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Von der Bretagne bis zur Biscaya Teil II Verfasst am: 23.01.2007, 23:16 |
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Reisebericht Teil II
Heike und Mike Kramer mit ihren Black Watch Westies durch Frankreich
Zurück an der Strasse laufen wir in Richtung Nordwesten, vorbei an dem hier stehenden Landschulheim und biegen dann hinter dessen Zaun in Richtung Strand ein.
Der Sand ist tief und weich, doch es gibt hier auch entsprechend weniger Mücken. Wir wenden uns daher erst einmal am Strand nach links, bis dieser dann nach fast einem Kilometer an einem Steinwall endet. Zurück passieren wir das Schulheim auf der Rückseite und gelangen dann an den Austernbauernhütten des Kanals La Brande wieder zur Strasse und zurück zum Campingplatz. Die Sonne lacht vom Himmel, als hätte es nie eine verregnete Nacht mit Sturm gegeben. Da wir eigentlich keine Lust haben, noch irgendwo etwas Essbares einzukaufen, bereiten wir die Scampispieße, die Heike gestern beim Einkauf in weiser Voraussicht mitgenommen hat. Mir gelingt dazu endlich eine vernünftige frische Aioli. Den Tag beschließt unser üblicher langer Standardspaziergang vorbei am Point de Doux zum Sonnenuntergang.
Im Süden der Insel
Es hat zwar auch in dieser Nacht wieder geregnet, doch die Sonne kommt viel früher wieder hervor als gestern und es weht nur ein
lauer Wind. Nach dem Frühstück packen wir die Hunde ins Auto und fahren in den Süden der Insel. Unser erster Halt liegt in Le-Grand-
Village-Plage, wo wir uns den Port de Salines anschauen.
Ein buntes Ensemble von Holzgebäuden bildet den malerischen
Hintergrund für einen kleinen Binnenhafen an dem früher das hier
in den Salzbecken gewonnene Meersalz umgeschlagen wurde.
Heute beherbergen die Gebäude ein kleines Lokal und das
Salzmuseum der Insel sowie den an solchen Orten unvermeidlichen Souvenirshop, der Präsente zum Thema Salzgewinnung in mannigfaltiger Form feilhält. Die Preise scheinen jedoch, ähnlich dem
aktuellen Goldpreis, nach Feinunzen berechnet zu werden. Neben dem kleinen Hafen liegen noch Salzbecken, die nach wie vor bewirtschaftet werden. Ein ausgeklügeltes System von kleinen Überlaufkanälen leitet das Wasser in flache, von Sandwällen gebildete Becken, wo es mit in den Sand gesteckten Holzplatten als Schiebern am Ablaufen gehindert wird. Hier kristallisiert das Meersalz in der Sonne aus und kann von
Paludier, dem Salzbauern, mit hölzernen Rechen abgezogen werden. Unter ganz besonderen Wetterumständen entsteht so auch des
Spitzenerzeugnis Fleur de Sel.
Diese feinen, leicht rosa aussehenden Salzkristalle werden
dann direkt von der Wasseroberfläche abgeharkt. Dieses feine Salz ist schon durch seine Entstehungsvoraussetzungen ein seltener
Artikel und entsprechend wertvoll. Früher war die Arbeit der Salzbauern eine harte Arbeit, heute haben einige Menschen dieses uralte Handwerk als alternative Lebensart wiederentdeckt, mit dem sich in einer Luxus orientierten Zeit durchaus noch der Lebensunterhalt verdienen lässt.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz entdecke ich noch das Wrack eines kleinen Kutters, das hier auf einer Sandinsel, kaum größer als sein Rumpf, inmitten eines Ententeiches liegt. Meine Sammlung an Fotos von Schiffswracks wächst.
