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Urlaub auf Rügen Verfasst am: 26.02.2007, 14:24 |
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Heike und Mike Kramer unterwegs mit den Black Watch Westies auf der Insel Rügen
Durch unseren ersten Besuch auf der Insel Rügen im September 2001 – unmittelbar vor dem Ende der Welt, wie wir sie vor dem 11.September kannten – war mir eigentlich schon bewusst, wo unsere Reise in diesem Herbst hinführen würde, als noch der Sommerregen in Strömen an meinem Bürofenster abfloss.
Deutschlands größte Insel bietet gerade für den Wohnmobilfahrer die ideale Konstellation für eine einwöchige Rundreise. Neben den bekannten Sehenswürdigkeiten, die ja schon der romantische Maler C.D. Friedrich so passend auf die Leinwand bannte, gibt es hier noch mondäne Badeorte mit dem Flair der Kaiserzeit (neben unansehnlichen Beton-Hotelburgen aus der Zeit des Dritten Reiches), verbunden
durch die schönsten Alleenstraßen des Landes. Man findet hier breite
Sandstrände genauso wie verträumte Buchten an Schilfbestandenen
Boddenufern.
Moderne Fährschiffe im Nordosten der Insel konkurrieren mit uralten Zeesenseglern im Südwesten - und ich sitze noch immer in meinem Büro und habe erst mal nicht mehr vor Augen, als meinen Computer und den Firmenhof, wo das weiche Septemberlicht auf grellweißen Hallenwänden entwertet wird.
An solchen Tagen kann man Fernweh auch empfinden, wenn diese Ferne nicht einmal 700 km beträgt!
Nun, die Zeit vergeht und ich sitze bereits wieder in meinem Büro. Langsam verfärbt sich das Laub der Bäume an dem Hang hinter unserem Betrieb. Nicht mehr lange, und wir werden nachts den ersten
Bodenfrost bekommen. Die Woche auf der Insel hat alle unsere Erwartungen erfüllt und das Wetter hat an diesen Tagen auch mitgespielt.
Nehmen Sie sich also etwas Zeit und folgen Sie uns zu einer
kleinen Rundreise auf die größte deutsche Insel:
Unsere Anreise nach Rügen Mitte September gestaltete sich zu
Anfang durchaus etwas schwierig. Wir hatten das Wochenende vom
17. und 18.9.05 auf einer zweitägigen Hundeausstellung in
Bad Segeberg verbracht und kamen dadurch nicht ganz so früh
wie geplant wieder auf den Weg zur Insel. Meine Absicht, auf dem
Transit-Stellplatz am alten Hafen in Stralsund zu übernachten,
mussten wir daher erst einmal revidieren. Als Alternative bot sich
nach unseren Unterlagen der Stellplatz vor dem Campingplatz
Markgrafenheide im Nordosten von Rostock an. Bis hierher ist die
Autobahn sehr gut ausgebaut.
Der Stellplatz ist eine große geschotterte Parkfläche, die man
erreicht, wenn man der Ausschilderung zum Campingplatz in dem kleinen Ort Markgrafenheide folgt. Für eine Übernachtung auf dem Weg ist dieser Standort gegenüber dem Campingplatz durchaus geeignet,
denn er liegt sehr ruhig, bietet Platz, die Hunde noch einmal
„abzuschütten“ und ist um diese Jahreszeit kostenlos (im
Gegensatz zu den Plätzen direkt hinter der Schranke des
Campinggeländes, die man nur nach Geldeinwurf wieder verlassen
kann!)
Früh am nächsten Morgen lassen wir die Hunde noch einmal
ausgiebig auf dem Übernachtungsplatz laufen, dann
brechen wir gleich wieder auf und beschließen, unterwegs zu
frühstücken. Leider verfügen die kommenden kleinen Orte an der
Strecke nicht über irgendwelche Lebensmittelgeschäfte, so dass
wir das Vorhaben einstweilen verschieben müssen, wenn wir
die gewünschten frischen Brötchen wirklich haben möchten. Die
Bundesstraße 105 Richtung Stralsund ist zu diesem Zeitpunkt
eine einzige lange Baustelle, die unglücklicherweise genau in
unsere Richtung bald ganz gesperrt ist. Die – anfangs –
ausgeschilderte Umleitung führt über Nebenstrassen und
Feldwege, die zudem nur noch Schritttempo erlauben und, als
Krönung für eine Reisegesellschaft mit leerem Magen, bei erreichen
der B105 dann nicht einmal ein Abbiegen in die richtige Richtung
erlauben. Nach zwei vergeblichen Versuchen, die Logik dieser
Verkehrsführung zu ergründen, fahren wir ein Stück in
Gegenrichtung und biegen dann nach Norden, zur Küste, ab.
Hier kommen die Dinge dann auch langsam wieder in Fluß,
denn an der Straße finden wir einen kleinen „Supermarkt“ – wohl
den früheren HOLaden der Gegend – und haben somit auch unsere
Brötchen an Bord (zugegeben: nicht mehr ganz frisch, denn es ist ja mittlerweile schon 11.30Uhr, aber es geht ja manchmal auch ums Prinzip). Auf der Suche nach einem geeigneten Rastplatz bleiben wir in Bodstedt, einem kleinen, hübschen Örtchen am Bodstedter-Bodden hängen.
Gleich neben dem Hafen des alten Fischerortes gibt es einen
Parkplatz, von dem aus wir nach dem Frühstück einen Bummel
durch den Ort unternehmen.
Hier beginnt nun wirklich unser Urlaub, denn endlich haben wir
nun etwas im Magen und können die malerischen Perspektiven
des Hafens richtig genießen.
Im Hafen liegen einige sehr schöne Zeesenboote, wie die
typischen Segelboote der Boddenfischer genannt werden,
vor Anker. Das Honigfarbene Holz der Schiffsplanken bildet in
dem Milden Licht des frühen Mittags einen reizvollen Kontrast
zu dem blassen Grün des Schilfufers und dem Blau des
Wassers. Der Hafen wäre durchaus ein Ort zum Träumen
und Verweilen, doch uns ruft die Insel.
Gegen 13.00 Uhr erreichen wir den Rügendamm in Stralsund.
Derzeit entsteht hier in sehr aufwendigen Bauarbeiten eine
Hochbrücke als zusätzliche Überquerung des Strelasundes.
Vom Damm aus hat man gute sicht auf die großen Stahlkästen,
in denen nach auspumpen des Wassers und trockenlegen des
Bodens die Tragsäulen der Brückenkonstruktion entstehen.
Wenn wir den Schildern glauben können, wird das im September
2004 begonnene Bauwerk Ende 2007 fertig gestellt sein (aber
wer glaubt schon solchen Schildern?!). Wir wollen Rügen vorerst abseits der größeren Hauptstraßen erkunden und verlassen die B96 schon an der ersten Möglichkeit in Richtung Putbus.
Die Straße nach Putbus ist Teil der deutschen Alleenstrasse.
