, stehen uns etwa 120qm Wiese zur Verfügung. Umgeben sind wir von freundlichen Engländern, so dass ich kaum einen Sprachentzug befürchten muss.
Etwas verspätet holen wir nach dem Aufstellen des Wohnwagens dann unser Frühstück nach – dank Mini-Backofen mit frischen Brötchen –
und ich probiere die Duschen aus. Hier, wie auch auf den Toiletten, wird man bei allen Erledigungen von dezenter Musik begleitet. Es stellt sich langsam Urlaubsfeeling ein. Während ich unter der Dusche stand, hat Heike bereits die Hunde gefüttert, so dass wir nun gemeinsam mit der Meute die nähere Umgebung erkunden können.
Gleich hinter den Sanitärgebäuden führt ein Tor hinaus zu dem kleinen Fluß xxx, an dem entlang man herrlich mit den abgeleinten Hunden laufen kann. Nach fast einer Stunde sind auch unsere vierbeinigen Begleiter so ausgeglichen, dass wir sie im Wohnwagen in ihren Reiseboxen allein lassen können.
Gegen 17.00 Uhr begeben wir uns daher noch auf den Weg zum Mont Saint Michel. Ohne Wohnwagen am Haken ist sogar erst einmal Ruhe im Vorderrad – vielleicht ist es ja mit Nachstellen des Radlagers
getan?? Vom Platz aus links, am Kreisverkehr die dritte
Ausfahrt und dann nur noch 9Km der Straße folgen, schon steht man an der Einfahrt zu den Parkplätzen des Klosterberges Mont Saint Michel – und trifft auf 1000 Jahre Geschichte und Business.
Wer hier, an der Grenze zwischen Normandie und Bretagne, vorbeikommt, sollte auch einmal den Klosterberg Mont St Michel besuchen. Immerhin 6000 Menschen täglich tun dies ebenfalls, so dass man nie wirklich allein hier stehen wird. Schon von weitem weist
einem die markante Erscheinung des Klosters den Weg hinaus ins Watt der Bucht und je näher man kommt, desto beeindruckender steht er da.
Auf dem Parkplatz lässt die mannigfaltige Auswahl an Nationalitätenkennzeichen ahnen, was für ein Völkergemisch
sich auf dem Berg tummelt. 1000 Jahre in Stein gehauener Geschichte blicken heute auf ein wahrhaft babylonisches Stimmgewirr herab.
Nur durch ein einziges Tor, das Chatelet, gelangt man hinter die Schutzmauern des Klosterberges. Hier taucht man dann unvermittelt in ein mittelalterliches Stadtszenario ein. Schmale, spitzgiebelige Häuser säumen eine schmale Gasse, die sich vom Fuß des Berges in einem weiten Bogen nach oben windet. Museen mit ganzen Ritterrüstungen im
Portal wetteifern hier gemeinsam mit Eisständen, Lokalen erschiedenster Kategorien, Läden voller kitschiger Souvenirs und Ansichtskartenständen um die Gunst der Besucher.
Hier decken sich Engländer mit Postkarten ein, Amerikaner entdecken den Klosterberg als kitschige Schneekugel, Japaner fotografieren dies alles und sich selbst und einige Deutsche suchen den besten Bierausschank. Das Business boomt hier, wie bereits vor hunderten von Jahren. Wo vielleicht früher fromme Mönche den über das Watt
herüber gewanderten Pilgern für ihr letztes Erspartes den Ablass ihrer Sünden verkauften, findet Heike heute eine Westie-Skulptur zur Erweiterung ihrer Sammlung.
Oberhalb des Ortes beginnen die steilen Treppen hinauf zum Kloster, das während der französischen Revolution auch als ausbruchsicheres Gefängnis für Republikfeinde diente – ein Alcatraz der jungen Republik mit sakralem Hintergrund.
Wir stehen genau um 18.00 Uhr am Klostertor, als dieses gerade verschlossen wird. Heike bleiben damit etliche weitere steile Treppen erspart, doch ich wäre allerdings gern noch weiter gegangen. Wir versuchen, unser Auto auf dem Großen Parkplatz am Zufahrtdeich
ausfindig zu machen und bewundern die bizarren schatten, der Klostertürme, die die niedrig stehende Sonne bei Ebbe auf das Watt malt. Auf dem Rückweg Spendieren wir uns noch ein Softeis – Kaloriensünden auf dem Klosterberg statt Sündenerlass.
Sicherlich war ich hier nicht der erste Mann im Kilt – doch verglichen mit den täglichen Besuchermassen dürfte ich mich doch einer gewissen Minderheit zuzählen können. Als wir wieder fahren, ziehen sich im Rückspiegel fotogen einige dunkle Wolken über dem Mont Saint Michel zusammen.
Zurück auf dem Campingplatz nutzen wir die letzten Sonnenstrahlen noch schnell zu einigen Runden im beheizten Schwimmbad und etwas später, beim Abendessen, beginnt es zu regnen.
Da die Radgeräusche noch immer anhalten, beschließe ich noch kurz vor dem Einschlafen, am nächsten Tag den Wagen zu einer Werkstatt zu bringen statt das Risiko einer Weiterfahrt einzugehen.
18.09.
Als ich am kommenden Morgen unsere Frühstücks-Croissants
abhole, scheint bereits wieder die Sonne. Wir beginnen den Tag mit
einem Spaziergang auf dem Weg hinter dem Campingplatz und lassen
die Hunde ausgiebig toben. Danach machen wir uns auf die Suche
nach einer „Garage“. Die in Pontorson hat heute geschlossen. Wir
halten daher vorerst nur am hiesigen Supermarche und kaufen für
das Mittagessen ein und tanken Gas. Einige Kilometer weiter, in
Beauvoir, finden wir dann die Garage Coquelin. Meine beschränkten
Sprachkenntnisse reichen glücklicherweise aus, um einen Mechaniker ans Auto zu lotsen. Nachdem er einmal am Vorderrad gewackelt hat, weist er uns an, in die Halle zu fahren.
Englischkenntnisse hat hier niemand, doch das in aufgebocktem
Zustand stark schlackernde Vorderrad spricht eine international
verständliche, deutliche Sprache -le Roulement est defecte. Der Patron begibt sich mit unserem Fahrzeugschein (carte gris) ans Telefon und teilt uns dann mit, wir könnten um dixhuit heure wiederkommen
und den Wagen für etwa centcinquante Euro wieder mitnehmen. Na prima – heute um 18Uhr ist er also fertig und kosten tut es etwa 150 Euronen.
Ich habe plötzlich ein starkes Bedürfnis, meine Werkstatt in Deutschland zu fragen, wieso das einzig wirklich neue Teil an diesem 15 Jahre alten Auto nur 4 Tage gehalten hat. Der Patron ruft uns ein Taxi und nach kurzer und Schneller Fahrt stehen wir, um weitere 10,-€ ärmer, wieder an der Rezeption des Campingplatzes.
Da wir unser Transportmittel in guten Händen wissen,
kümmern wir uns erst einmal um das Mittagessen. Aus den Dosenvorräten steuert Heike Putenmedaillons in Sauce bei
und ich weihe unseren Safari Chef-Grill mit gegrillten Zuckerschoten, Karotten, Paprika und Drillingen ein. Ein guter Cidre rundet das Menü ab.
Zur Verdauung laufen wir nach dem Abwasch dann noch
einmal mit den Hunden den Weg am Fluß entlang – nun
soweit, bis es nicht weitergeht.
Nach dem Rückmarsch haben wir etwa 8Km hinter uns gebracht, Die Hunde sind zufrieden, ausgetobt und auch vom Darm her wohl völlig leer. Auch wir lassen uns nun noch etwas Zeit zum Lesen.
Um 17.30Uhr bitten wir die nette Dame an der Rezeption um eine
Nachfrage bei der Garage Coquelin. Der Wagen ist fertig. Auf
unsere Bitte, ein Taxi zu rufen, bittet sie um 15min. Geduld, dann
wäre der Kollege mit ihrem Auto zurück und würde uns eben nach
Beauvoir bringen.