Wir fahren weiter nach St. Trojan-les-Bains, dem größten – und doch sehr kleinen – Ort im Süden der Insel. Die Häuser des Örtchens mit den dahinter aufragenden Pinien muten sehr südländisch an. Wir
finden einen Parkplatz am Ortsrand und folgen dem mit 20min. ausgeschilderten Wegen vom Hafen (eigentlich nur eine Häuserreihe mit einigen Lokalen) nach Petit Plage. Links von uns blicken wir auf den Viadukt zum Festland mit dem dahinter liegenden Fort Louvois, welches früher zusammen mit der Zitadelle von Le Chateau das Bollwerk zum
Schutz der Insel bildete. Die Hunde können hier abgeleint
laufen und finden nach dem Regen der letzten Nacht auch noch einige Pfützen auf dem Weg zum Toben. Zwischen uns und dem Ort St. Trojan liegen weite Wiesen die von Wasserläufen durchzogen werden. Petit Plage – der kleine Strand – ist ein Streifen feinen
Sandes am Fuße einer langen, sanft gewölbten Mauer am Fuße der Stadt. Mehrere Holzstege führen hier herab.
Draußen, im langsam ansteigenden Wasser, liegen nur einige weiße Segelboote vor Anker. Unsere Hunde genießen die Möglichkeit, sich mal wieder ausgiebig im Sand zu wälzen und im spritzenden Wasser zu tollen.
Nach etwa 20 Minuten hat sich der Strand jedoch bereits soweit verengt, dass wir wieder abziehen müssen, wollen wir noch trockenen Fußes den Holzsteg wieder erreichen. Der Rückweg führt über einen Fußweg auf der der Stadt zugewandten Seite der Wiesen wieder zu
unserem Parkplatz. Auf dem Weg nach La Coteniere, wo wir Austern für das Abendessen einkaufen möchten, machen wir noch einen Halt am Surferstrand von Vert-Bois, dem Ort hinter einem breiten
Waldsaum nördlich von Le-Grand-Village-Plage. Die Zufahrtswege zu den Strandparkplätzen sind rigoros durch feste Schranken auf eine Durchfahrtshöhe von 2,10m begrenzt um jede Form von Campmobilen dort zu unterbinden. Die Fahrzeuge am Strand beweisen aber, dass nicht alle Surfer hier ihre Bretter hierher getragen haben. Die
Hunde müssen im Auto bleiben, da entsprechende Verbotsschilder an diesem Strand eher die Spezies „Strandboys mit wehender blonder Mähne in engen Ganzkörperkondomen“ bevorzugen.
Diese dümpeln dann auch in größerer Menge auf ihren bunten Brettern draußen in der mäßig hohen Dünung und warten auf die perfekte Welle. Ich hoffe auf spektakuläre Fotos, doch gelingt es kaum einem, solange auf der Welle zu bleiben, bis meine nicht gerade langsame Kamera scharf gestellt hat. Da es hier – im Gegensatz zur Fischtheke des E.Leclerc Supermarktes-wohl auch keine Haie gibt, die für spektakuläre Aufnahmen sorgen könnten, kehren wir dem Strand schon nach kurzer Zeit den Rücken und fahren weiter nach La Coteniere.
Der Weg der Fische
Der Fisch ist hier wirklich sehr frisch. Wir können den Entladevorgang des Trawlers Frisby ausgiebig beobachten. Mit einem kleinen Hydraulikkran an der Kaimauer hievt ein Besatzungsmitglied Stapel um Stapel grau-grüner Kunststoffkisten aus dem gekühlten Laderaum im Bug des Bootes. Rochen recken ihre blassweißen Unterseiten in die
strahlende Nachmittagssonne. Ein drahtiger junger Mann in einer viel zu großen gelben Gummi-Latzhose entfernt dann das gestoßene Eis von der Kiste und eine durchsichtige Folie, die den Kontakt des Eises mit den Fischen verhindert. Der Patron der Frisby – ein aschblonder, stämmiger und sonnengebräunter Mittvierziger, der seine Latzhose mit
einem eng geschnallten Ledergürtel sehr bauchbetont trägt, spült die Ware dann noch mit Wasser aus einem dicken Schlauch ab, der im Heck der Frisby angeschlossen ist.
Ein dichter Ring interessierter Zuschauer verfolgt diese Arbeiten. So stehen bald an die 50 Kisten mit Rochen auf einer Palette abholbereit, flankiert von einigen Kisten mit sandbraunen, gepunkteten Katzenhaien die säuberlich Kopf an Schwanz gestapelt liegen.