Kilometerlang fahren wir in einem Tunnel aus Platanen. Der
Asphalt des Straßenbelages geht bis dicht an die
Baumstämme heran. Man kann sich gut vorstellen, wie romantisch diese Straßen früher ausgesehen haben müssen, als die meisten Verkehrsteilnehmer hier noch mit Pferdefuhrwerken unterwegs waren. Putbus ist ein kleiner geschäftiger Ort abseits der Inselhauptstraßen.
Von hier aus fahren seit 110 Jahren die Schmalspurlokomotiven des
„Rasenden Roland“ über die Insel.
Heute sind die alten Dampfloks mit ihren kleinen Waggons immer
noch ein gern genutztes Transportmittel zu den Badeorten
an der Küste und auch eine touristische Attraktion, die Eisenbahnfreunde aus ganz Europa “anlockt“.
Wir stellen unser Fahrzeug direkt an dem roten Backsteinbau des
Bahnhof Putbus ab, von wo man jenseits der Schienen auf das
Betriebswerk schauen kann. Hier stehen die Dampflokomotiven vor
dem Lokschuppen und erholen sich offensichtlich von den
Strapazen der Sommersaison.
Die Inselbahn hat am Bahnsteig, gleich hinter dem normalen SBahn
Gleis, das es hier natürlich auch gibt, einen eigenen Schalter
in einem kleinen Fachwerkhäuschen. Der nächste Zug ist in nur 30 Minuten angesagt, so dass wir beschließen, am Bahnsteig zu
warten. Je näher die fahrplanmäßige Ankunftszeit des rasenden Roland kommt, umso mehr Menschen mit Fotoapparaten finden sich am Bahnsteig ein.
Meist handelt es sich hier um Männer in Begleitung von Frauen,
die den Rückfall Ihrer Begleiter in frühkindliche Euphorie beim
Anblick von Dampflokomotiven tapfer ertragen.
Heike hat mit Patty, unserem Welpen, auf der Bank am Bahnsteig Platz genommen und wartet geduldig, bis unser Anfall vorbei ist. Zischend und dampfend rollt Roland in den Bahnhof und versammelt alle Fotografen gleich nach Stillstand vorne um die schwarze Lok – Peter und mich eingeschlossen. So aus der Nähe wirken die Waggons des Zuges viel kleiner als auf den Postkarten am Bahnschalter. Wir machen
noch einige Fotos von den liebevoll restaurierten Details der
Wagen und begeben uns dann zum Kiosk am Bahnhofsvorplatz.
Bei einem Tüten-Cappucino der schlechteren Sorte verweilen wir noch
etwas. Auch hier kann man durchaus interessante Beobachtungen
machen, denn an den kleinen Tischen neben dem Kiosk versammeln sich nach und nach einige seltsame Gestalten.
Den aufgeschnappten Gesprächsfetzen nach handelt es sich hier um
offensichtlich um die „Weisen von Putbus“, die hier bei einem
Fläschchen Bier als Mittagsmahlzeit sachkundig und angeregt die aktuellen Überschriften der neuesten Bild-Zeitung diskutieren – der äußere Eindruck könnte trügen, aber mehr als die Schlagzeilen
werden die Herren auch nicht gelesen haben.
Wir verlassen Putbus und fahren über weitere Alleen zum Seebad
Göhren an der Südost-Küste der Insel. Hier gibt es einen
Sackbahnhof, wo wir noch einige Bilder vom Rasenden Roland
machen könnten. Den Wagen parken wir auf dem Parkstreifen
hinter dem Bahnhof. Da unsere Hunde offenbar noch nicht den
Drang zum Laufen haben, können sie noch in den Boxen
an Bord bleiben. Wir haben auch noch Zeit bis zur Ankunft
des Zuges und erkunden das Seebad, oder zumindest den
Teil, der vom Bahnhof aus einfach zu erreichen ist. Nach
etwa 500m stehen wir an der Strandpromenade und können
auf die Seebrücke von Göhren blicken, wo gerade ein
Rundfahrtschiff anlegt.
Oben an der gepflegten Promenade finden wir einige Geschäfte mit Kleidung und natürlich den üblichen Souvenirs von der Ostsee. Das Wetter ist leicht bewölkt, doch trotzdem sehr angenehm. Wir kaufen
einige Ansichtskarten und Heike ersteht noch einen kleinen
Lederrucksack im Angebot, dann gehen wir zurück zum Bahnhof.
Den Zug hört man bereits einige Minuten, bevor man ihn sieht.
Es gelingt mir hier sogar, unser Wohnmobil zusammen mit der
Lok aufs Foto zu bekommen. Im Bahnhof wird die Lok abgehängt
und zur Wasserversorgung an eine Zapfstelle direkt in unserer
Nähe gebracht. Mir macht das Beobachten der Leute, die diese
schwarzen zischenden Ungetüme anzieht, mittlerweile fast mehr
spaß als die Technik selbst.
Historische Bahnhöfe mit Nostalgiezügen sind sicherlich ein Prüfstein für die Leidensfähigkeit von Ehefrauen. Direkt am Gleis,
am Ende des Bahnhofsgeländes, stehen einige kleine Häuser,
deren Terrassen direkt zum Bahnhof weisen. Diese
Wohnungen an Eisenbahnliebhaber zu vermieten, müsste eine
Goldgrube darstellen – und für die genervten Frauen gibt es ja immer
noch modische Rucksäcke aus Leder am Strand!
Unser Weg führt uns weiter ins Mönchsgut, den Teil der Insel im
Südosten, der früher zu einem Kloster gehörte. Hier, zwischen
dem Nordwestbereich der Pommerschen Bucht und dem
Greifswalder Bodden im Westen, sind wir abseits vom Touristenrummel, den man natürlich auch auf Rügen finden
kann. Am Hafen, der hier eigentlich eher eine kleine Bucht
im Schilf ist, führt uns ein Schild eines Fischhandels auf ein
Betriebsgelände neben einem ziemlich neuen kleinen Lokal. Wir
treffen einen Herrn, der gerade einen Verkaufswagen abschließt.
Meine Frage nach der Möglichkeit, frischen Fisch zu kaufen, erwidert
er mit einem überraschten „haben Sie mal auf die Uhr geschaut?“
Klar- hätte ich als Supermarktverwöhnter Großstadtmensch
doch wissen müssen, dass man hier an der Küste um 16.30
keinen frischen Fisch kaufen kann!
Die kleinen Holzhäuschen der Fischer am Kai weisen dann auch
darauf hin, dass wir morgen ab 08.00uhr mit der Anlandung von Frischfisch rechnen können – wir werden wiederkommen.
Gegen 17.00Uhr fragen wir auf dem Campingplatz „Am Bodden“ in
Gager nach einem Stellplatz für eine Nacht. Da hier um
diese Jahreszeit noch weniger los ist, als in der Saison, können
wir uns den Platz selbst suchen. Hinter einigen wenigen Dauerstellplätzen mit abenteuerlichen Wohnwagenkonstruktionen finden
wir einen abgelegenen Platz direkt am Bodden. Frau Möser, die gute
Seele des Platzes, berechnet unsere 7 Hunde als 2 große
Hunde, so dass wir für nicht einmal 16,- EUR unterkommen.
