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Saint Pierre en Port - Normandie 2005 Verfasst am: 09.05.2007, 01:10 |
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Mike und Heike Kramer unterwegs mit den Black Watch Westies
Fast wäre dieser Reisebericht nie geschrieben worden, doch dann fand ich in einer Jacke, die ich lange nicht mehr getragen hatte diese kleine, glatte Muschel vom steinigen Strand unterhalb der Klippen von St. Pierre en Port.
Es war Anfang Mai des Jahres 2005, also vor nun ziemlich genau 2 Jahren, als wir unseren jährlichen Besuch der Terrier-Ausstellung in
Marchelepot im Hinterland der Picardie mit einem Kurzurlaub an
der nahe gelegenen Küste der Normandie verbanden.
Von Le Treport, unserem ersten Übernachtungsort, fuhren wir weiter nach Fécamp. Diese Stadt mussten wir bei unserem Besuch im Vorjahr (siehe auch Bericht Dog-Day in der Normandie 2004) auslassen, da wir just an einem Tag dort ankamen, als das jährlich stattfindende Hafenfest jegliche Durchfahrt verhinderte und alle Stellplätze belegt waren.
Nun, in diesem Jahr kamen wir einige Monate früher hier vorbei und konnten die Stadt mit ihrem wichtigen Fischereihafen und der
weltbekannten „Quelle“ des Benedictine-Kräuterlikörs ausgiebig erkunden. Nach einem langen Spaziergang entlang des Hafens
entschlossen wir uns zur Übernachtung auf dem Wohnmobilplatz am Quai Guy de Maupassant entlang einer riesigen Halle an der nördlichen
Hafenseite. Die gekennzeichneten Plätze waren allesamt besetzt, so dass wir auf eine große freie Fläche an der Zufahrt des Hafenbereiches
auswichen – wir waren auch hier nicht das einzige Fahrzeug, so dass wir davon ausgingen, dass die Aktion zumindest nicht „streng verboten“ sein würde.
Erst am nächsten Morgen wurden wir dann mit einem freundlichen Mitarbeiter des Hafen-Sicherheitsdienstes konfrontiert, der uns die Unrechtmäßigkeit unserer Anwesenheit auf diesem Parkplatz klar machen wollte. Dummerweise fragte er „parlez vous Francais“, worauf ihm aus dem Inneren unseres Fahrzeugs natürlich ein
einstimmiges „no“ entgegenschallte. Gut – er gab sich Mühe und erklärte uns dann in annähernd englischer Sprache, dass wir doch bitte nach dem Frühstück hier verschwinden sollten, was wir letztendlich auch taten.
Da mittlerweile einer der „richtigen“ Wohnmobilparkplätze
frei wurde, stellten wir den Wagen etwa 30m um und machten uns auf den Weg, Fécamp zu erkunden.
In der strahlenden Sonne dieses Frühjahrsmorgens bieten die Segeljachten im Hafenbecken einen fotogenen Kontrast zu dem dunklen
Hafenwasser. Der Bildhintergrund wird durch die Hallenbauten des Fischereihafens bestimmt, überragt durch die Klippen der Steilküste, in deren Einschnitt der Ort liegt. Die Südwestseite des Hafens lädt mit
ihrer Blumenbepflanzung und einigen Bänken an einem kleinen Rondell mit einem großen alten Stockanker aus der Segelschiffzeit zu einem
Sonnenbad ein.
Anders als in Le Treport bildet hier eine lange Holzbrücke auf Muschelverkrusteten Stützen die Hafenmole. Wie fast überall an der Alabasterküste ist der Strand eine weite Fläche großer runder
Kieselsteine, auf der das Laufen, besonders für Hunde, nicht ganz einfach ist. Wir verlassen den Hafen und gehen in einem weiten Bogen hinauf in die Stadt. Auch hier in Fécamp werden die engen
Straßen mit ihren schmalen Bürgersteigen von schmalgiebeligen Backsteinhäusern flankiert und wirken etwas heruntergekommen aber für eine alte Hafenstadt auch durchaus romantisch.