Nachdem die Kisten mit einer dünnen Folie umwickelt sind und einen Aufkleber mit dem Namen des Fangbootes erhalten haben, verschwinden sie auf einem Gabelstapler in der Auktionshalle hinter unserem Rücken.
An der Seite des Gebäudes finden auch wir einen Zugang. Über eine Treppe gelangen wir in die erste Etage, in der sich ein Verglaster Rundgang mit Blick auf den Auktionsraum befindet. Wie in einem Vorlesungssaal stehen unten in einem Halbkreis Pulte mit einzelnen Stühlen auf nach hinten ansteigenden Treppenpodesten. Den platz des
Professors nimmt in diesem kleinen Saal jedoch eine Transportband-Konstruktion auf Stelzen ein, über der ein großer mattierter Bildschirm hängt. An der Seite des Raumes informiert eine Leuchttafel mit Laufschrift die Fischhändler über die zur Verfügung stehende Ware mit Angaben zu Mengen und mit dem Namen des Fangbootes.
Während wir hier oben warten, füllt sich unten langsam der Saal mit den Fischhändlern.
Man kennt sich und macht noch ein Wenig Smalltalk, bevor man sich denn die Besten Angebote gegenseitig streitig macht. Endlich sind alle Plätze – die meisten haben hier offensichtlich einen Stammplatz – besetzt. Auf dem Transportband erscheinen die ersten Kisten mit Garnelen. Die große Mattscheibe erwacht zum Leben und informiert die Käufer über die jeweilige Losnummer der Kisten, das Gewicht und die Güte.
In der linken Ecke verändert sich eine Preisanzeige in der Geschwindigkeit der Zeiteinblendung beim Boxenstop in der Formel 1. Dazu zeigt ein Pfeil mal nach oben, mal nach unten oder er
verharrt in der Waagerechten. Nach wenigen Sekunden bleibt die Anzeige stehen und gibt den Kaufpreis der Losnummer und deren Käufer an. Mitarbeiter der Auktionshalle legen einen Begleitzettel in die Box und schieben sie weiter Richtung Verteilerstelle. Am Ende
des Laufbandes stehen bereits die Lieferwagen der Käufer. Wir verfolgen das Geschehen unten im Saal und stellen anhand der Anzeigetafel fest, dass hier Zeit wirklich Geld ist.
Kiste um Kiste passiert den Auktionsraum und verschwindet in den Verteilerbereich. Etwa eine Stunde nachdem die Rochen den Laderaum der Frisby verlassen haben, befinden sie sich bereits auf der Weiterreise in Richtung Bratpfanne.
Wir verlassen ebenfalls die Fischhalle und gehen hinüber zu den Verkaufsständen auf der anderen Straßenseite. Die Straße wird gerade von einem Lastwagen versperrt, von dem die Besatzung der Frisby neue Netze ablädt und auf der Rampe auslegt, die hier direkt ins
Hafenbecken führt. Schwärme von Möwen und Touristen drängen sich um und auf den alten Netzen, die hier ebenfalls ausgebreitet liegen. Pünktlich zum Ende der Auktion öffnen nun die Fischverkäufer ihre Stände in der kleinen (Fisch-)Einkaufspassage und wir sehen die Rochen heute von bereits zum dritten Male während die Frisby
an der Kaimauer gegenüber bereits wieder auf ihre nächste Fangreise
vorbereitet wird.
Das einzig nicht frische am heutigen Tag waren die Akkus meiner
Kamera, die ihren Geist bereits aufgegeben hatten, als wir im Hafen
ankamen.
Ein Tag der Arbeit und des Nichtstuns
05.10. Die Sonne strahlt auch an diesem Donnerstag wieder von einem azurblauen Himmel, doch so richtig in Unternehmungslaune sind wir nicht. Nach einem ausgedehnten Frühstück bringen wir daher erstmal unser Wohnumfeld wieder in einen geordneten Zustand. Der Wohnwagen wird ausgiebig gelüftet und beim Ausfegen stellt
Heike wieder einmal fest, wie gut die Ausgabe für unseren PVC-Bodenbelag war und welche unsichtbaren Sandmengen der vorher hier verlegte Teppich nun wohl schon in sich tragen würde. Ich komme endlich auch dazu, die Schelle unseres Stützrades wieder ordentlich fest zu verschrauben, nachdem ich mir dies bereits bei Antritt der Reise vorgenommen hatte.