Gleich hinter unserem Fahrzeug können wir durch eine große
Lücke im Zaun auf den Feldweg am Boddenufer gelangen.
Nachdem wir den Wagen aufgebockt haben – Peter ist da
mittlerweile echt fix – gehen wir noch eine Runde mit allen
Hunden zum Hafen. Viel ist hier nicht los. Am Ende der Straße
entsteht in Kürze allerdings eine Ferienhaussiedlung, die zwar
den Ortsansässigen bessere Geschäfte verspricht, aber die
Gegend hier sicher nicht romantischer macht. Am Rande
des Hafens stehen zwei kleine Fischerboote auf Hellingwagen
am Ufer.
Mit dem Rücken zur tief stehenden Sonne sitzt ein älterer
Herr auf seinem Malkoffer und bannt den Anblick gerade mit
Kohlestiften auf einen Skizzenblock. Neben ihm liegen
in einem kleinen Karton weitere Malutensilien. Ich muss den
Anblick dieses Künstlers einfach fotografieren und mir wird dabei
bewusst, dass dieser Mann dort mit einigen wenigen Strichen
mehr Aussagekraft in seine Bilder legen kann, als die
modernste digitale Fototechnik dies zu tun in der Lage ist.
Zurück auf dem Campingplatz füttern wir die Hunde und gehen
dann zum Gebäude am Platzeingang. Dort, in dem platzeigenen Minimarkt können wir noch Brötchen für das morgige Frühstück bestellen, dann setzen wir uns in das
nebenan noch geöffnete Lokal.
Die Speisekarte hier ist zwar einfach, aber das Essen ist
schmackhaft und zudem recht preiswert.
Der Dienstag beginnt nach dem Frühstück mit dem Ausführen der
Hunde entlang des Boddenufers.
Danach haben unsere Vierbeiner erstmal ausgiebig Zeit, sich im
Laufgitter zu vergnügen, während wir die dringend notwendigen
Reinigungsarbeiten im Fahrzeug durchführen. Alle 2-3 Tage haben
unsere Hunde – und wir selbst –so viel Sand und Staub von
draußen mitgebracht, dass ein gründliches Ausfegen des
Wohnraumes und das Aussaugen der Hundeboxen unumgänglich
ist.
An diesen Arbeiten kommt man unterwegs genauso wenig vorbei,
wie am Ver- und Entsorgen von Wassertanks und Bord-WC. Gute
1 ½ Stunden später nehmen wir die Hunde dann noch einmal mit
auf eine Runde zum Hafen, denn wir wollen ja hier an der Küste
auch Fisch für die Küche einkaufen.
Ein Teil der Fischerhütten auf dem Hafengelände ist nun geöffnet
und es findet sich auch ein entsprechendes Angebot. Der Hecht in der
Auslage vor der Hütte von Fischer Ketzenberg war in der letzten Nacht noch selbst auf Fang aus, nun wird er unseren Speiseplan bereichern.
Frau Ketzenberg filetiert den Fisch sachkundig und unter den Augen
einiger anwesender Urlauber.
Wir haben danach etwas mehr als ein Kilo superfrisches Hechtfilet im
Gegenwert von nur 9,- € in der Tüte und im Laufe des Tages
eine Premiere meiner Urlaubsküche vor uns.
Heike nutzt dann noch die Gelegenheit, in dem kleinen „Lebensmittelladen“, der sich in der Größe einer mittelprächtigen Garage in einem Reed gedeckten alten Haus verbirgt,
Erdbeermarmelade aus „Ost-Produktion“ zu kaufen, denn seit
unserem allerersten Besuch der Ostseeküste der neuen Bundesländer im Jahre 1991 ist die rostocker Konfitüre ein Muss für unser Urlaubsfrühstück geworden.
Unser Weg führt uns heute zum Parkplatz Lohme/ Hagen am
Königsstuhl. Den ersten Halt legen wir im Seebad Binz ein. Hier, in
einem der ältesten und bekanntesten Seebäder der Ostseeküste gibt es neben einem großen Parkplatz für Wohnmobile auch eine Möglichkeit, den Inhalt der Bordtoilette zu entleeren und Frischwasser zu bunkern.
Nur einen kurzen Fußweg vom Stellplatz am Bahnhof entfernt
erreicht man bereits die Strandpromenade von Binz. Hier ist
eigentlich zu jeder Jahreszeit Urlaubsbetrieb. Mit der Ostsee zur
Linken bummeln wir in Richtung Seebrücke. Die Architektur dieses
Seebades strahlt immer noch das Flair der früheren Zeiten aus, als eine Kur in einem der großen Seebäder etwa den gleichen Status besaß, wie heute ein Urlaub auf den Malediven.
Von der Freitreppe vor der prächtig renovierten Front des Kurhotels blickt man direkt auf den Musikpavillon am Strand, wo auch heute noch regelmäßig Kurkonzerte veranstaltet werden.
Willi zollt dem hohe Niveau dieses Ortes Tribut, indem er das Bein am Musikpavillon hebt – sicherlich seine besondere Art der Anerkennung solch menschlichen Ästhetikanspruchs. In den Seitenstraßen findet man eine bunte Mischung aus Geschäften für jeden Geschmack und
Geldbeutel. Hier gibt es alles, was der Urlauber so braucht, von
der kitschigen Ansichtskarte bis zur Rolex-Uhr. Wir begnügen
uns allerdings mit einem Softeis für den Rückweg zum Auto.
Gegen 14.30Uhr fahren wir weiter zu einer nur etwa 7km
entfernten anderen Hochburg des Tourismus – zumindest
sollte die KdF- Urlaubsanlage Prora dies nach dem Willen der
ihrer Erbauer im Dritten Reich einmal werden.
Heute steht hier eine mehrere Kilometer lange, heruntergekommene Beton-Wohnanlage, bekannter als „Koloß von Prora“, die ihre
wechselvolle, fast 70-jährige Geschichte auf ganz eigentümliche Art zur Schau stellt. In den 30er Jahren war Prora ein Projekt, mit dem etwa
20.000 Menschen gleichzeitig eine billige Urlaubsmöglichkeit an
der See geboten werden sollte.
Sicher, hier standen politische Absichten im Vordergrund, doch
wertfrei betrachtet stehen wir hier sicher auch vor einem Urahn der
Hotelketten auf Mallorca. Beim Anblick der schier endlosen
Gebäudereihe drängen sich Zahlenspiele direkt auf: 20.000
Urlauber und das Personal, d.h., etwa 75.000 Essen Täglich und
20.000 Garnituren Bettwäsche und Handtücher an jedem
Wechsel-Wochenende. Dazu hätten die Menschenmengen mit
Zügen anreisen müssen, denn der Individualverkehr war ja noch gar
nicht bis zu den betroffenen Gesellschaftsschichten vorgedrungen.