Ich beschließe, diesem Platz die Bestnote für Service zu verleihen! Kurze Zeit später sitzen wir dann wieder in unserem Passat und kaufen auf dem Rückweg zum Platz im Michigan-Markt Pontorson – einer Mischung aus Billigheimer und Baumarkt – noch einen riesigen Alutopf mit Deckel. Bretonische Austern und vielleicht sogar einmal ein Hummer warten schließlich darauf, einen angemessenen Weg auf unseren Campingtisch zu finden!
19.09.
Heute geht es weiter. Wir geben in der Rezeption nach dem Frühstück unsere ersten beiden Camping Cheques ab und machen uns auf den Weg nach Lannilis in der Nordbretagne.
Bereits auf dem ersten Campingplatz haben wir von einem deutschen
Ehepaar aus Rostock sehr viel Positives vom Platz Des Abers gehört und auch einige Tips zu den Stellplätzen in Strandnähe erhalten – als Dankeschön für die Ernährungsberatung, die Heike für den 12 Jahre alten rostocker Cocker Spaniel durchgeführt hatte. Nach etwa 2/3 der 270 Km macht unser Passat wieder auf sich aufmerksam, diesmal von hinten links.
In einer Nothaltebucht der Nationalstrasse gehe ich den Dingen auf den Grund und stelle fest, dass das Blech hinter der Scheibenbremse
des linken Hinterrades sich in Eisenoxyd verwandelt hat und nun teilweise an drehende Teile der Radaufhängung stößt. Was nicht mehr brauchbar ist, beschreibt nach dem Ausbau einen großen Bogen in die französische Botanik und macht somit keine Störgeräusche mehr bei der Weiterfahrt.
Ich frage mich derweil, wieweit die Teile unseres Autos noch zur Wegmarkierung reichen werden.
Die Cote des Abers, Küste der Legenden
In den Dünen von Ste Magerite
Wir erreichen den Platz des Abers am Aber Wrac`h gegen 15.20Uhr. Die Rezeption macht erst ab 16.00Uhr wieder auf, so dass wir uns – entsprechend dem Hinweis am Eingang – erstmal selbst einen Platz
suchen und das Vorzelt aufstellen. Bei dem Sandboden hier ist das mit unseren Heringen so eine Sache, doch nach etwa einer Stunde Arbeit, besser wäre die Bezeichnung Plackerei, steht die Hütte. Bei
dem Anblick wird mir jedoch bewusst, dass uns die Optik dieses monumentalenBauwerkes der Zeltarchitektur in diesem Urlaub noch deutlich Raum für Verbesserungen lässt.
Dann erfolgt die Anmeldung für die geplanten 7 Übernachtungen.
Wir handeln aus, für 5 Hunde die jeweilige Tagespauschale zu
entrichten. Von unserem Platz B15 zum Strand sind es etwa 80m,
zum dezent hinter Büschen im Hang versteckten Waschhaus nur 30m.
Strom und Wasseranschluss liegen gleich hinter dem Wagen.
Mit den beiden Welpengittern schaffen wir unseren Hunden
einen passenden Auslauf im Vorzelt, den restlichen Raum
belegen der Trimmtisch, unsere „Essecke“ und die Küche.
Gegen 19.00Uhr brechen unsere Nachbarn zum Strand auf um
den Sonnenuntergang zu zelebrieren – wir gehen mit. Der herrliche Sandstrand reicht jetzt, bei Ebbe, bis zu den kleinen Inseln in 600 – 1500m Entfernung. Diese Inselchen, manche nur ein Steinhaufen in
der Brandung, andere von beachtlicher Größe, haben ihre
eigene Geschichte.
Auf den größeren finden sich noch prähistorische Kultstätten und
auch ein Friedhof aus der Zeit der Kreuzzüge liegt dort – mancher Ritter, der aus dem heiligen Land nicht nur sein Seelenheil, sondern auch Pest oder Cholera mitbrachte, wurde dort draußen der Erde übergeben. Im 2.Weltkrieg evakuierte dann die Resistance
abgesprungene alliierte Flieger unter Einsatz des eigenen Lebens zu den Inseln, von wo sie von einem Boot der Royal Navy wieder eingesammelt wurden.
Direkt vor uns geht feurig die Sonne unter während ein einsamer Kite-Surfer noch durch die Wellen rauscht. Es ist angenehm warm und der Anblick dieses Strandes macht die Probleme bei der Anreise vergessen. Wir holen die Hunde zum Strand und lassen sie noch lange auf dem nassen Sand toben. Auch für unsere Bande ist hier ein kleines
Paradies – welches Heike natürlich in Form einiger Sandhaufen auf dem Trimmtisch danach wieder ausbürsten muss.
Die Nacht über wird es sehr stürmisch und ich bin Heike dankbar, dass sie solange genervt hatte, bis ich die Sturmriemen über unser Vorzelt gezogen hatte.
Markttag und die nähere Umgebung
20.09.
Gleich nach der Morgendusche und dem Abholen der vorbestellten Croissants (die noch besser sind, als die auf Haliotis) sorgen
wir mit dem Nachziehen des breiten Sturmbandes erst einmal für eine noch bessere Sturmsicherung des Vorzeltes. Dann dürfen die Hunde wieder an den Strand, der nun, bei ablaufendem Hochwasser, viel
Raum zum Rennen lässt. Danach geben sich die Westies mit einer Ruhepause in der Box zufrieden und wir fahren nach Lannilis zum
Wochenmarkt.
Ein solcher französicher Markt ist in jedem Falle sehenswert. Hier in der Bretagne zeichnet er sich besonders durch das reichhaltige Angebot an
Fisch, Meeresfrüchten und Wurstspezialitäten aus.
Nach zwei Runden nur zum Schauen kaufen wir 2 Kg Miesmuscheln
für unsere Hauptmahlzeit und ein Schälchen Erdbeeren zum
Nachtisch. Danach besorgen wir noch die fehlenden Zutaten und Getränke im örtlichen Supermarche.
Auf dem Rückweg fahren wir über Aber Wrac`h, die Hafenstadt an
der Mündung des gleichnamigen „Fjordes“. Hinter dem Dorf findet man eine Reihe von kleinen Parkplätzen mit besonders schönen Aussichten über den Aber. Es ist nun etwa halbes Niedrigwasser. Draußen vor dem Dorf liegen einige Boote bereits völlig auf dem Trockenen und am Ufer tauchen immer weitere der langen Austerntische aus dem Meer
auf .
Wir befahren eine der vielen kleinen Sackgassen in Richtung Wasser und gelangen auf eine kleine Wiese direkt am Ufer des Aber. Malerisch liegt hier das Wrack eines ehemaligen Fischerbootes und liefert schöne Motive mit dem dahinter am Horizont sichtbaren Leuchtturm der Insel La Vierge – dem mit 82,5m höchsten seiner Art in
Frankreich und seinem nur 33m hohen „Kollegen“, der heute nur noch ab und an sein Nebelhorn erschallen lässt.
Wer hierher kommt, sollte also durchaus mal in eine
Sackgasse fahren – es lohnt sich.
kann man etwa 1200m direkt am Wasser laufen, dann führt ein schmaler sandiger Pfad in die Dunes Ste. Margerite.
Sanfte, von Wiesen und Heidekraut bewachsene Hügel formen eine ideale Landschaft für einen langen Spaziergang mit Hunden.
Kreuz und quer führen wir unsere Meute auf den schmalen Wegen durch das Gelände, begleitet von einem stets sehr kräftig blasenden lauwarmen Küstenwind.
Während alle 7 Hunde danach ein Nickerchen in den Gitterausläufen machen, bereite ich unser Essen vor. Danach Kommen die Hunde mal
wieder zum Entsanden auf den Tisch und ich heize den Kocher ein. Die Premiere unseres neuen Kochtopfes steht an und 2 Kg geputzte Muscheln warten auf ein warmes Plätzchen im Weißweinsud. 20 min.
später beginnt ein ausgiebiges Mahl an dessen Ende eine
große Schale leerer Muschelschalen steht – der Friedhof der Muscheltiere.