Den Nachmittag nutze ich dann dazu, in der Sonne sitzend zu lesen, während Heike unsere beiden jüngsten, Demi und Bibi, auf den Trimmtisch komplimentiert und übertrimmt. Dieser Tag stand so sehr
im Zeichen des Faulenzens, dass ich sogar kaum einmal meinen Fotoapparat angefasst habe.
Wetterumschwung
06.10.
Schon zum Frühstück ziehen immer wieder dunkle Wolken über den Himmel.
Gegen 10.30 Uhr sieht es aber so Vertrauen erweckend aus,
dass wir uns mit den Hunden auf den Weg nach Le Chateau
begeben. Vorbei am Point de Doux, überqueren wir den Chenal
de l’Etier an der kleinen Holzbrücke in Strandnähe. Vor uns
beschreibt das Ufer einen weiten Bogen, an dessen Ende die
Mauern der Zitadelle liegen.
Wir haben Niedrigwasser, so dass das Meer sich fast bis
zum Horizont zurückgezogen hat. Weit draußen kann man gerade noch die Arbeitsboote der Austernfischer erkennen. Das letzte Stück bis
zum Ortsrand gehen wir wieder unten am Strand entlang, dann machen wir an einer der Bänke vor der Stadtmauer Rast und „betanken“ die Hunde aus unseren mitgenommenen
Wasservorräten.
Die Turmuhr der Notre Dame de l`Assumption schlägt dazu zwölf Mal. Mit Beginn unseres Rückweges setzt ein feiner Sprühregen ein, so dass wir bis zur Holzbrücke nun den windgeschützteren Weg weiter
oben am Ufer wählen. Hier bilden alte, niedrige Pinien eine Allee, die den Regen doch etwas abhält. Die 2,5 Km des sandigen Rückweges schaffen wir, motiviert durch die immer dunkler werdenden Wolken, in 40 Minuten.
Zurück am Wagen, wissen wir unsere Hunde dann wieder zufrieden und restlos „entleert“
in ihren Boxen, wo sie noch eine Mahlzeit erhalten, bevor wir – Heike und ich – uns wieder auf den Weg machen.
Bei immer noch fallendem Sprühregen fahren wir über den Viadukt aufs Festland zu dem etwa 20Km entfernten Fort Brouage.
im 17.Jahrhundert lag in den Salzwiesen nördlich der Stadt Marennes ein bereits im Mittelalter gegründeter Hafen, der ein Mittelpunkt des europäischen Salzhandels war und dem auch militärisch große Bedeutung zukam. Hier, an der Mündung eines kleinen Flusses, einem Ort wo viele Handelsschiffe ihren Steinballast abluden, bevor sie dann die wertvolle Fracht aufnahmen, erbaute ein Festungsbauer des Kardinals Richelieu für den Sonnenkönig Ludwig XIV ein Fort zur Sicherung des Hafens und seiner Zufahrt.
Diese Festung Brouage galt zu ihrer Zeit als die größte militärische Anlage ihrer Art und wurde aufgrund ihrer, nach damals neuesten Erkenntnissen entworfenen, Verteidigungsmauern für uneinnehmbar gehalten. Besiegt wurde sie dann auch von keinem militärischen Feind.
Vielmehr versandete der Hafen in wenigen Jahren, so dass das Fort sich abseits der Küstenlinie verlassen in den Salzwiesen wieder fand und damit seinen Sinn verlor. Der Ausbau des Marinearsenals von Rochefort und der Wiederaufbau der Hafenstadt La Rochelle taten ein
Übriges und Brouage begann einen Jahrhunderte langen Dornröschenschlaf, aus dem es erst in den 30er Jahren des 20.Jahrhunderts von langsam aufkommenden Tourismus
wieder wach geküsst wurde. Uns stellt sich das Fort heute als eine kleine Stadt mit schachbrettartig angelegten breiten Straßen dar, nachdem wir ein von Wacherkern flankiertes Tor passiert haben. Der Nieselregen und die Tatsache, dass die Saison nun schon vorbei ist, lassen die Festung trostlos erscheinen. Vorbei an der trutzigen kleinen
Kirche gelangen wir in eine der vier Ecken der Wallanlage. Oben
auf dem Wall ist es ungemütlich kalt, so dass wir froh sind, in
einem der kleinen Wacherker Unterschlupf zu finden.