Auf halbem Weg in die Oberstadt liegt der Gebäudekomplex des Palais de la Bénedictine mit einer Brennerei. Hier entsteht seit dem
Jahre 1863 ein Weltbekannter Kräuterlikör, hergestellt nach einem
überlieferten Rezept eines Mönches der Abtei von Fécamp. Zu einem florierenden Geschäft wurde der Alkohol hier jedoch erst, seit der Kaufmann Alexandre Le Grand das gute Tröpfchen in großem Stil herstellte und in alle Welt verkaufte. Von der Bekanntheit und Beliebtheit her ist der Bénedictine heute so etwas wie Jägermeister al la Francaise.
Das prunkvoll verzierte Stadtpalais des Firmengründers, dessen Statue den Besucher zwischen prächtig geschwungenen Treppenaufgängen unter reich verzierten Giebeln und Türmchen begrüßt, passt
eigentlich nicht so richtig in seine maritim-provinzielle Umgebung. Heute beherbergt es das Firmenmuseum und bietet uns die
Kulisse für ein Gruppenfoto im Außenbereich, da wir unsere ja Hunde
leider nicht auf ein Gläschen mit in die „heiligen Hallen“ nehmen können.
Die Innenstadt, oberhalb der alten Gebäude liegend, wirkt
demgegenüber heute recht modern. Ein lichter Platz inmitten
der Geschäfte bietet hier Platz für ein Denkmal für die Soldaten des Freien Frankreich im II Weltkrieg, dargestellt durch zwei Händchen haltende Kämpfer – ein Schelm, der böses dabei denkt.
Zurück am Hafen entdecken wir ein Fachgeschäft für maritime Bekleidung und Angelgerätschaften, das anlässlich seiner bevorstehenden Schließung mit Sonderpreisen auf das Sortiment wirbt. Heike ergattert hier noch einen kleinen „Damen-Rucksack“, bevor wir die Hunde dann zurück ins Wohnmobil bringen. Mittlerweile ist es
Mittag und wir beschließen den Besuch eines Imbisslokals am Hafen. Seither Heike ist fest überzeugt, an diesem Ort das schlechteste Essen aller Frankreichaufenthalte bekommen zu haben.
Zurück am Hafen entdecken wir ein Fachgeschäft für Kleidung und Outdoor-Ausstattung, das anlässlich seiner bevorstehenden Schließung
mit Sonderpreisen auf das Sortiment wirbt. Heike ergattert hier
noch einen kleinen „Damen-Rucksack“, bevor wir die Hunde dann
ins Wohnmobil bringen. Mittlerweile ist es Mittag und wir
beschließen den Besuch eines Imbisslokals am Hafen. Heike ist
seither fest überzeugt, an diesem Ort das schlechteste Essen
aller Frankreichaufenthalte bekommen zu haben.
Nach dem Essen sind wir uns einig, Fécamp hinreichend kennen gelernt zu haben.
Eine weitere Übernachtung am Hafen erscheint daher wenig sinnvoll und der Campingplatz oberhalb der Stadt übt auf uns auch keine große Anziehungskraft mehr aus. Wir beschließen daher, unseren Heimweg zu
beginnen und uns einen Campingplatz auf dem Weg entlang der Küste in nördlicher Richtung zu suchen.
Auf dem Weg von Fécamp nach Quainville verlassen wir daher die D925 und folgen der Küstenstraße D79. Dort folgen wir der Ausschilderung zu einem Camping Municipal und gelangen so in den kleinen verträumten Ort St. Pierre en Port. Der dortige
Campingplatz liegt sehr versteckt und doch gleich an der Steilküste. Umgeben von hohen Hecken findenwir hier einen geräumigen Platz für unser Fahrzeug, so dass wir sogar beschließen, das Vorzelt für die kommenden zwei Tage aufzubauen. Nachdem das Zelt steht, laufen
wir noch erst ein Stück des Weges entlang der Steilküste. Die Hunde können hier frei laufen und die Aussicht von hier oben über
das Meer ist bei dem herrschenden Sonnenschein herrlich. Zurück zum Platz laufen wir über eine wild wachsende Wiese.
Im hohen Gras müssen sich unsere Westies
ganz schön anstrengen, um voran zu kommen, so dass die ganze Bande danach keine großen Ansprüche mehr stellt.
Der nächste Morgen begrüßt uns mit Landregen.
Trotzdem machen wir uns gegen 11 Uhr im Regenzeug auf den Weg in Richtung Nordosten.