Den Tag beschließen wir mit einem Spaziergang samt Hunden am Strand und in der Nacht schüttelt der Wind den Wagen gut durch.
Sturm am Atlantik
21.09.
An diesem Donnerstag wollen wir die bereits zu Hause vorgeplante Fahrt entlang der Küste bis hinab zum Kap Saint Mathieu unternehmen. Der Wind hat sich zur Frühstückszeit wieder gelegt und wir starten zeitig nach dem Morgenspaziergang. Der Weg führt uns zum Aber Benoit, dem Fjord südwestlich von unserem Platz. Der größte Ort
dort, St. Pabu, wirkt recht trist, so dass wir uns hier nicht aufhalten. Ich bin André aus dem Wohnwagenforum erneut für seinen Tipp mit den Camping Cheques dankbar, denn ich hatte im Internet ursprünglich hier einen Campingplatz ausgesucht.
Weiter geht es auf direktem Wege nach Portsall, einem Fischerort, der 1978 die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit erregte, als hier der Supertanker AMOCO CADIZ auf Grund lief und mit seiner
auslaufenden Ladung die Küste der ganzen Region für Jahre schwer schädigte. Uns bietet sich heute der Anblick eines bei Ebbe
wasserlosen Hafenbeckens, in dem zahlreiche Boote auf Grund liegen.
Der Wind hat sehr an Stärke zugenommen und reißt mir die sonst
eigentlich sehr fest sitzende Mütze beim Aussteigen vom Kopf. Draußen vor dem Hafen bekommen wir einen ersten Eindruck von der Gewalt der Wogen des atlantischen Ozeans. Auf dem Weg nach Porspoder halten wir um 12.45Uhr an einem kleinen Parkplatz mit Blick auf eine Bucht. Malerische Felsformationen rahmen den Strand ein und
draußen brechen die Wogen des Meeres im strahlenden Sonnenschein. Wir steigen mit den Hunden aus um zum Strand zu laufen, müssen
aber feststellen, dass wir wegen der Felsen am Ufer nicht dort hinuntergehen können.
So laufen wir dann wenigstens einen großen Bogen in den Dünen.
Vorbei an Porspoder gelangen wir zu der Hafenstadt Melon.
Der Wind ist noch heftiger geworden und macht es mir nicht
leicht, die Kamera ruhig zu halten. Auch hier wieder ein wasserleerer Hafen mit der tosenden Brandung im Hintergrund. In der Luft liegt ein Geruch von Fisch und Seetang und auf den Lippen liegt ein Salzhauch. Das Meer nimmt hier alle Sinne in Anspruch.
Im Badeort Lampaul bietet sich dann die Gelegenheit, direkt hinunter zum Wasser zu gelangen. Heike bleibt im Auto bei den Hunden, da der Wind soviel Sand mit sich trägt, dass es für die Augen unserer Meute sicher nicht gut wäre. Hier unten am Wasser stehe ich dann allein am Rande der Brandung. Es ist ein faszinierender Anblick, wie sich die
hohen Wellen links und rechts von mir brechen. Wellen von solcher Höhe habe ich in den ersten 50 Jahren meines Lebens noch nicht gesehen. Es ist ein berauschendes Gefühl und ich bin froh, dass es Digitalfotografie gibt, sonst hätte ich wohl hier schon die
Urlaubskasse in Form von Filmen gesprengt.
Unser nächster Halt ist der Fischereihafen Le Conquet. Eine Flotte kleiner gedrungener Fischkutter liegt im Hafen, Boote, denen man ansieht, dass sie den eben noch erlebten Urgewalten dort draußen trotzen müssen, wenn sie hinausfahren.
Der Ort selbst liegt in der Mittagsruhe und wir geben nach zwei Runden durch die Stadt unser Ansinnen auf, hier Fisch für das Abendessen kaufen zu können.
Stattdessen folgen wir den Schildern nach Saint Mathieu, dem südwestlichen Kap der Nordbretonischen Landzunge. Schon von weitem
sieht man den Leuchtturm und die Ruine des dortigen
Klosters. Der Wind hier oben bläst mit der gleichen Kraft wie die Brandung am Fuße der fast 60m hohen Klippen vom Meer aufs Land. Ein weiterer Höhepunkt unserer Reise, denn solche Windkräfte wie
hier haben wir noch nie erlebt. In dem Dachlosen Schiff
des Klosters heult der Wind ein schauerliches Lied.
Feiner Sand peitscht uns wie ein Sandstrahlgebläse ins Gesicht. Nur weit nach vorn gebeugt können wir gegen den Sturm anlaufen. Vorn, an den Klippen, muss ich mich an das Standrohr eines
Aussichtsfernrohres stemmen, um die Kamera einigermaßen ruhig zu halten und ständig schmirgelt uns auch hier feiner Sand ins Gesicht.
Unsere Hunde dösen derweil im Auto im Windschatten hinter den Gebäuden.
Ein schmaler Fußweg führt oben an den Klippen entlang zu einem kleinen gemauerten Aussichtserker. Von hier hat man einen
phantastischen Ausblick auf die über 50m hohen Klippen und auf das
seltsame Gebäudeensemble aus frühgotischem Kloster
und modernem Leuchtturm.
Hier stehen wir an einer der westlichsten Stellen Frankreichs. Auf dem
Weg zurück zum Auto macht Heike vor der Klosterruine noch ein Foto von mir im Wind – es ist ein Gefühl wie im Windkanal.
Über Brest – eine Großstadt ohne eigenes Flair aber mit
reichlich Autoverkehr – fahren wir dann zurück nach Landeda. Ein Reiseführer hat Brest als tote Stadt beschrieben. Sie starb im August 1944 im Bombenhagel alliierter Flugzeuge, die nicht nur den deutschen Flottenstützpunkt in Schutt und Asche legten. Danach wurde Brest als Stadt vom Reißbrett neu aufgebaut und erlangte nie wieder ihr altes Flair. Dafür ist sie nun wieder ein Flottenstützpunkt und sogar Heimathafen des einzigen französischen Flugzeugträgers, den wir weit hinten im Hafen schemenhaft erkennen können.
Vor uns liegen 3500 Km freier Atlantik
Point St.Mathieu, Kap der Stürme
Zurück auf dem Campingplatz bietet sich uns erst einmal ein Anblick, der uns einen gehörigen Schreck in die Knochen treibt. Unser Vorzelt klebt platt am Wagen und sein Inhalt ist notdürftig drumherum verteilt. Zu unserem Glück sind unsere Nachbarn früher als geplant vom Strand herauf gekommen und haben das Zelt, das sich bereits durch den
Sturm in Auflösung befand, abgeborgen und provisorisch gesichert. Mit Hilfe der Nachbarn nehmen wir das Vorzelt dann ganz ab und bringen unsere Utensilien erstmal im Auto unter, nachdem wir die Hunde im Wohnwagen verstaut haben.
Eine erste Inventur im Windschatten hinter dem Wohnwagen ergibt, dass keine Stangen gebrochen sind und das Zelt selbst ist auch noch ok. Hier hat unser Urlaub also auf des Messers Schneide
gestanden, denn ohne Vorzelt bedeutet jeder Regentag bei 7 Hunden schon ein Problem.
Wir werden morgen nach Lanilis fahren und jede Menge Sandheringe einkaufen. Dann stellen wir den Wagen um und bauen das Zelt im Windschatten wieder auf. So wunderschön der Anblick sturmgepeitschter Meereswogen auch ist und so spaßig es ist, mit dem
Wind zu spielen – wir haben aus diesem Ereignis gelernt, den Atlantik nicht zu unterschätzen. Eine umfangreiche Sturmausstattung sollte jeder Camper hierher mitbringen. Und auch die Bereitschaft, Sand in
jeder Fuge des Wagens zu tolerieren, wie sich nun herausstellt. Nach dem ersten Schrecken finden wir aber doch die Zeit, ein leckeres Menü mit Jacobs – und Miesmuscheln zu bereiten. Gegen 21.40 Uhr ist es dann fast wieder windstill, was eigentlich bedeuten müsste,
dass Regen bevorsteht.