Von hier fällt der Blick auf eine von Austernbecken durchwirkte, trostlose Marschenlandschaft. Auffällig ist, dass es am Rand der Wälle
und Mauern des Forts keinerlei Absperrung oder Absturzsicherung gibt. Fast 4m geht es am Rand der Mauer steil hinunter bis zur Straße. Bei
uns in Deutschland würden hier entweder Zäune oder Verbotsschilder stehen.
Im Innern, am Fuße der Mauern, schauen wir uns einen Laden für Töpfereiartikel an, der in den ehemaligen Stallgebäuden liegt.
Die Junge Frau, die hier bedient, entleert gerade einen Teil der Gefäße auf der Straße von dem durch das Dach eingedrungenen Regenwasser – Altbauprobleme eben. Ein anderer Laden lockt mit dem Hinweis „Artikel der Region“. Wir finden dort auch Ahornsirup aus Kanada und schließen daraus, dass die hiesige Region sich etwas weiträumiger definiert. Dies verwundert allerdings weniger, wenn man bedenkt, dass Champlain, der Gründer der damaligen Kolonie Kanada, in diesem Fort geboren wurde. Durch hohe Mauern Abgegrenzt vom dörflichen Bereich der Anlage liegt, inmitten einer großen
Wiesenfläche, das frühere Pulverlager. Vor meinem geistigen Auge sehe ich auf der Wiese die Musketiere des Königs beim Duell mit
dem Degen und auf dem mit groben Steinen gepflasterten Weg könnte auch die Kutsche des Kardinal Richelieu vorfahren. Stattdessen findet
hier gerade eine Kunstausstellung mit sehr abstrakten Gebilden aus dünnen Holzstämmen statt. Auf dem Rückweg zum Auto betreten wir noch die kleine Kirche, die seit ihrer Erbauung in fast unverändertem Zustand erhalten geblieben ist.
Von innen wirkt der Sakralbau sehr Schmucklos und zeigt an den Seiten des Längsschiffes eine Ausstellung zum Thema „das neue Frankreich“, wie damals die von Franzosen bewohnten Gegenden Kanadas auch genannt wurden. Von dieser Kirche aus fanden einige Missionare den Weg in das neue Land und brachten den dortigen Wilden teils ihre Religion, teils aber auch nur unbekannte Krankheiten oder ihren Skalp als Gürtelschmuck. Ein großes buntes Glasfenster im Hauptschiff erzählt ebenfalls diese Geschichte und steht in krassem Gegensatz zu dem stark patinierten Erscheinungsbild des Gotteshauses. Heike stiftet an einem Opferstock eine kleine Kerze – und ich hoffe, dass damit der technische Teil unserer Rückreise unter einen guten Stern gerät. Draußen auf einem kleinen, von Bäumen eingefassten Platz spielen einige Franzosen Petanque und liefern uns damit wenigstens noch eine landestypische Szenerie während ein Fischadler, der am Ufer eines Wassergrabens in Straßennähe seine Beute verspeist, leider Reißaus nimmt, ehe ich noch den Fotoapparat richtig im Anschlag habe.
Bevor wir wieder auf die Insel fahren, machen wir noch einen Abstecher zum Fort Louvoir, das wir ja bereits von der Inselseite aus fotografiert haben. Der kleine graue Bau, der etwa 300m vor der Landspitze liegt, macht bei diesem Wetter ebenfalls einen trostlosen Eindruck und der Parkplatz hier unten lädt bei dem derzeit starken Wind auch nicht zu längerem Verweilen ein.
Heike hat beschlossen, uns ein Essen im Lokal zu spendieren, doch die Sitten der französischen Bevölkerung machen ihr einen Strich durch die Rechnung. Die Lokale am Hafen in Le Chateau sind alle geschlossen und in La Coteniere, wo wir in der Caverne einen Tisch ansteuern, macht man uns klar, dass wir erst ab 19Uhr eine Bestellung
aufgeben können – und das um kurz nach 18Uhr!