Allein die Reinigung der Fenster hätte sicherlich einigen Menschen
eine Lebensaufgabe beschert. Während Heike auf dem Parkplatz
bei den Hunden im Auto bleibt, versuchen Peter und ich,
antworten auf diese Fragen zu finden. In einem kleinen Teil der
Gebäude hat sich eine bunte „Kulturmeile“ angesiedelt. Hier
besuchen wir ein Dokumentations-Museum. Für 3,- € Eintritt finden wir jedoch nur eine Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in tristen und muffigen Räumen. Dieses Thema ist sicherlich hier am Ort nicht unwichtig, doch wir gehen nach nur etwa 20 min. nicht unbedingt
schlauer wieder heraus. Auf dem weg entlang der Gebäude geraten
wir dann in eine Gruppe junger Leute, die gebannt den Ausführungen eines sachkundigen Führers des „großen historischen Prora Museums“ folgen, der die Anlage anhand eines großen Modells an der Außenwand erklärt.
Wir schließen uns der Gruppe an, als die Führung im Gebäude
fortgesetzt wird und erfahren hier dann genau, wie Prora als
Urlaubsanlage funktionieren und aussehen sollte. Obwohl das
Bauwerk nie ganz vollendet wurde, findet sich hier sogar en
eingerichtetes Musterzimmer im Stil der frühen 30er Jahre. Uns
wird hier wieder einmal bewusst, welchen Luxus unser heute eher
bescheidenes Wohnmobil uns Urlaubern bietet. Nachdem wir
noch eine Weile den Ausführungen des Fremdenführers, einem der
vielen hier beschäftigten „hängen gebliebenen“ ehemaligen NVASoldaten der als Offizier für die Versorgung der Gebäude und
Truppen zuständig war, gelauscht haben, nehmen wir auf dem
Rückweg noch Fischbrötchen voneinem Verkaufswagen am Rand
des Parkplatzes mit. Das Essen hier ist in der Qualität nicht
schlechter (aber auch nicht besser!) als in den Imbissläden
von Binz, doch sehr viel erschwinglicher.
Weiter führt uns der Weg entlang der Ostküste der Insel Rügen,
vorbei an dem neuen Fährhafen Sassnitz im Ortsteil Mukran.
Hier entstand schon vor der Wende in den 80er Jahren auf der
„grünen Wiese“ eine moderne Anlage zur Abfertigung der
großen Fährschiffe, heute eine Brücke nach Dänemark, Schweden und ins Baltikum. Wir haben Glück und können beobachten, wie das Fährschiff Trelleborg langsam rückwärts gegen die Entladerampen
einparkt.
Der Ort Sassnitz ist teilweise immer noch eine Baustelle, wie
bereits bei unserem letzten Besuch im Jahre 2001. Am alten
Stadthafen, von dem früher auch die Fähren ablegten, ist es ruhig
geworden. Heute ist der Anleger noch Stützpunkt für einen
großen Seenotrettungskreuzer, ein Zollboot und einen
Rettungsschlepper und auch einen einfachen Anleger für
Landjachten (Wohnmobile) haben die Stadtväter von
Sassnitz hier unten geschaffen, der sich jedoch von seiner Lage
her eher für Durchreisende eignet.
Nach einer Fahrt durch die herrlichen Wälder der Stubnitz auf der Halbinsel Jasmund treffen wir dann um 18.00Uhr auf dem Stellplatz Hagen ein. Der Stellplatz für 40 Wohnmobile liegt ganz rechts, hinter den asphaltierten PKW- und Busparkplätzen, auf einer sehr
großen Wiese mit befestigtem Untergrund. Neben einer Verund
Entsorgungsanlage finden sich hier sehr saubere Toiletten
und Duschen, für die es am Kassenhäuschen Duschmarken
gibt Wir essen zu Abend und lassen dann die Hunde noch ausgiebig
auf der kurz gemähten Wiese auf der Rückseite des Parkplatzes
laufen während die Sonne im Westen den Himmel in herrliche
Farben taucht.
Morgen wollen wir zum Königsstuhl wandern, deshalb ist
heute schon früh Feierabend.
Der Mittwoch begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein.
Gleich nach dem Frühstück, zu dem wir unser Stromaggregat
anwerfen und frische Aufbackbrötchen in den Backofen
schieben, machen wir uns auf den Weg durch den Naturwald der
Stubnitz.
Der Wanderweg zu den Kreidefelsen beginnt ja praktisch
gleich neben unserem Wagen. Früh um 09.00 Uhr beginnt hier
schon langsam der Fußgängerverkehr, doch vorerst ist es nur
ein Bus mit Schülern, die man hier ausgeladen hat und die nun
ziemlich unmotiviert ihren Tagesplan abspulen. Schnell
haben wir diese jungen, dynamischen Wanderschnecken
hinter uns gelassen und sind allein im Wald unterwegs (wäre
glatt ein Titel für einen Otto-Film:
7 Westies allein im Wald…aber so
etwas Ähnliches gab es ja, glaube ich, schon).
Die Wälder der Stubbenkammer stellen das größte zusammenhängende
Waldgebiet der Insel dar und bedecken fast den gesamten Nordosten Rügens. Zur Zeiten der ersten slawischen Siedlungen auf der Insel wurde in diesen Wäldern noch Brenn- und Bauholz geschlagen und auch zur Landgewinnung gerodet. Später beanspruchten die jeweiligen
Landesherren diesen Forst und erlaubten lediglich noch das
Sammeln und Schlagen von geringen Mengen an Brennholz, so
dass der Wald wieder zu einem Urwald wurde (hier leben nun nicht
zwangsläufig die Affen auf den Bäumen, da die Bezeichnung für
einen Wald steht, der ohne jede Beeinflussung durch den
Menschen wächst).
Mit verschiedenen Vegetationsformen, bestimmt durch die Beschaffenheit des jeweiligen Untergrundes, hat die Natur hier eine Kulisse geschaffen, die an Filme wie „Herr der Ringe“ oder an Yodas Sumpf auf dem Sumpfplaneten Dagobah aus „Krieg der Sterne“ erinnert.
Wir treffen hier am Weg auf eine Gruppe von Leuten, die Brennholz
aus dem Unterholz sammeln und stilecht auf einem Pferdefuhrwerk
abtransportieren.
Ein entsprechendes Schwarz-Weiß-Foto dokumentiert, dass hier
sogar die Zeit zurück gedreht werden kann.
Ein Stück weiter erstreckt sich links des Weges der Herthasee,
ein bis zu 11m tiefes Gewässer, dessen Oberfläche aussieht wie
ein polierter Spiegel. Der See ist nach der altgermanischen
Fruchtbarkeitsgöttin Hertha benannt und war in der Frühgeschichte eine wichtige Kultstätte. Während wir versuchen, den Anblick aufs Foto zu bannen, sehen unsere Hunde hier einfach eine willkommene Gelegenheit für einen tiefen Schluck aus dem Teich. Nur einige hundert Meter weiter, auf der rechten Wegseite, bricht sich das Sonnenlicht im
Gezweig der Bäume der sumpfigen Senke des Erlenbruches. Fast schon
gespenstisch ragen die schwarzen Erlenstämme aus dem grünen Sumpf empor und verlieren sich im Dunstvorhang der Sonnenstrahlen, die bizarre Muster und Schatten auf die Wasseroberfläche werfen.