Entlang des schon bekannten Feldweges laufen wir parallel zur
Küstenlinie. Einige Zeit führt der Weg uns dann durch ein
Waldgebiet, bis wir über einen steilen Weg hinab in das kleine Dorf Les Grandes Dalles gelangen. Einige Häuser stehen entlang einer schmalen Straße in einem Einschnitt der Küstenlinie, die dann auf einem Parkplatz am Meer endet. Die Atmosphäre bei dem Regen erinnert eigentlich eher an eine Szenerie an der schottischen Küste, wozu unsere Hunde natürlich noch einiges beitragen. Auf dem Weg
zurück laufen wir dann auf der Straße nach St. Pierre.
Hier, am entgegengesetzten Ortsrand von Les Grandes Dalles, stehen einige sehr schöne Landhäuser mit langen Zufahrten und gepflegten
Gartenanlagen, die aussehen wie Kulissen für einen Film aus
den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Der Rückweg
zieht sich allerdings doch ganz schön in die Länge, besonders
„lang“ ist eine Serpentinenstrecke die uns mit ihren
Windungen zwar wieder auf die Höhe der Steilküste bringt,
ohne uns jedoch nennenswert näher an das Ziel zu bringen.
Als wir dann endlich das Ortsschild von St. Pierre en Port vor uns sehen, haben wir immerhin etwa 8Km Strecke hinter uns gebracht. Während ich im Wagen unser Essen zubereite, trocknet Heike im Vorzelt die Hunde mit unserem Haarfön. Da die Hunde für
heute genug Bewegung hatten, machen wir Menschen uns am Nachmittag noch einmal allein auf den Weg in den Ort, der nur 4
Minuten entfernt ist. St. Pierre wird von einer kleinen Kirche dominiert, um die sich nur wenige schmale Straßen mit alten Häusern
scharen. Etwas versteckt am küstenseitigen Ortsrand finden wir de Beginn des Weges Le Raidillion, einem Treppenpfad mit unzähligen flachen Steinstufen hinab zum Hafen – dem „Port“ von St. Pierre - mit seinem steinigen Strand.
Nach einem ersten Stück unter Bäumen führt der Weg vorbei
an einigen Häusern aus dem 19Jahrhundert, die um diese Zeit
noch mit verbretterten Fenstern einer neuen Saison als
Pensionen in Strandnähe entgegenschlummern. Der Hafen
besteht nur aus einer Betonrampe, über die man Boote auf
Anhängern zu Wasser lassen kann. Linker Hand gelangen wir dann auf
einen Steinstrand, der aussieht, als hätte ihn jemand aus Meerschaum geformt.
Weiter zu den steil aufragenden Klippen hin geht dieser Strand dann in eine Fläche auf großen runden Kieseln über. Wir haben
gerade Niedrigwasser, so dass wir uns trotz der Warnungen vor Steinschlag am Fuße der Klippen entlang arbeiten. Das Meer hat hier
unten große Höhlen in den Kalkfelsen gespült und bizarre Steinformationen gebildet. Wir finden immer seltsamere Steine
und entwickeln eine rege Sammeltätigkeit. Mir fällt eine
kleine, rund gewaschene Muschel auf, die sehr angenehm in der Hand liegt und ich stecke sie als Andenken in meine Jackentasche. Bei soviel
interessanten Eindrücken fällt uns vorerst gar nicht auf, wie
weit wir schon von Hafen entfernt sind. Es empfiehlt sich daher der Beginn des Rückweges, bevor das Wasser zurückkommt. Beim Erreichen des Raidillion wird uns dann vollends bewusst, wie viel
Steine wir dort unten so zusammengetragen haben.
Der Treppenweg ist somit die zweite sportliche Betätigung an
diesem Tag und wir fallen abends daher hundemüde in die Kojen.