Als wir auf dem Rückweg am Supermarkt anhalten, um etwas
Essbares zu kaufen, gießt es in Strömen und der Himmel ist
vollständig grau. Ein großes Thermometer an einem Laden zeigt nur
noch 12 Grad an. Ich glaube kaum noch daran, dass unser Vorzelt vor der Abreise noch einmal trocken wird. So sitzen wir dann um 20Uhr im
Wohnwagen und essen Putenschnitzel in Satesauce mit Reis während der Regen auf das Dach prasselt.
An der Cote Sauvage
07.10.
Für uns, die wir bei einem Wetterwechsel wie dem gestrigen automatisch auf eine längere Regen-und Kälteperiode eingestellt sind, hält die Insel wirklich einige Überraschungen parat.
Zum Frühstück strahlt die Sonne wieder und keine dunkle Wolke ist mehr sichtbar. Die Temperatur liegt um 10Uhr bereits wieder bei 22Grad. Pünktlich zum Mittag, zu einer Zeit also, zu der alle Franzosen von den Straßen verschwunden sind, laden wir die Hunde ein
und fahren zum Strand nach Vertbois.
Dem Strand vorgelagert ist hier im Südwesten der Insel ein breiter Waldsaum, der zu einem Spaziergang einlädt. An einem der vielen Picknick-Parkplätze an der Straße zum Strand stellen wir den Wagen ab und machen uns auf den Weg. Wanderwege, wie wir sie
aus unseren Breiten kennen, sind hier eher selten, doch es finden sich schmale Pfade, denen wir folgen können. Wir halten uns in
Richtung Strand und gelangen in einen Bereich der Dünen, in dem sich hartes Dünengras, Stranddisteln und Buschwerk abwechseln – nur Wege gibt es hier nicht mehr. Der Zugang zum Strand wird uns dann
auch noch durch einen Holzzaun verwehrt. Nach einem Umweg durch
diese raue aber schöne Landschaft finden wir endlich einen Durchgang
durch den Zaun und stehen auf einer anderen Straße zum Strand.
Schon nach wenigen Metern liegt uns dort der Atlantik zu Füßen. Wir machen die Hunde auf dem vorerst menschenleeren Strand los und bald schon prescht die ganze Meute durch das flache Wasser des langsam wieder ansteigenden Meeres. Ich kann endlich unzählige
Fotos von dem Hunderudel vor dem Hintergrund der Meeresbrandung machen, dann laufen wir langsam wieder in Richtung des
Strandzuganges, wo wir unser Auto wissen.
Hier unten am Wasser stehen viele Reihen sonnengebleichter Holzstämme als Schutz des Ufers vor den Wellen und
auch als willkommener Windfang für sonnenhungrige Urlauber. Diese
Stämme bilden so bizarre Licht-und Schattenspiele, dass ich den Fotofinger wieder einmal nicht still halten kann.
Danach suchen wir uns einen Platz, an dem ein umgestürzter Pfahl eine natürliche Sitzgelegenheit bildet und beobachten die immer mehr werdenden Surfer in der Brandung. Die Sonne wärmt angenehm
und das Rauschen der Wellen macht schläfrig, so dass wir, wieder zurück am Auto, feststellen, dass 2 Stunden wie im Flug vergangen sind während wir aufs Meer geblickt und die Hunde Löcher in den Strand gegraben haben.
Auf dem Rückweg kaufen wir noch schnell einige Krabben und
Heike steuert aus dem Vorratsbunker eine Packung Pfannkuchen bei, aus denen dann Crepes Crevettes mit Aioli a l`italiennes entstehen.
Nach dem Essen ergeben sich nähere Kontakte mit unseren belgischen Nachbarn, dem Ehepaar Plateau – wie sollte es anders sein, über das Thema Hunde. Zu meiner Erleichterung pendelt sich das Gespräch in einem Kauderwelsch aus Flämisch (Holländisch), Englisch und Französisch ein, da eine Unterhaltung nur in Französisch eher zu einem belgischen Monolog geworden wäre. Hier kann ich endlich einmal die
sprachlichen Früchte unserer „holländischen Jahre“ ernten.
Den Abend verbringen wir dann wieder Lesend und Story schreibend, as usual.