Ein bretonischer Tag
22.09. Den heutigen Tag widmen wir ganz der Erkundigung des Landes und seiner Eigenarten. Nach einem geruhsamen Vormittag machen wir uns um 11.30Uhr auf den Weg zum Aber Benoit, dem Fjord zur
Linken Seite der Halbinsel Ste. Maguerite. Gleich links am
Strandzugang beginnt ein schmaler Pfad entlang des
Küstensaumes. Wir umrunden die erste Landzunge, den Krennoc und haben damit einen freien Blick in die weite Bucht Anse de Brouennow.
Der Wasserstand ist noch relativ niedrig, so dass man endlose Reihen von Austerntischen sehen kann, die die Bucht beherrschen. Mit dem Wald von Prat al Lann im Rücken laufen wir am sandigen Ufer zwischen grünen Sprenkeln von Seealgen und beobachten die Austernbauern, die mit Traktoren und, weiter draußen, mit ihren typischen kleinen
Plattbodenbooten bei der Ernte sind.
Unser Ziel ist der Austern-und Krustentierhandel Al Coum am Ufer
des Aber Benoit. Die von Hubert, dem Campingplatz-
Patron, in Aussicht gestellten 2,5 Km bis dort stellen sich allerdings als Legende heraus (aber wir sind ja hier auch an der Cote des Legends). Die nächste Landzunge wird an ihrer Spitze durch ein markantes
Seezeichen markiert. Hier, an der Vill, mündet der Aber Benoit in den Atlantik.
Unser schmaler Fußweg führt hinauf und hinab über teils steinige Passagen. Mal laufen wir in einem Hohlweg aus dichtem, windgepeitschten Heckenwerk, dann wieder direkt an der steinigen Böschung des Aber. An einem alten Steinbruch schlängelt sich der Pfad dann durch eine Farn-und Busch bestandene Freie Fläche und
endet an den ersten Gebäuden des Hafens.
Von der Austernfarm ist allerdings nichts zu sehen. Wir nehmen die schmale Straße, die die Landschaft des Penn a Creac`h bergauf
nach Leriou umgeht. Am Beginn der kleinen Siedlung aus Ferienhäusern mit Atlantikblick sehen wir unter uns wieder die Bucht von Brouennow – unser geplantes Mittagessen haben wir allerdings vorerst einmal abgeschrieben. Ein Trampelpfad windet sich aber von hier aus bergab der Bucht entgegen, womit wir zumindest den beschwerlichsten Teil des Rückweges entlang der Küste umgehen können. Der Rest des Weges zurück zum Campingplatz ist dann recht einfach.
Der gesamte Ausflug hatte eine Länge von etwa 7Km und hat unsere Hunde zwar ge-aber noch nicht überfordert. Festes Schuhwerk ist auf dem Weg allerdings überaus empfehlenswert. Da wir ja immer noch weder Fisch noch Austern einkaufen konnten, machen wir uns mit dem Auto auf den Weg nach Lannilis, nachdem die Hundemeute in
ihren Boxen döst. Von Landeda aus machen wir einen Umweg zum Aber Benoit und finden so auch die Schilder zur Austernfarm Prat Al Coum. Vor dem Verkaufsraum stehend, können wir die Stelle erkennen, an der wir unseren morgendlichen Versuch aufgegeben haben. Von dort aus wären es noch einmal 1500m mehr Weg bis hierher gewesen.
Wir kaufen unser erstes Dutzend Austern (Huitre Creuse No 3 für insgesamt 4,30 €) und fahren weiter. Im Baumarkt Bricolage im neuen „Industriegebiet“ am Südrand von Lannilis decken wir uns dann mit Sandheringen für das Vorzelt ein und gegenüber im nagelneuen Supermarkt mit großer Frischfischtheke kaufen wir noch ein 800g-Stück Seeteufelfilet (Lotte).
Zurück auf dem Platz beginnt am Nachmittag der Wiederaufbau unseres Vorzeltes an einem anderen Stellplatz. Wir stehen nun allein auf einer Stellfläche für 6 Wohnwagen, direkt hinter dichten
Hecken am Strandaufgang. Der Wohnwagen ist zusätzlich als
Windbrecher ausgerichtet. Nach einer Stunde steht der Haushalt wieder komplett und – hoffentlich – Sturmsicher, obwohl die Sonne am strahlend blauen und fast windstillen Himmel lacht.
Zum Abendessen probieren wir dann unsere Austern. Das Öffnen
gestaltet sich nicht ganz so einfach und ich trage zusätzlich noch
Arbeitshandschuhe, um das Verletzungsrisiko durch die scharfkantigen Schalen oder das eingesetzte Messer zu minimieren. So verhilft mir das in den Austern vorhandene Salzwasser zu ganz gelben Fingern, da die Handschuhe nicht farbecht sind.
Zum roh schlürfen fehlt uns vorerst der Mut, so dass wir auf die Variante „Austern Kilpatrick“ zurückgreifen und die Tierchen übergrillt und zu frischem Knoblauchbutterbaguette genießen.
Wir sind allerdings äußerst angenehm überrascht von dem angenehmen Geschmack und ärgern uns, nur ein Dutzend gekauft zu haben.
Derart landestypisch gesättigt, nehmen wir am Abend
dann an dem – vom Platz kostenlos angebotenen – Tanzkurs für bretonische und keltische Tänze teil, der in der kleinen Veranstaltungshalle nahe der Rezeption stattfindet. Dem Anlass entsprechend natürlich im Kilt!
Eine lustige kleine Schar von Gästen aus D, GB und F hat sich
eingefunden um von David und Falch’un, einem jungen Pärchen aus
dem Ort, hier die entsprechenden Schritte der alten Volkstänze zu erlernen. Schon die ersten zwei Tänze entsprechen allerdings eher Trainingseinheiten im Sportstudio und fordern zudem die ganze Konzentration. Die Tanzanweisungen unseres Lehrers sind aber auch
ohne Sprachkenntnisse gut verständlich und es wird viel gelacht. A
gauche-links, a droit-rechts und die französischen Zahlen bis 16
sind völlig ausreichend für die Gestaltung eines schweißtreibenden
Trainings. Zum Ende des sehr schönen Abends reichen unsere
Platzbetreiber dann noch wahlweise Cidre oder Orangensaft, um
die ausgeschwitzten Flüssigkeiten wieder aufzufüllen. Vera, Hubert
und unsere beiden Tanzlehrer kann ich zu einem Erinnerungsfoto
überreden, auf dem sie eigentlich noch ganz frisch aussehen. Wir
fallen dagegen hundemüde ins Bett uns stellen auch keinen Wecker für den nächsten Morgen.
Die Inseln der Cote des Abers
23.09.
Nach dem gestrigen „Hochleistungs-Tag“ lassen wir uns heute erstmal viel Zeit.
Die Sonne Scheint wieder, nachdem noch in der Nacht Regen auf das Vorzelt getrommelt hat. Die Wolkenbilder am Himmel lassen den Fotofinger schon beim Hinschauen zucken.
Als wir mit unserer Meute zum Strand kommen, hat das Wasser fast seinen niedrigsten Stand erreicht. Wir beschließen daher spontan, den ohnehin geplanten Ausflug zu den vorgelagerten kleinen Inseln sofort in Angriff zu nehmen. Der Sand ist feucht und fest und
die Hunde müssen nur ab und zu einmal durch ein flaches Rinnsal waten. Überall liegen große runde Steine, viele von dichten Haufen Seetang bedeckt.
Diese seltsame Landschaft liegt bei Flut fast 4m unter dem Meeresspiegel. Wir laufen mit dem immer noch weiter zurückweichenden Wasser fast 2Km hinaus. Ganz nah kommen wir dem Carec Cas, einer in 1000m Entfernung vor dem Strand liegenden Insel, von der bei Flut nur ein einziger, seltsam geformter Steinsattel aus den Fluten ragt. in einem weiten Bogen nähern wir uns wieder dem Strand. Eine Weitere Insel, Baoudig lädt aber noch dazu ein,
ihren Grasbewachsenen Rücken zu erklimmen.