In solcher Umgebung erwartet man fast hinter jedem Baum Elfen
und Trolle – es kommen uns jedoch nur einige ältere
Herrschaften auf dem Wanderweg entgegen.
Der Weg endet völlig unromantisch an einem großen Busparkplatz, von dem aus man dann die letzten Meter zum Kassenhäuschen des erst im
März 2004 eingeweihten Nationalpark-Zentrums Königsstuhl
gelangt. In dem neuen Gebäude findet sich hier eine Ausstellung zum
Kreidefelsen und daneben steht ein modernes Gasthaus.
In den letzten Jahren hat sich also die Menge der Gebäude in einem Maß gesteigert, in dem der Kreidefelsen nebenan weniger
wurde. Das alte Kassenhäuschen am Aufgang zur Aussichtsterrasse steht leer. (auch hier: das neue Kassenhäuschen ist doppelt so
groß und der Eintritt mit 6,- € auch doppelt so hoch wie im
Jahre 2001!). Dafür macht das Schutzgeländer an der Klippe
aber auch einen stabileren Eindruck. Heike zieht es
trotzdem vor, die Aussicht eher nicht direkt vom Rand aus zu
genießen. Wir haben heute wirklich viel Glück mit dem Wetter.
Der Kreidefelsen liegt grellweiß im Sonnenlicht und lässt das Wasser
der Ostsee tief unten noch intensiver blau und grün erscheinen, als es ohnehin schon ist. Hier oben, auf einer Bank im Schatten der Bäume, treffen wir auch wieder einen Maler bei der Arbeit. Mit einem einfachen
Wassermalkasten und einigen Pinseln fängt der ältere Herr das
Spiel von Licht und Schatten auf seinem Malblock mit einer Leichtigkeit ein, dass es Spaß macht, zuzuschauen. Wir genießen die Aussicht noch
eine Weile in der Gewissheit, die größte Ansammlung von Westies
seit den Zeiten auf den Kreidefelsen gebracht zu haben, als hier noch Maler vom Schlage eines Caspar David Friedrich saßen (zugegeben, da war ja unsere Rasse auch noch gar nicht „erfunden“.
Aber vielleicht gäbe es sonst ja ein berühmtes Gemälde “Westies am Königsstuhl“…oder so).
Auf dem Weg zurück begegnen uns nun schon erheblich mehr
Menschen und entzaubern den Wald nachhaltig. Wir sind froh,
doch sehr früh aufgebrochen zu sein. Nach etwa3 Stunden und 7Km sind wir wieder am Wagen und ist es Zeit für eine Dusche und das
Mittagessen. Danach machen wir noch etwas Pause und Heike bürstet auf dem Deckel des Anhängers ausgiebig unsere Hundetruppe durch. Erst um 15.45 ist das Gespann dann klar zur Weiterfahrt in Richtung
Kap Arkona. Peter läuft vor zur Schranke und begleicht die Stellplatzgebühren von 8,- €, dann geht es weiter.
Der Weg führt uns von Hagen westlich nach Glowe, einem Ort,
an dem immer mehr Ferienhaussiedlungen der gehobenen Art entstehen, was man auch an den Namen der Wohnparks merkt, von denen einige auf „- Residenz“ enden. Am westlichen Ortsausgang, in der Dünenresidenz, steht ein Ferienhaus in Form eines Leuchtturms, das
erst vor kurzem in einer Fernsehsendung als Preis ausgelobt war. Es
ist schon ein auffälliges Gebäude, doch wir sind uns einig, dass uns ein einsam stehendes Haus über den Klippen eher zusagen würde als ein voll verglastes Nobelwohnzimmer über den Köpfen geldschwerer
Zeitgenossen.
Kurz hinter Glowe kommen wir auf die Schaabe, den schmalsten Teil
der Insel Rügen. Gebogen wie eine Sichel verbindet diese an
einigen Stellen nur etwa 200m breite Nehrung den Inselteil
Jasmund im Osten mit Wittow im Norden. Durch den dichten
Fichtenbestand erkennen wir zur Rechten die Ostsee-Bucht
Tromper Wiek und zur Linken erstreckt sich der Jasmunder
Bodden als „Binnengewässer“. In kurzen Abständen finden sich
hier einfache Parkplätze, die im Sommer sicherlich zu einem
Zwischenstop mit Strandbesuch eingeladen hätten. Das letzte
Wegstück nach Putgarten fahren wir dann auf wirklich schmalen
Landwirtschaftswegen durch eine herrliche spätsommerliche
Landschaft aus Feldern und Wiesen, vorbei an einer großen
Radarkuppel der Bundeswehr, die hier wie ein Geschwür die
Gegend verunstaltet.
Der Stellplatz Putgarten ist eigentlich nur ein von Rosenhecken abgeteilter Bereich eines großen Busparkplatzes am Ortseingang. Ihm gegenüber liegen weitere Parkflächen für Pkw und einige Gebäude mit
Andenkengeschäften und Imbissständen. Hier findet Heike an einem Verkaufswagen eine schicke Jacke, die die Erinnerungen an unsere
Rügenreise demnächst sicherlich auch noch im Ausstellungsring
aufrechterhalten wird.
Putgarten selbst war schon im Jahr 2001 kein Ort, der einen
vom Hocker riss. Heute jedoch wächst er rundherum langsam
mit Ferienhäusern zu, obwohl im direkten Umfeld, außer den
beiden berühmten Leuchttürmen, kaum Attraktionen zu erkunden
sind. Der kleine Bäckerladen im Ort dient nun als Ausstellungsraum für Kleidung und Geschenkartikel eines Geschäftes, das sich, wie auch
eine Töpferei und einige andere Tourismusorientierte Betriebe in
dem großen Bauernhof befindet, der die Geschäftswelt Putgartens
eindeutig dominiert.
Gut, die Häuser hier sind mittlerweile alle gewaltig aufpoliert, wodurch die Erkenntnis, dass es sich hier wahrscheinlich um einen der
ödesten Orte der Insel handelt aber nur etwas herausgezögert
wird.
Bestimmt wird der Lebensrhytmus Putgartens übrigens von den 4
gummibereiften Bummelzügen – der Fremdenführer spricht von
„historisch gestalteten Fahrzeugkombinationen“ -, die
von morgens bis abends unablässig durch den Ort fahren
und die am Busparkplatz ausgeladenen (ca. 800.000
jährlichen!) Besucher möglichst schnell durch Putgarten hindurch
zum Kap und weiter zum benachbarten Fischerort Vitt karren. Dies hat zur Folge, dass sich die wenigsten Touristen den Ort antun müssen und wohl noch weniger Leute haben dadurch Gelegenheit, die spärlich
vorhandenen schönen Ausblicke zu finden.
Selbst unsere Hunde benötigen hier am Parkplatz mehr Zeit als üblich, um ihr Abendgeschäft zu erledigen – was ja auch schon fast einer
Wertung gleichkommt.