Erst Kraulen und dann ab ins warme Becken
08.10.
Heute müssen wir uns beim Frühstück richtig beeilen, denn es ist Markttag in Le Chateau. um 11.30 fahren wir auf den versteckt in der Rue Retre Freres gelegenen kleinen Parkplatz in der Nähe des
Marktes und stürzen uns in das quirlige Treiben. Hier trifft sich
heute die halbe Inselbevölkerung nach ihrem kargen Frühstück aus Croissant und Caffee au Lait , kauft ein, tauscht den neuesten Tratsch aus und verbringt, mit den Lebensmitteln im Einkaufsnetz, noch einige Minuten im Cafe an Straßenrand. Uns fasziniert allein schon das
Treiben in der Markthalle. Mehrere Fischhändler – Poissoniers -sowie ein Bäcker, ein Lebensmittelhändler, ein Metzger, ein Weinhändler und eine Käsehändler haben hier ihre Verkaufsstände und bieten eigentlich
alles feil, was der Franzose und auch der normale Tourist, zum Leben so brauchen.
Frischere Waren in noch größerer Auswahl sind auf der Insel
kaum noch zu finden. Draußen, am Brunnen auf dem Place de la Republique, stehen die Händler für Bekleidung und Haushaltsartikel dicht an dicht, vermischt mit den Ständen kleiner Kunsthandwerker. Wer es denn nötig hat, kann hier sogar – wir haben etwa 24C im Schatten – eine Pelzgefütterte Mongolenmütze für 80,-€ erwerben. Wir kaufen Fisch und Jacobsmuscheln als Grundlage unseres Speiseplans für heute und Montag sowie noch etwas Gemüse. So ein Markt
bietet zudem die allerbesten Gelegenheiten zum Auffrischen der
Sprachkenntnisse. In einem kleinen Souvenirladen am Rande des Marktes findet Heike sogar ein großes Badetuch mit einem
Westie-Portrait. Da wir bisher mangels „zugelassener“ kurzer Badehose (meine Badeshorts sind im Schwimmbad aus „hygienischen Gründen“ nicht erlaubt) noch nicht ins Schwimmbad konnten, Kauft mir Heike eine entsprechende Ausstattung. Dieses Kleidungsstück wird
nun wohl auf ewig als die „hygienische Hose“ in unseren Sprachschatz Eingang finden.
Als wir wieder in die Halle zurückkommen, wird bereits eingepackt – immerhin ist es fast 13.00Uhr – so dass wir unser Baguette im Ort suchen müssen. Zum Glück hat die Boulangerie auf dem Weg zum Parkplatz noch auf. Selbst nur zum Anschauen und
Genießen lohnt es sich, hier sonntags einmal in Le Chateau vorbei zu schauen.
Zurück vom Markt, leinen wir die Hunde an und laufen zu „unserem“ Point de Doux. Es ist Niedrigwasser, und wir können
daher heute sehr weit hinauslaufen. Hier draußen, etwa 800m vom Ufer entfernt, kann man die Insel erst richtig genießen. Die Sonne scheint vom Himmel und der fantastische Ausblick auf die Zitadelle Le Chateau und das Fort Boyard stellen unbestritten einen der Höhepunkte des Tages dar.
Zurück am Wohnwagen bekommen die Hunde ihr Abendessen und wir unternehmen, meiner hygienischen Hose sei dank, noch einen Besuch im Campingplatzeigenen Schwimmbad. Erst kraulen wir einige
Runden im Pool und lassen es uns dann in dem angenehm warmen Wasser des Whirlpools gut gehen bevor wir uns einem guten Stück
Lengfischfilet widmen.
Am Strand von Boyardville
09.10.
Wieder scheint die Sonne bei mehr als 25 Grad Temperatur. Auf dieser Insel lässt es sich wirklich leben!