Über einen dichten weichen Teppich aus Seetang – ein wirklich ungewöhnliches Gefühl an den bloßen Füßen beim Überqueren – müssen wir weiter durch einen Gürtel aus Kopfgroßem Geröll, dann führen schmale Trampelpfade hinauf durch hartes Gras, gesäumt von Stranddisteln.
Am markantesten Stein des Inselchens mache ich ein Gruppenfoto
mit dem Selbstauslöser, dann geht es – nach einer angemessenen
Zeit der Würdigung der fantastischen Aussicht -wieder zurück zum
Platz. 1,5 Stunden lang konnten die Hunde sich völlig ungestört
austoben, nun folgt das große Entsanden. Wir stellen den Trimmtisch
in die Sonne und Heike beginnt ihre Arbeit.
Auf dem Inselfelsen
„B aoudig“
Der „Carec Cas“
Danach kehrt Ruhe ein im Hundeauslauf und ich bringe erst einmal diese Erinnerungen zu Papier. Den Tag beschließen wir – same Procedure as every day – mit einem Spaziergang entlang des Strandes und zurück durch die Dünen.
Am Aber Wrac`h
24.09.
Dem Sonntag entsprechend lassen wir uns heute Morgen erst einmal viel Zeit zu einem gemütlichen Frühstück. An der Rezeption habe ich eine herrenlose „Süddeutsche Zeitung“ vom Freitag mitbekommen. Es interessiert uns jedoch nicht wirklich, was es so Neues um Angelique Merquel und ihre Truppe in Deutschland gibt und aus den
Todesanzeigen kennen wir auch niemanden.
Stattdessen planen wir, eine der Wanderungen aus dem
kleinen Wanderführer zu unternehmen, den wir schon
seit dem Anreisetag im Wagen haben.
Über Landeda fahren wir gegen 11.30 Uhr am Aber
Wrac`h entlang nach Plouguerneau. Am Hafen von
L`Aber Wrac`h hole ich dann die Fotos von dem alten
Schiff nach, das ich bereits vor einigen Tagen dort im
Vorbeifahren gesehen hatte. Traurig liegt der Kutter auf
dem Trockenen und streckt seine ausgeblichenen
Planken in die Sonne.
Nach der ersten Brücke über den Aber führt die Straße in einer Kombination aus Linksund Rechtskurven bergauf zur Kapelle von Traon, dem Ausgangspunkt unserer etwa 5 Km langen
Wanderung. Etwas abseits und sehr versteckt schmiegt sich das kleine graue Gotteshaus hier seit dem 16.Jahrhundert an den Hang. Durch ein Tor mit einem Bogen aus grob behauenen Steinornamenten
betritt man einen kleinen Hof der mit blühenden Horthensienbüschen gerahmt ist.
Links vor der verschlossenen Eingangstür der Kapelle steht auf
einer Säule ein Steinernes Kalvarienkreuz aus dem Jahre
1511 mit den Namen der Stifterfamilien der Kapelle sowie der Bildhauer, die dieses Kreuz schufen – zwei Italiener, vermutlich damals in Diensten der königlichen Marine in Brest. Hinter der Kapelle
entspringt eine klare Quelle in einem Überdachten Taufbecken und entlässt ihr Wasser plätschernd in ein zweites Becken welches früher zu rituellen Waschungen aber auch zum Einweichen von Leinengewebe genutzt wurde. Heute sieht dieses Arrangement einfach nur sehr romantisch aus. Gegenüber der Kapelle folgen wir dem Wanderweg bergauf nach Kerili und biegen dann an dem Ortsschild nach links ab. 300m weiter führt der Weg fort von der Straße und wir laufen eine ganze Weile in einem rundherum begrünten Hohlweg bergab. Das
anschließende Wegstück bergauf wird durch Brombeerhecken
versüßt, die noch voller reifer Früchte hängen, dann stehen wir auf dem höchsten Punkt der Wanderung und haben einen freien Blick landeinwärts in den Aber Wrac`h.
Durch Maisfelder und gesäumt von mannshohen Hecken gelangen wir wieder bergab bis zum Ufer eines versandeten Ausläufers des Aber. Der Wanderführer spricht von einer Überquerung eines Baches, doch hier ist es so matschig, dass wir gar nicht bis an das Rinnsal herankommen. Nur ein weiteres Bootswrack liegt malerisch am Ufer und wartet auf einen zufällig des Weges kommenden Fotografen. Wir laufen wieder einen Teil des Weges zurück und gelangen an einer ehemaligen Mühle wirklich an eine kleine Brücke und somit an die Querung eines Bachlaufes. Von hier aus geht es bergan bis zu einem
Parkplatz an der Straße, von dem wir den Aber entlang bis zum Meer blicken können.
Wir machen eine Pause und genießen die Aussicht. Tief unten sehen wir noch einmal das Bootswrack am Ufer. Der Rückweg führt wieder auf schmalem Pfad bis zur Mühle und entspricht dann dem Hinweg bis zur Kappelle. Die Sonne meinte es in der ganzen Zeit sehr gut mit uns, so dass wir völlig verschwitzt wieder zum Auto kommen. Die Hunde, besonders die Jungs, sind sehr geschafft, haben sie doch fast den ganzen weg ständig gezogen da drei unserer Hundedamen nun ihre Standhitze erreicht haben – als wäre es nicht schon so warm genug.
Wir fahren zurück zum Platz und gönnen den Tieren und uns eine
Siesta bis zum Nachmittag. Zum Kochen habe ich keine richtige Lust, so dass wir ein ganz einfaches Rezept ausprobieren –
Pizza Breton und Pizza Indienne. Die gibt es in der SOS-Pizzeria in guter Qualität gleich vor den Toren des Campingplatzes. Danach steht wieder die übliche Hunderunde zum Strand an, wo heute allerdings richtig viel Betrieb herrscht. Während Heike die Hunde sandfrei – besser sandärmer – macht, spüle ich noch schnell unser
Frühstücksgeschirr am Waschhaus.
Am Leuchtturm
25.09.
Nach dem Frühstück und dem Morgenspaziergang wollten wir eigentlich um kurz nach 12 Uhr im Supermarkt in Lannilis einkaufen.
Was wir nicht bedacht haben ist, dass die Mittagspause allen Franzosen heilig ist – auch den Betreibern von Supermärkten. Die Zeit bis zur
Wiedereröffnung um 14.00 haben wir dann genutzt, um
zur Ile Vierge zu fahren, der kleinen Insel dicht vor dem
Strand, auf der Frankreichs höchster Leuchtturm steht.
Über Plugerneau führt eine kleine Straße direkt zu der
Halbinsel, von der aus man den Turm direkt vor sich hat. Fast
sieht es aus, als könnte man hier bei Ebbe zu Fuß zum Leuchtturm
spazieren. Wir machen einige Erinnerungsfotos von uns und den beiden Türmen und fahren dann zurück zum Supermarkt. Zurück am Platz haben unsere Hunde wieder Anspruch auf einen langen Spaziergang durch die Dünen von Ste Maguerite, bevor wir uns heute mal ganz profan ein Stück Grillfleisch und ein Würstchen zum Abendessen gönnen.
Das Highlight des Menüs ist aber eindeutig die Gemüsemischung
aus der Kühltheke des Supermarktes mit Zucchini, Tomaten,
Paprika, getrockneten Aprikosen und Rosinen. Zusammen mit der
Sauce Bernaise aus dem letzten Lidl-Angebot eine nicht zu verachtende Kombination. Danach bauen wir unser Vorzelt ab und machen unser Gespann Abfahrtbereit für unsere Weiterreise morgen früh.
2.Teil – Atlantikküste
Unterwegs nach La Baule
26.09.
Heute heißt es Abschied nehmen von der Bretagne. Ein letztes Mal lassen wir die Hunde am Strand laufen, während an der Landspitze des Aber Benoit noch der Morgennebel hinaus aufs Meer treibt.
Wir verabschieden uns gegen 10 Uhr von Vera und Hubert und bekommen als Präsent noch einen Topf Honig aus Plugerneau. Bei der Abrechnung unserer Hunde werden uns dann sogar nur 3 statt der erwarteten 5 Tagespauschalen berechnet.