Eine der manigfaltigen Attraktionen am Kap (neben zwei
Lokalen, einem steinernen Aussichts- und Peilturm, dem kleinen Museum der Seenotrettungsgesellschaft und einer archäologischen
Ausgrabungsstelle der Jaromarsburg, einer frühslawischen
Tempelstätte, auf einer benachbarten Anhöhe) sind zweifelsfrei die beiden Leuchttürme, die wie Pat und Patachon an der Nordspitze
Rügens stehen. Der ältere der beiden, ein gedrungener, eckiger,
roter Backsteinbau wurde bereits im Jahre 1826/27 nach Entwürfen
des Architekten und Baumeisters Schinkel errichtet, der sich unter
anderem mit Bauwerken wie das Schloss Babelsberg in Berlin und
den Elisenbrunnen in Aachen einen Namen machte.
Sein neuerer Kollege stammt dagegen aus dem Jahre 1901/02.
Interessant sind die Gegensätze zwischen der Mehrzahl der
Besucher, die wir hier sehen und den Sehenswürdigkeiten, welche
diese hierher ziehen. Den Schinkel-Turm und auch den
Peilturm kann man, gegen entsprechendes Entgelt, besteigen, um dann eine sicher interessante Aussicht zu genießen. Auch der Küstenweg zum
Fischerort Vitt bietet Ausblicke auf die Steilküste, wie sonst nirgendwo
auf der Insel. Dem gegenüber machen hier um diese Jahreszeit
fast ausschließlich Busladungen älterer Menschen halt, die meist
nicht einmal den Weg von Putgarten hierher zu Fuß
schaffen (was wiederum den „Bimmelbahnbetrieb“ aufrechterhält). Das heißt, die eigentlichen Attraktionen bleiben gerade der Mehrheit der
Besucher meist unerschlossen, und so spielt sich dann der
Besuch des Kap Arkona eher in Form einer Fahrt in den engen
kleinen Waggons der Arkonabahn zum Kap ab, dort dann Rudelweise herumstehen und zu den Leuchttürmen emporblicken (mit Gruppenfoto)
und Erwerb diverser Erfrischungsgetränke am Verkaufsstand, weiter mit dem „Anschlusszug“ nach Vitt, dort Einkehr zum Mittagessen nach
kurzem Blick auf das Wasser.
Dann folgt meist ein „Gewaltmarsch“ von Vitt zur Kapelle über dem Ort (ca. 15m Höhenunterschied auf 200m Fußweg). Danach von der
Haltestelle an der Kapelle dann endlich mit dem nächsten Zug
zurück zum Bus. Wer dort noch Zeit bis zur Rückfahrt hat, wagt
vielleicht noch schnell einen Abstecher zum Multi-Funktions-
Gutshof im Ort und erwirbt das eine oder andere Souvenir für
die Daheimgebliebenen. Ich hoffe, hier entsteht nun nicht der
Eindruck, mir würde Kap Arkona überhaupt nicht gefallen. Das
stimmt so nicht ganz. Die Svante-Pit Am Kap Arkona Landschaft, wenn man sie denn erwandert, ist durchaus ansprechend. Gut, der Besuch
der Ausgrabungsstätte bietet für 1,-€ Eintritt zwar nur den Anblick
einiger Studenten, die in teilweise mit Planen abgedeckten,
hüfttiefen Löchern der frühslawischen Geschichte auf der Spur sind, aber der Ort Vitt, ein frühgeschichtlicher Heringshandelsort bietet dafür
Leben im Überfluss. Dichte Menschenscharen drängen sich
durch die sehr engen Gassen und füllen fast jeden Winkel zwischen
den kleinen, Reed gedeckten Fischerhäuschen. Man hat hier das Gefühl, fast jedes zweite Haus sei eine Gaststätte und der
Rest beherbergt Fischräuchereien. Wir verbringen
einige Zeit an „Hafen“, einer mit grobem Kies bedeckten und von
zwei Verkaufsständen für Fisch und Getränke eingefassten
Freifläche, auf der einige kleinere Boote einen malerischen
Fotovordergrund für den Blick zu den Leuchttürmen an der
Steilküste abgeben.
Nun, nachdem wir gegen 13.00Uhr wieder am Wohnmobil
eingetroffen sind, können wir jetzt auch erzählen, dass wir am „Kap
Arkona“ waren. Allein wegen der oben beschriebenen Eindrücke
war es trotz allem einen Besuch wert!
Eine halbe Stunde später verlassen wir das „Nordkap“
Rügens und steuern einen der westlichsten Punkte der Insel an.
Unser iel ist der Wohnmobiltellplatz Seehof.
Auf kleinen romantischen Straßen erreichen wir über Wiek und
Bischofsdorf die Wittower Fähre, die uns für knapp 8,-€ (Wohnmobil
mit Anhänger) über einen 350m breiten Arm des Breetzer Boddens
von der Halbinsel Wittow wieder auf den Hauptteil der Insel zurück
bringt.
Weiter führt der Weg dann über Trent nach Schaprode und von
dort nach Poggenhof. Die Fahrt über den ehemaligen Gutshof
erfolgt im Schritttempo, denn hier ist die Straße in den letzten Jahren
in dem Maße vernachlässigt worden, in dem das Gebäude des
Gutshofes renoviert wurde. Wenn hier nicht die Hinweisschilder zum
Seehof ständen, würde wohl kaum jemand vermuten, dass man hier
überhaupt noch weiterfahren kann.
Die letzten 800m zum Hof führen dann jedoch über eine ordentliche
Betonplattenstraße aus DDRZeiten durch die Felder zum
Stellplatz.
Der Seehof der Familie Voigt, ein Bauernhof, welcher schon vor der
Wende eine wechselvolle Geschichte als Campingplatz
und sogar Jugendherberge hatte, liegt auf einer Landzunge,
die die engste Stelle des Fahrwassers zwischen Rügen
und der autofreien Urlaubsinsel Hiddensee markiert. Für einen
Tagespreis von 19,90 € (unsere Hunde werden wegen der Größe
wieder mit dem Kurs 7 für 2 berechnet) stehen wir hier auf
einem der schönsten Plätze der Insel mit freiem Blick auf das
Wasser und auf Hiddensee.
Im Preis enthalten sind die Möglichkeiten zur Wasser Verund
Entsorgung sowie der WCEntsorgung.
Zum Frühstück kann man Brot und Brötchen bestellen und zweimal täglich öffnet Frau Voigt einen Verkaufswagen, der neben
einigen Lebensmitteln auch einen hervorragenden Holunderwein anbietet.
Wir stellen den Wagen an den Rand des Geländes, wo sich
entlang des Ufers gleich ein Weg für die abendliche Gassirunde
bietet. Unsere Meute hat, Arkona sei Dank, noch keinen
Laufbedarf und gibt sich mit einem windgeschützten, sonnigen Platz im Gitterauslauf zufrieden und wir nutzen ebenfalls die Spätsommersonne
für eine Pause.
Es herrscht reger Schiffsverkehr auf dem Wasser vor uns.
Regelmäßig kommen die Personenfähren von Schaprode
zur Insel vorbei, überholt ab undzu von zwei schnellen
Wassertaxis, kleinen schnellen Booten ähnlich einer Motoryacht.
Gegen Abend wird es aber doch schon merklich kühl, so dass wir
zum Abendessen in den Wagen gehen.