Der nächste Morgen bringt endlich wieder Sonnenschein. Ich melde mich freiwillig zum Brötchenholen und mache mich mit meiner Kamera auf den Weg nach St. Pierre. Im strahlenden Licht dieses
Maimorgens wirkt das Dorf viel freundlicher. Auch die Bedienungen in
der Bäckerei und in „Supermarkt“ haben sich dieser allgemeinen
Stimmung angepasst. Nach dem Frühstück Gehen wir dann
mit der Hundemeute noch einmal auf die Wiesen an der Steilküste. Ab einem gewissen Punkt müssen die Hunde sicherheitshalber an die
Leine und ich suche mir dann einen guten Standpunkt für einige Bilder von der Steilküste, die sich mit einem weiten Schwung im Dunst nach
Südwest verliert. Nachdem wir unser mittlerweile wieder
trockenes Vorzelt verstaut haben, schießen wir noch ein
Gruppenbild mit den Hunden und setzen dann unseren Heimweg fort. Wir fahren die Straße, die wir gestern noch schwitzend erklommen haben, hinab nach Les Grandes Dalles und schauen uns den
Parkplatz am Meer noch einmal bei Sonnenschein an, denn geht es endgültig zurück nach Hause. Es war ja nur ein kurzer Abstecher in diesen Teil Frankreichs, doch der Erholungswert war ungleich höher als wir zu Beginn vermutet hätten. Sicher, gerade in und um St. Pierre hat man nach zwei Tagen so gut wie alles gesehen und entdeckt, doch für alle, die den Norden der Normandie mit Wohnmobil oder Wohnwagen bereisen, bietet dieses kleine Dorf hoch oben auf den Klippen eine
Möglichkeit, einmal völlig abseits vom Touristenstrom eine Pause einzulegen. Und sei es auch nur, um steinbepackt auf dem
Le Raidillion nach sportlichen Höchstleistungen zu trachten. Uns erinnert jedenfalls seither ein kopfgroßer Stein vom Strand unter den Klippen in unserem Garten an diesen schönen Kurztrip – ja und natürlich eine kleine glatte Muschel, ohne die es diese Geschichte ja nicht gäbe.
Übernachtungsplätze der Tour:
Stellplatz Le Treport
Kostenpflichtiger Stellplatz nur für Wohnmobile. Es kommt mehrmals täglich ein Platzwart vorbei und gibt Parkscheine aus. Große asphaltierte Stellfläche in der Nähe des Hafens. Keile erforderlich. Stromanschlüsse und Wasser Ver-/ Entsorgung vor Ort. Morgens kommt ein Verkaufswagen für Backwaren. Fußweg zum Hafen/ Innenstadt etwa 5 Min. Fischmarkthalle im Ort. Direkt hinter den Stellplätzen verläuft entlang eines mit Schilf bewachsenen Gewässers ein etwa 1Km langer Trimmpfad, an dem Hunde abgeleint laufen können. Der Kotbeutel-Automat ist dort häufig leer, daher bitte eigene
Tüten mitbringen.
Stellplatz Fecamp
Gebührenfreier Stellplatz nur für Wohnmobile.
Begrenzte Anzahl von Stellplätzen entlang einer
Güterhalle direkt am Hafenbecken. Auf der anderen
Seite des Hafenbeckens finden sich diverse Lokale.
Fußweg in die Innenstadt etwa 8 Min., zum Strand
(Kies) etwa 5 Min. Auslauf für Hunde sehr begrenzt,
ggf. im Industriebereich des Hafens.
Der Campingplatz (Camping Municipal) liegt auf der
Südseite des Hafens, oberhalb des Ortes. Die Zufahrt
führt durch recht enge Straßen steil bergauf und ein Einbiegen zum Platz könnte für längere Gespanne mühsam sein. Der Fußweg zur Stadt führt über einen steilen Fußweg herab (und natürlich zurück entsprechend bergauf!!) Zum Platz können wir keine Angaben machen, da wir einen Verbleib am Hafen bevorzugt haben.
Camping Municipal St. Pierre en Port
Etwas versteckt hinter dem Ort liegender Platz mit
großzügigen Stellflächen und sauberen Sanitärgebäuden zu sehr günstigen Tarifen.
Unsere Hunde wurden nicht gesondert berechnet.
Fußweg in den Ort etwa 4 Min. Diverse
Einkaufmöglichkeiten in kleineren Geschäften.
Fußweg „Le Raidillion“ zum Hafen/ Strand unterhalb
der sehenswerten Klippen. Steile, teilweise flache
Treppenstufen. Hunde können rechts vom Campingplatz auf Feldwegen laufen. Dort beginnt auch der Wanderweg nach Les Grandes Dalles (etwa 7-8Km Gesamtstrecke). Ein Ort mit sehr morbidem Charme für 1-
2 Übernachtungen oder für Wohnwagenreisende als Ausgangspunkt für Tagestouren
entlang der Alabasterküste (Fecamp 10Km, Dieppe 60Km) |
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