Damit endet der erste Teil unseres Urlaubs hier oben an der
rauen Ecke, wo der Atlantik sich in den Ärmelkanal zwängt.
Es war eine schöne Zeit in einer noch schöneren Gegend – und das Wetter hat immer mitgespielt.
Vorbei an Brest fahren wir 290Km südwärts nach La Baule. Dieser Ort wird in Reiseführern als einer der schönsten Strände Europas beschrieben. Unser Navigationsgerät bestätigt die Richtigkeit des Zieles, doch was uns begegnet ist eine Stadt mit viel Trubel und einem Strand, an dem sich auch jetzt, gegen Ende September,
noch viele Menschen tummeln – Hunde sehen wir vom Auto aus nicht. Den Hintergrund dieses Strandes bilden 5-6 Stockwerke hohe Appartementbauten und Hotels, soweit das Auge reicht. Hier ist sicherlich richtig, wer gern durch Fußgängerzonen bummelt und
viele Menschen um sich hat. Mit 7 Hunden stünde uns allerdings nur jede Menge Stress bevor, und sei es nur durch das Spießrutenlaufen entlang der vielen „netten“ Mitmenschen, die so gern etwas über unsere Meute erfahren möchten.
Der Campingplatz XX liegt 2 Km nördlich des Strandes auf der Nordostseite der Stadt. Der Einfahrtbereich wirkt sehr vornehm und
modern. Gleich gegenüber der Rezeption liegt ein großzügig verglastes Schwimmbad, gesäumt von Steinfiguren. Das alles macht
jedoch nicht nur einen sehr noblen sondern auch sehr unpersönlichen Eindruck. Die eher klein bemessenen Stellplätze sind umgeben
von teilweise über 3m hohen Hecken und der Platz selbst ist ruhig und erinnert von seiner Atmosphäre und mit dem Baumbestand etwas an einen alten Friedhof, ein Eindruck, den die Nummerntafeln der Plätze zusätzlich unterstreichen. Wir betten uns auf „Feld 246“.
Strom und Wasser finden wir direkt am Stellplatz, die Waschhäuser sind beheizt und sehr sauber. Akustische Abwechslung bringen ein in der Nähe gelegener Sportflugplatz mit regem Flugverkehr und die nicht allzu fern liegende Schnellstrasse. Für uns steht daher schon beim Aufstellen des Wagens fest, dass es morgen gleich weitergeht.
Man muss es nehmen, wie es einen trifft
27.09.
Dieser Mittwoch sollte uns ja eigentlich zur Insel Oleron bringen, dem zweiten Teil unserer Reise. Kurz vor La Rochelle entscheiden wir uns jedoch aufgrund sehr unangenehmer Geräusche aus dem Motorraum unseres Passat für einen Halt an der Tankstelle „Relais Beaulieu“ und rufen den ADAC an. An diesem Stellplatz können wir mit den Hunden auf eine große Unkrautfläche ausweichen, bis der Pannendienst dann nach etwa 40 Minuten eintrifft. Es stellt sich heraus, dass der vordere Lagerbock des Motors den hohen Anforderungen des Gespannbetriebs nicht mehr gewachsen war und daher seine Mitarbeit aufgekündigt hat. Das Auto landet auf dem Tieflader und der Wohnwagen wird hinten dran gehängt, dann bringen uns die beiden netten jungen Männer vom
Pannendienst zur VW-Vertretung in La Rochelle. Wir treffen dort um 17.00Uhr dort ein und schnell stellt sich heraus, dass das Ersatzteil erst Freitagmorgen aus Paris eintreffen wird. Na, ein Teil für einen alten Peugeot wird in Deutschland sicher auch nicht an jeder Ecke zu bekommen sein. Gleich vor den Toren der Werkstatt findet unser Caravan einen – verkehrsgünstig gelegenen – Platz und wir setzen gezwungenermaßen unseren Urlaub hier in La Rochelle fort. So wird also der geplante Weg auf dieser Reise nun erstmals –
ungewollt – auch zum Ziel einer Etappe.
Wir stehen hier am Nordostrand der Hafenstadt, fern ab von allen bekannten Sehenswürdigkeiten, zwischen dem Tor der VW-Vertretung und einer gut befahrenen Ausfallstrasse. Hinter unserem Wagen beginnt jedoch Eine Parklandschaft aus Wiesen und Wassergräben, das Marais de Tasdon.
Wenn man den Blickwinkel der Kamera sehr stark eingrenzt, sieht der Stellplatz, den uns die gelben Engel da gebucht haben, richtig gut aus. Sogar unsere Wasserkanister können wir in der Werkstatt füllen – nur Strom gibt es nicht.
Unser erster Ausflug führt uns auf der Suche nach einem Supermarkt in die nähere Umgebung, doch auch nach einem Fußmarsch von 3km haben wir nicht mehr als nur Hinweisschilder finden können, so dass wir entmutigt aufgeben. Wir leben also aus den Vorratskonserven und lesen viel. Mangels Strom haben wir abends allerdings nur die
Batterielampe. Die Hunde führen wir entlang des Wassergrabens hinter unserem Standort gassi und merken sofort, dass Millionen von blutrünstigen Mücken nur auf ein deutsches Paar mit einer Panne gewartet haben. Die Finistil-Salbe an Bord wird beängstigend
schnell weniger.
La Rochelle
28.09.
Die alte Hafenstadt am Atlantik. Ausgangspunkt wagemutiger Seereisen, Stützpunkt der deutschen U-Boote im 2. Weltkrieg (an den noch immer stehenden Bunkern wurden damals viele Szenen zum Film „das Boot“ gedreht) aber auch belagerte Stadt der Hugenotten, die sich dem Heer des Kardinal Richelieu beugen musste (Zeit der
3 Musketiere).
Von all dem kann man in dieser schönen Stadt heute noch viel entdecken – wenn man sein Auto eben nicht bewegungsunfähig hinter den Toren des Comptoire Automobiles VW Rochellaise abstellen muss.
Was uns an Attraktionen bleibt, sind eine Nacht an eine Schnellstrasse, ein Morgen, der um 07.30 von den ersten Mitarbeitern der Werkstatt durch das Öffnen des Firmentores endgültig gekillt wird und
ein langer Spaziergang in die – offen gestanden sogar schönen – Parkanlagen des Marais de Tasdon, einem der südlichsten Ausläufer des Poldergebietes der Marais Poitevin, die sich weiter
nördlich in der Gegend zwischen Charon und Maillezais befinden. Der Tagesablauf gestaltet sich recht öde zwischen Lesen, Gassigehen,
Vorräte plündern und Mücken erschlagen.
Nur weg hier
29.09.
Pünktlich um 9.00Uhr trifft unser Ersatzteil ein. Einige Zeit vorher, gegen 07.00 ist jedoch auch bereits der erste einer nicht mehr abreißenden Kette von Kieslastern eingetroffen, die zur Baustelle neben der VW-Werkstatt anliefern. Die Lastwagen drehen erst direkt links neben unserem Wohnwagen ein und rangieren dann rechts vorbei – in etwa 2m Entfernung von Kopfende des Bettes. Urlaub pur!!
Unser Auto ist um 10.20 fertig und wir beeilen uns mit dem Umladen und Anhängen doch deutlich mehr als sonst. Beim Aussteigen zum Ankuppeln bleibe ich dummerweise noch mit der Tasche der Cargohose am Drehknopf der Fensterkurbel der Fahrertür hängen und
amputiere diesen mit einem lauten Knall. Wir sehen allerdings wegen der zu erwartenden Lieferzeit davon ab, nach einem Ersatz zu fragen und ertragen fortan für den Rest der Reise lieber die umständliche Art des Fensteröffnens.