Auch der Freitag begrüßt uns wieder mit herrlichem Sonnenschein und T-Shirt- Temperaturen. Vorher hatte Prinz aber noch ein dringendes
Bedürfnis. Unglücklicherweise interpretieren wir sein Winseln
nicht gleich richtig, so dass er seinem inneren Druck schon in
seiner Box nachkommt. So kommt es, dass ich bereits um 07.00 Uhr
im auf der vom Tau nassen Wiese neben dem Fahrzeug stehe, mit
einem nicht sehr glücklichen Prinzen im Gitterauslauf daneben.
Für solche Not-„Fälle“ haben wir immer eine Garnitur
Einweghandschuhe von der Diesel-Zapfsäule der Tankstelle
und ein entsprechendes Reinigungsmittel an Bord, so dass
ich mich dann der intensiven Reinigung der Hundebox widmen
kann – ich wollte ja sowieso früh aufstehen und solche „Einlagen“
können natürlich bei einem Hunderudel auf Reisen schon
einmal passieren.
Pünktlich um 8.00 Uhr sind dann aber unsere Brötchen am Verkaufswagen abholbereit und wir frühstücken in einem frisch duftenden Wohnmobil.
Derlei gestärkt begeben wir uns kurz nach 10.00 Uhr auf den Weg
nach Schaprode, mit seiner über 800-jährigen Geschichte einer der
ältesten Städte Rügens. Nach Straßenkarte wären es etwa
5,5Km, doch entlang des Wassers werden wir voraussichtlich einen
Km sparen. Nach einem kurzen Stück auf dem DDR-Plattenweg
gabelt sich die Straße beim Haus von Paul. Paul ist ein Neufundländer-Mischling, den wir 2001 schon als ganz jungen Hund kennen gelernt hatten. Es gibt ihn immer noch, jetzt allerdings ist er XXL. Der Anblick von so vielen weißen Hunden irritiert ihn allerdings immer noch. Unser Weg führt nun in einer weiten Rechtskurve am Bodden entlang.
Hinter uns werden die Wohnmobile vom Seehof immer kleiner,
während die Kirche von Schaprode vor uns das Ziel markiert. Wir
können unsere Hunde hier auf der gesamten Strecke abgeleint laufen
lassen (bei einem Retriever oder einer anderen wasserfreudigen
Rasse gäbe es da aufgrund der Nähe zum moderigen Ufer
vielleicht eher Probleme) und Poppy, unser Nachwuchs-Rudelführer darf erstmals an der Spitze laufen, während Chefrüde Willi am Ende der Gruppe läuft.
Schaprode begrüßt uns mit einem feinen Sandstrand am Rande
eines Campingplatzes, wo wir erstmal im Schatten großer Bäume
eine Pause einlegen.
Gleich „um die Ecke“ muss der Hafen sein, denn wir können
zuschauen, wie eine der größeren Fähren auf ihrem Weg nach
Hiddensee praktisch aus dem Schilf auftaucht.
Der Hafen ist ein langer Kanalarm, an dessen Stadt zugewandter
Seite die Schiffe anlegen. Auf dem vom grellen Sonnenlicht
beschienen Kai stehen noch ein modernes kleines Verwaltungsgebäude der Fährgesellschaft und ein kleineres Gebäude mit einem gläsernen Vorbau, der den unvermeidlichen Imbiss beherbergt.
Da wir noch einkaufen wollen, machen wir uns erstmal auf die
Suche nach dem kleinen Supermarkt, den es hier geben
soll. Wir finden ihn, jedoch müssen wir noch 11/2 Stunden
warten, bis er nach der Mittagspause wieder geöffnet ist.
Auf dem Rückweg zum Hafen statten wir der Dorfkirche, die
hier wirklich den Mittelpunkt dieses alten Fischer- und Fährörtchens bildet, einen Besuch ab. Rund um den kleinen Backsteinbau finden sich die Gräber der lokalen Prominenz der letzten 150 Jahre, wie an
den Grabsteinen zu erkennen ist.
Die ältesten Gräber wurden bereits eingeebnet und nur einige sehr stark verrostete Eisenkreuze am Fuße des Kirchturms sind übergeblieben.
Ich begebe mich in die Kirche, in der mich der typische Geruch
alten, schon einmal feucht gewordenen Holzes umweht. Am
Übergang zum Altarraum hängt ein großes Kreuz in einem
Deckenbogen und dahinter dominiert ein mit reichen
Schnitzereien gestalteter Altar den lichtdurchfluteten Raum.
Markant ist auch der kunstvoll gestaltete Beichtstuhl, denn wir
befinden uns ja immerhin in einer lutherischen Kirche. Nach dieser
Kirche zu urteilen, war Schaprode früher nicht nur der kleine Fährort in einer Urlaubsregion.
Die Hauteinnahmequelle des Ortes scheint jedoch heute die
Bereitstellung von Parkflächen für die Autos der Hiddensee-Urlauber
zu sein. Auf der kleinen Insel sind Autos nicht erlaubt, so dass hier
jeder Urlauber einen Parkplatz benötigt, der ihm dann auch für
3,-bis 5,- je Tag angeboten wird.
Auch hier verkehrt natürlich wieder eine der auf Rügen allgegenwärtigen Gummibereiften Kleinbahnen, um Gäste und
Gepäck bis zum Hafen zu bringen.
Wir haben ja noch immer viel Zeit und nehmen daher auf den
Bänken an Kai in der Sonne Platz. Peter spendiert dazu die kalten
Getränke. Es ist auch in dieser Zeit der Nachsaison noch viel
Betrieb hier denn die Personenfähren bringen viele Tagesausflügler nach Hiddensee, wie man an den Reisenden ohne Gepäck erkennen kann. Die Besatzung der Schnellfähren werben um Fahrgäste wie die
Türsteher auf Sankt Pauli und diese Boote legen ab, wenn
genügend Gäste an Bord sind.
Die Besatzungen der großen Schiffe verkehren dagegen nach
Fahrplan, warten jedoch mit dem Loswerfen der Leinen auch
einmal, bis ein Nachzügler noch schnell sein Ticket gelöst hat und
laden in der Zeit sogar noch sein Fahrrad an Bord.
Eine halbe Stunde bevor unser Supermärktchen wieder öffnet
setzen wir uns an einen der beiden Tische vor dem Imbisslokal an der Kirche. Der Gastwirt versorgt ganz selbstverständlich zuerst unsere
Hundemeute mit Wasser, bevor er uns nach unseren Wünschen
fragt. Im Gegensatz zum Betrieb im Hafen hat es hier niemand
wirklich eilig, doch die Pommes sind nicht schlecht, als sie dann
serviert werden. Um 14.00 Uhr kauft Heike noch schnell in dem
Geschäft nebenan ein und wir machen uns auf den Rückweg. Im
Ort nehmen wir den Weg zum Campingplatz und kommen so
wieder an den Strand. Nun haben wir den Seehof am Ende der
Bodden-Bucht vor uns und dürfen abwechselnd die Tasche mit den
Einkäufen schleppen. Ziemlich verschwitzt und mit einem leichten
Sonnenbrand auf Nase und Ohren sind wir gegen 16.00Uhr wieder
am Stellplatz. Peter und ich kümmern uns dann um die
Versorgung des Wagens und fahren einmal um das Haupthaus,
um Wassertank und WC für die morgige Weiterfahrt vorzubereiten.
Den Rest des sonnigen Tages verbringen wir einfach faul im
Campingstuhl oder Gitterauslauf - je nach Rang im Rudel - in der
Sonne und schauen den Schiffen zu, die wir ja nun auch ganz aus
der Nähe kennen gelernt haben.
Auch unser letzter Tag auf Rügen begrüßt uns noch einmal mit
einem sehenswerten Sonnenaufgang. Ich bin pünktlich am Verkaufswagen, um die Brötchen abzuholen. Nach dem
Frühstück und dem Ausführen der Hunde machen wir noch einmal
gründlich sauber. Dabei geht unser kleiner Bordstaubsauger –
während seines dritten Einsatzes – in weißem Rauch auf, was sich für
den Tag fast als Omen erweisen soll.
Nachdem wir unseren Stellplatz bezahlt haben, machen wir uns um
10.45Uhr auf den Weg.
Einen letzten Stopp auf der Insel legen wir noch in dem Ort Altefähr,
direkt am Rügendeich, ein. Seit unserem Besuch hier im Jahr 2001
hat sich der Zustand der Häuser am Hafen doch gewaltig geändert
und das Städtchen sieht nun nicht mehr so heruntergekommen aus, wie
damals.
Heute wird das Bild des Hafens von Jungen Leuten mit Dreadlocks, Windsufern und VW-Campingbullis geprägt, die vor den zahlreichen Surfschulen parken. Uns interessiert jedoch vorrangig der Blick von hier auf die „Skyline“ von Stralsund mit den markanten Kirchtürmen.
Auf dem Rügendamm geht es nur zähflüssig voran, so dass wir
hier noch einmal einen längeren Blick auf die Baustelle der
Hochbrücke werfen können. Die Bundesstrasse 105 ist in unsere
heutige Fahrtrichtung zwar frei, doch der Fehlerteufel schlägt im
Ort Karnin erneut zu, indem ich plötzlich den Schaltstock in der
Hand habe und somit keine weitere Verbindung mehr zum
Getriebe besteht. Auf den Kopfsteinpflasterstrecken der letzten Tage hatte sich eine Arretierungshülse gelöst, deren Befestigung uns nun 45 Minuten Arbeit und recht schmutzige Hände beschert. Peter bemerkt
dann noch bei einer Zigarette vor der Weiterfahrt, dass irgendetwas
unter dem Motor tropft. Eine Schlauchschelle am unteren Kühlerschlauch hat die letzten DDR-Straßen ebenfalls nicht geschafft und ist geplatzt. Nun sitzt der Kühlerschlauch nur noch ungesichert auf dem Stutzen und verursacht eine „permanente Inkontinenz“ des Kühlsystems.
Wir fahren in „Schleichfahrt“ weiter, um ein Abspringen des
Schlauches zu vermeiden. Die Tankstellen am Weg sind
bezüglich der notwendigen Schlauchschelle keine Hilfe, doch
in Ribnitz-Damgarten finden wir nach etwa 8Km Umweg einen
Baumarkt, in dessen Sanitärabteilung wir unser Ersatzteil bekommen.
Während ich den Wagen gleich auf dem Parkplatz wieder einsatzklar
mache, besorgt Peter uns am Imbisswagen neben dem Eingang
echte Thüringer Roster zum Mittagessen.
Bis Wismar fahren wir noch auf der Autobahn A20, dann sucht unser
Aldi-Navigationssystem (eine hervorragende Investition!!)
den direkten Weg zu unserem Etappenziel Lüneburg. Fast die
gesamte Strecke führt noch einmal über Alleenstraßen durch herrliche
Landschaften, wenn auch bei teilweise abenteuerlichen Straßenzuständen. Um 18.00Uhr erreichen wir Lüneburg ohne
weitere Zwischenfälle. Der dortige Parkplatz an der Sülzwiese bietet
eine kostenlose, ruhige Übernachtungsmöglichkeit in unmittelbarer Nähe einer großen Festwiese, auf der wir die Hunde nach dem Abendessen und auch am kommenden Morgen noch ordentlich laufen lassen können.
Bevor wir dann die letzte Etappe nach Hause auf der Autobahn
abspulen, fahren wir noch hoch zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal an
der Porta Westfalica. Immerhin kann unser Willi hier einmal das
Bein am Sockel des Denkmals seines in Stein gehauenen
großen Namensvetters Willi I heben und stellt mit seinem Rudel sicherlich die größte Westie-Konzentration an diesem Punkt seit Errichtung des Denkmals dar.
Das Fazit unserer Reise: Rügen ist als Ziel für einen Kurzurlaub mit dem Wohnmobil sicherlich genauso geeignet, wie für einen längeren Aufenthalt. In der Vor-/ Nachsaison gibt es reichlich Stellplätze zu sehr
günstigen Preisen in schöner Landschaft und auch die Wege auf der Insel sind ein optischer Genuss. Vom Bummel an der trandpromenade über die Faszination alter Technik bis hin zu stundenlangen Wanderungen liegen alle Möglichkeiten nur jeweils einige wenige Kilometer auseinander und die Insel Hiddensee im Nordwesten Rügens ist Deutschlands Ecke mit den meisten Sonnenstunden, wovon natürlich
auch der Rest der Gegend profitiert.
Schauen Sie einmal in den Straßenatlas oder den Routenplaner Ihres Computers und Sie werden merken, dass der Hecht im Hafen von Gager oder der Holunderwein auf dem Seehof nicht unerreichbar sind.
TOURDATEN Unsere Reisezeit: 19.-25. September 2005 Tourverlauf:
Anfahrt über die A20, Übernachtung auf dem Wohnmobilstellplatz Merkgrafenheide, weiter über die B105 nach Stralsund
Auf Rügen:
1.Tag: Rügendeich – Putbus – Göhren - Mönchgut (Campingplatz Gager)
2.Tag: Gager – Binz – Prora – Sassnitz – Lohme/Hagen
3.Tag: Besuch am Königsstuhl – Glowe – Putgarten/ Arkona
4.Tag: Kap Arkona/ Vitt – Wiek – Wittower Fähre – Schaprode –
Poggenhof – Seehof
5.Tag: Zu Fuß nach Saprode (ca. 8 Km Gesamtweg)
6.Tag: Seehof – Trent – Gingst – Altefähr – Rügendeich
Rückweg nach Dortmund: über Landstraßen (ca. 150 Km nur Alleen) nach Lüneburg.
Übernachtung auf dem Wohnmobilplatz Sülzwiese/Lüneburg
Unsere Übernachtungsplätze:
Campipngplatz Gager: Stellplatz Lohme-Hagen:
www.campingplatz-ruegen.de www.parkplatz-am-koenigsstuhl.de
StellplatzPutgarten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Putgarten Stellplatz Seehof
www.caravanplatz-seehof.de
Weitere Informationen |
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