Um 12.30 passieren wir, nachdem wir überhaupt keinen Drang mehr verspürten, uns die angenehmen Seiten von La Rochelle doch noch anzuschauen, den Viadukt zur Insel Oleron. Hier ist bereits auf den ersten Blick alles auf Austern und Fischfang ausgerichtet. Wir sind also
wieder richtig. Unser Campingplatz, La Brande, an der „Austernstrasse“ von Chateau l´Oleron nach Boyard Ville entpuppt sich als ruhiger Platz auf der Ostseite der Insel. Wir stellen unseren Wagen trotzdem als
Windschutz so auf, dass das Vorzelt auf Lee steht.
Und damit wir uns nicht ganz umgewöhnen müssen, gibt es hier in den benachbarten Claires, den Wasserbecken der Austernfarmer, auch wieder Millionen blutrünstiger Mücken.
Eine erste Erkundungsfahrt führt uns am frühen Nachmittag zum
Geldautomaten der Bank in der Inselhauptstadt St. Pierre, wo wir
noch eine kleine Runde durch die Innenstadt machen. In einem
Andenkenladen entdeckt Heike natürlich sofort eine kleine Pillendose mit einem weißen und einem schwarzen Hündchen darauf – mit viel
gutem Willen als Terrier identifizierbar.
Dieses Teil fristet wohl schon seit Gründung des Ladens ein Nischendasein zwischen all dem maritimen Kitsch, doch nun gelangt es endlich zu den verdienten Ehren in einer Sammelvitrine. Wir fahren noch weiter zum Inselhafen La Cotiniere. Hier haben zwar nicht mehr alle Läden geöffnet, doch wir bekommen an den Verkaufsständen am Hafenbecken für nur knapp 5 Euro die Grundlagen für ein mehrgängiges Essen mit gegrillten Doraden und Gegen Abend suchen wir dann mit den Hunden noch einen Weg für die täglichen Routinerunden und gelangen dabei auf das Gelände der
gegenüberliegenden Austernfarm. Hier, zwischen dem Watt und den Claires, lauern noch mehr Mücken und wir sind bereits nach kürzester Zeit recht verbeult. Uns kommen ernsthafte Zweifel, ob dieser Platz für eine angenehme Fortsetzung unseres Urlaubes somit überhaupt der richtige ist. Zurückgekehrt, arbeiten wir die Geschehnisse der letzten Tage bei einem Glass Cotes du Rhone am Computer auf und beginnen eine gnadenlose Jagd auf alle Mücken im Wagen.
Auf der Ile d`Oleron
30.09.
Auch die Nacht brachte keine Ruhe vor den Mücken und beim Frühstück ging es lustig weiter. Wir hatten daher bereits in Betracht gezogen, unser Zelt abzubrechen und sogar schon telefonisch Kontakt mit dem Platz in Royan an der Mündung der Garonne aufgenommen. Bei Nennung der Anzahl von mitreisenden Hunden erhielten wir dann aber eine freundliche Absage. Wir bleiben also erst einmal hier zwischen Le Château und Dolus auf dem Platz La Brande und sagen allen Blutsaugern den Kampf bis aufs Messer an.
Auf einer Luftaufnahme im Prospekt des Platzes habe ich gestern
eine Möglichkeit gesehen, doch noch ans „richtige“ Wasser zu kommen. Rechts vom Platz, nach etwa 300m, führt ein Wanderweg direkt hinter einem Tennisplatz in ein kleines Waldstück.
Bereits nach wenigen weiteren Metern steht man dann am Wasser. Bei Ebbe, wie gerade, können die Hunde hier abgeleint laufen und
nutzen diese Freiheit natürlich sofort, um sich ausgiebig im Sand zu wälzen. Der Weg entlang des Ufers führt in Richtung Le Château zur Landzunge Point de Doux, die bei Niedrigwasser fast 1000m weit begehbar ist. Zu Anfang laufen wir hier auf weichem, nassen Sand, später auf Unmengen faustgroßer aber runder Steine.
Viele kleine und flache Pfützen verleiten unsere Meute zum
ungezügelten Plantschen. Im Nordwesten ist deutlich das alte Seefort
Boyard zu sehen, dass früher Schauplatz einer gleichnamigen
Fernsehserie war, in der Prominente an ihre Grenzen gingen, bevor
es in diesen Kreisen Mode wurde, im Australischen Busch mit dem
Verzehr von Maden auf Quotenfang zu gehen.
Keinen Kilometer entfernt im Südosten bildet die markante Silhouette die Zitadelle von Château d`Òleron den Abschluss der Insel. Unser Weg beträgt etwa 3,5Km und danach sind die Hunde erst einmal reif für eine Pause, haben sie die Distanz doch sicherlich beim Herumtollen
verdoppelt. Heike bittet zu (Trimm-) tisch und kurz darauf erklingt
ein vielstimmiges Schnarchen aus denn Boxen im Wohnwagen.
Wir nutzen die Zeit und fahren nach Le Château. In der Rue Pierre Wiehn, gleich an der Kirche Notre Dame de l`Assumption aus dem frühen 18.Jh, parken wir unser Auto und folgen den Hinweisen zur Zitadelle. An der alten Festungsmauer führt ein breiter Fußweg
durch eine Allee zur Wasserfront und von hier aus rechterhand weiter zur Verteidigungsanlage. Von den Vorsprüngen, die die Kasematten hier bilden, blicken wir hinunter ins Watt, wo nun bei Ebbe einige
Menschen mit Eimern und Körben auf der Suche nach Austern sind. Auf den Stufen des Wehrganges liegen Eidechsen in der Sonne und laufen auch nicht weg, als ich ihnen mit der Kamera zu Leibe rücke.
Die Eigentliche Zitadelle betreten wir dann durch einen von Flaggen geschmückten trutzigen Torbogen.
Dahinter öffnet sich das Gelände zu einer weiten Wiesenfläche die von hellen Kieswegen durchzogen ist. Auf der gegenüber liegenden
Seite schließt das Arsenal den Platz ab. Mit 160m Länge und 15m Tiefe bildete dieses Gebäude mit seinen Kirchen-und Verwaltungsräumen den Mittelpunkt des militärischen Lebens der Festung seit dem 17.Jh. Heute finden hier verschiedene Kunstausstellungen statt, so dass sich hier im Laufe der Jahrhunderte eine Verschiebung der Künste ergeben
hat: von der damals so genannten Kriegskunst hin zu den schönen Künsten.
Ein kurzer steiler Anstieg führt uns weiter zu einem in die Mauer eingelassenen Aussichts-und Beobachtungspunkt in der Wehrmauer, der den Blick auf den Viadukt zwischen dem Festland und der Insel freigibt. 1966, also vor 40 Jahren, wurde diese 2862m lange Brücke
fertig gestellt. Gleich am Fuß der Festungsmauer liegt dagegen die Einfahrt zum Hafen von Le Château, in dem es nur so von den kleinen
Plattbodenschiffen der Austern-bauern wimmelt.
Durch die Stadtpforte der Zitadelle gehen auch wir hinunter zur Stadt und treffen auf einen Weg, der entlang wasserleerer kleiner Kanäle führt, die alle am Hafenbecken enden. Hier stehen die kleinen bunten Hütten, in denen die Austernfischer früher ihre Ware verarbeiteten. An den Rückseiten balancieren diese Hütten auf Balken, die im Morast des Ufers gegründet sind und nur ein schmaler Steg bleibt hinter den Hütten, um zu den Booten zu gelangen, die nun hier auf dem Trockenen liegen.
Es ist ein malerisches Bild, das nicht viel von der Härte des Berufes widerspiegelt, wie er hier früher ausgeübt wurde. Wir beenden unseren Rundgang um die Stadt und gehen vorbei an dem Gebäude der Gendarmerie, das als Hintergrund für Filme aus der Zeit Kaiser Napoleons eine gute Kulisse abgäbe, zurück zum Auto. Da wir bisher noch nichts für unser Abendessen einkaufen konnten, fahren wir noch einmal hinunter zum Hafenbecken und stellen fest, dass die
meisten der bunten Fischerhütten, die wir eben noch von der
Rückseite her gesehen hatten, heute Kunstgalerien und Szenelokale beherbergen. Überhaupt scheint der Schwerpunkt hier am Hafen heute eher auf dem Verkauf von Kunst und Kitsch zu liegen, die Flotte von Arbeitsbooten findet hier wohl nur noch ihren vorübergehenden Liegeplatz.
Mit einem Kilo Miesmuscheln im Gepäck machen wir uns dann auf den
Rückweg. Zum Abendessen gibt es ausgelöste Muscheln in einer Tomaten-Creme Fraiche an Bandnudeln.
Ein Sonntag im Norden
01.10.
Auch am heutigen Sonntag begrüßt uns wieder ein Tag mit strahlendem Sonnenschein. Wir beschließen, nach dem Frühstück zur Nordspitze der Insel zu fahren. Dort, hinter dem Städtchen Saint-Denis, steht der 46m hohe Leuchtturm Phare de Chassiron. Als wir
ankommen, bläst eine steife Brise. Die großflächigen Parkplätze sind um diese Jahreszeit fast leer. Vorbei an einem Gebäude mit Lokal und Andenkenläden läuft man direkt auf den Leuchtturm zu.
Der Turm steht wie ein kleines Schloss am Ende eines langen Kiesweges, der von hohen Hecken und Blumenrabatten gesäumt wird. Auch direkt am Fuß des Turmes sind kreisförmig Hecken angelegt, zwischen denen die Bepflanzung jedoch noch in Arbeit ist. Hier, inmitten des tosenden Windes, findet sich ein Ort der Windstille und
Beschaulichkeit. Unsere Hunde wissen dies jedoch nicht zu würdigen, und Heike hat bis zum Fuß des Turmes eine Kollektion von 12 Hundehaufen säuberlich in Tüten gepackt und in den umstehenden
Mülleimern entsorgt.
Außerhalb des Banngebietes gegen den Wind tobt ein kleiner Orkan über die weiten Flächen des äußersten Nordens der Insel
Oleron. Soweit das Auge reicht, setzen Bänder weißer Brandungsgischt die Linie des Horizonts in Richtung des Ufers fort. Wir laufen um die Landzunge herum und genießen die Aussicht auf das südlich liegende Steilufer in dem Wissen, dass genau im Westen, 4.000Km jenseits des
Atlantischen Ozeans, die Kanadische Provinz Nova Scotia – Neuschottland – liegt, womit unsere Tour einen direkten Bezug zu dem
ursprünglich geplanten Urlaub in Schottland bekommt.
Zurück am Campingplatz dösen wir im Liegestuhl und die Hunde im Laufgitter in der Sonne. Da wir auch in La Cotiniere keinen offenen
Fischhandel finden konnten, müssen wir improvisieren und
machen uns schlichte Bratkartoffeln. Die Mücken haben wir zwar noch nicht ausgerottet, aber stark dezimiert. Den Rest besorgen Autan zur
Abschreckung, Finistil bei Treffern der Gegenseite und viel viel Geduld.
Hundeparadies
02.10.
Wir haben einen Gast zum Frühstück – ein frecher Spatz hüpft einfach so beim Frühstück ins Zelt und fordert seinen Anteil. Nachdem wir ihn bedient haben, kommt er mit Kollegen wieder.
Da montags vormittags in Frankreich die meisten – wenn nicht alle – Läden geschlossen sind, laufen wir heute nach dem Frühstück wieder „unseren“ Weg zum Strand.
Das Wasser hat seinen Tiefstand noch nicht erreicht und die strandnahen lächen sind noch sehr matschig. Unsere Hunde haben das schnell herausgefunden und nehmen ausgiebige Fangobäder. Es
tobt ein Wettbewerb, wer als erster keine weißen Stellen
mehr am Körper hat. Zwischen Nessie, Poppy und Willi gibt es lange Zeit ein Kopf an Kopf Rennen, das letztlich auch unentschieden ausgeht, da alle drei gleich schwarz sind. Wir sind froh, hinter dem Point de Doux noch eine Stelle zu finden, an der das Wasser direkt an den Sandstrand spült. Hier locken wir die Meute mit vielen Tricks ins Wasser, um wieder Westies daraus zu machen. Kaum aus den Fluten,
nimmt die Bande dann natürlich sofort ein Sandbad.
Heike verbringt die nächsten 1,5 Stunden nach unserer Rückkehr damit, den Strand wieder von den Hunden zu trennen.
Nachdem in den Boxen Ruhe eingekehrt ist, fahren Heike und ich dann nach St-Pierre zum Einkauf. Egal, in welchem Supermarkt wir nachschauen – die Regale für Insektenspray sind leer. Das Zeug
scheint hier derzeit der Verkaufsschlager zu sein. Leider -oder zum Glück? -gibt es hier noch keinen Schwarzmarkt für Mückenspray, sonst wäre unsere Urlaubskasse schnell leer.
Im Ort selbst ist wirklich nichts los an diesem Montag, denn selbst nach 16.00 Uhr haben die meisten Läden nicht geöffnet. Dafür haben wir in der gut sortierten Fischtheke des Supermarche E.Leclerc unser Abendessen gefunden: Haifischsteak (Veau de Mer-Kalbfleisch des
Meeres nennen es die Franzosen schönmalerisch). Das folgende Menü kann sich durchaus sehen lassen und wir müssen zugestehen, dass die oben gegebene Bezeichnung zu Recht besteht.
In den Abendstunden setzt feiner Landregen ein, so dass wir uns in den Wagen zurückziehen und lesen bzw. die Urlaubsstory fortschreiben.
Es stürmt auch an der Biscaya
03.10.
Der Landregen vom Abend hat sich in der Nacht in einen
Dauerregen mit Sturmböen ausgewachsen. Gut, dass wir nach
unseren Erfahrungen aus der Bretagne nun gleich so stehen, dass
der Wohnwagen den Wind vom Vorzelt abhält. Die neuen
Sandheringe tun ein Übriges, so dass es zwar ordentlich schaukelt,
aber am Morgen ist alles noch an seinem Platz.
Die Sonne kommt erst gegen 9.30 Uhr wieder zum Vorschein – wir hatten selbst daran bereits gezweifelt – und es wird sehr warm und wegen der Nässe der Nacht auch sehr schwül, was die Mücken
gleich als Ansporn empfinden. Auf einer der eingekauften Postkarten hatten wir eine kleine Steinbrücke mit Namen Pont Napoleon gesehen, die recht fotogen in der Landschaft zu stehen scheint. Schon im
Schreibwarenladen hatte ich daher beschlossen, diese Brücke
auf der Insel ausfindig zu machen. Sehr überrascht war ich dann aber, als wir, kurz vor der Einfahrt zu unserem Campingplatz aus Richtung Dolus kommend ein Hinweisschild mit dem Namen der Brücke entdecken. Da das Bauwerk also nicht sehr weit entfernt sein
kann, machen wir uns mit den Hunden bei den ersten Sonnenstrahlen
dieses Tages auf den Weg.
Entlang des Chanal La Brande treffen wir schon nach nur knapp 250m Weg auf die Brücke. Luftlinie steht sie sogar nur knapp 150m von unserem Wohnwagen entfernt. Leider können wir hier weder das Alter
noch den Grund für den Namen der Brücke erfahren. Dafür wimmelt es an diesem feuchten Platz vor Mücken, die offenbar länger keine Opfer gefunden hatten und uns nun als willkommene Nahrungsquelle annehmen. Die Fotos an dieser Brücke kosten uns einige
Tropfen Blut und der schmale Pfad durch das Gebüsch auf der
gegenüberliegenden Seite des Kanals La Brande endet schon nach weniger als 200m als Sackgasse an einem Claire. So kommen wir auch auf dem Rückweg noch einmal alle in den Genuss der Begegnung mit den Mückenschwärmen, von denen jedes einzelne Tier heute satt geworden sein dürfte.
Zurück an der Strasse laufen wir in Richtung Nordwesten, vorbei an dem hier stehenden Landschulheim und biegen dann hinter dessen Zaun in Richtung Strand ein. Der Sand ist tief und weich, doch es gibt hier auch entsprechend weniger Mücken. Wir wenden uns daher erst einmal am Strand nach links, bis dieser dann nach fast einem Kilometer an einem Steinwall endet.
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