Gegen Mittag machen wir uns mit den Hunden auf den Weg nach Boyardville, dem Ferienort an der Ostseite der Ile de Oleron. Wir fahren entlang der Küstenstraße und machen noch einen kurzen Halt in einem kleinen Austernbauernort an der Route des Hiutres. Dicht
an dicht stehen hier die Hütten an den Kanälen, aus denen gerade das Wasser wieder in Richtung See abfließt. Hier ist der Dreh-und Angelpunkt der inseleigenen Austernproduktion und alles läuft
hier bereits auf Hochtouren für das kommende Saisongeschäft zum
Jahresende, wenn ganz Frankreich wieder Unmengen von Austern
verzehren wird. Körbeweise stehen die Muscheln derzeit in den Claires rund um die Hütten. Boyardville hat den größten Yachthafen der Insel und ist damit auch der bevorzugte Ankerplatz der besser
betuchten Bevölkerung.
Folgt man jedoch den Schildern in Richtung Plage (Strand), findet man bereits nach kurzer Zeit kleine und um diese Jahreszeit wenig besuchte
Waldparkplätze. Wir laden die Meute hier aus und laufen über recht breite Waldwege in Richtung Wasser. Nach einer letzten bewaldeten Anhöhe liegen der Strand und, draußen auf See, Fort Boyard vor uns.
Eine flache, noch teilweise überspülte Senke und einen Dünenwall müssen wir noch meistern, dann können die Hunde hinaus
auf den Strand, der bei Ebbe hier fast einen Kilometer breit ist. Weite Flächen festen nassen Sandes wechseln ab mit Flächen, die fast knöcheltief unter Wasser stehen. Die ganze Hundemeute kann sich wieder nach Herzenslust einsauen und wir kommen auch wieder
schnell mit anderen Strandbesuchern ins Gespräch, die uns bereits von weitem beobachtet haben und nun gezielt in unsere Richtung kommen.
Sie machen die Erfahrung, dass unsere Hunde freudig nasse Pfotenabdrücke auf trockenen Hosenbeinen hinterlassen, wenn man sie nur intensiv genug anlockt. Fast zwei Stunden laufen wir hier draußen am Strand, bevor wir uns beim „betanken“ der Hunde dann
wieder den Mücken im Wald stellen.
Auf dem Rückweg kaufen wir in St. Pierre noch etwas Vorräte und Motoröl für unser Auto ein, dann geht es zurück zum Platz.
Während ich mich um das Wohl unseres Zugwagens kümmere, nimmt Heike Poppy auf den Trimmtisch und verhilft ihm wieder zu einem westiegerechten Aussehen.
Den Abend läuten wir mit gegrillten Jacobsmuscheln ein – wir erinnern uns, dass ich eine Atlantiktour eigentlich aus dem Grunde einst in Erwägung gezogen hatte, um einmal diese Meeresfrüchte zu
probieren. Sie schmecken sehr gut, doch die Vorbereitungsarbeiten sind umso unappetitlicher. Dafür haben wir aber nun einen
Kanister des hiesigen leichten Weißweins von der Insel im Wagen, der die Unannehmlichkeiten schnell vergessen macht.
Vorbereitungen zur Rückkehr
10.10.
Wir sind heute bereits um 8 Uhr auf den Beinen, um noch einmal den Markt in Le Chateau zu besuchen. Dienstags findet der Warenverkauf, beschränkt auf Lebensmittel, nur im Umfeld der Markthalle statt. Begleitet von einem strahlenden Sonnenaufgang über der Bucht fahren wir auf die Stadt zu und betreten die Markthalle wohl heute als erste Kunden. Noch wird aufgebaut und die Verkäufer schauen ein wenig irritiert auf so frühe Kundschaft.
Wir machen daher erst einmal noch einen Rundgang durch den Ort, der nun, gegen 08.30 Uhr, langsam zum Leben erwacht. Am
Hafen werden einige Austernfischerboote zu Wasser gelassen, während ein anderer Teil der Fangflotte noch still im Licht des frühen Morgen dümpelt. Nach einer Stunde sind wir mit unserem Einkauf, ganz frischem Fisch und Gemüse, wieder zurück am Wohnwagen. Während wir hier die Hunde in den Laufstall verfrachten, informiert uns unser freundlicher belgischer Nachbar über bevorstehenden Regen, der spätestens morgen auch die Insel erreichen soll. Wir beschließen daher spontan die Änderung der heutigen Tagesplanung und bereiten das Vorzelt zum Abbau vor, da dies dann wohl die letzte Gelegenheit ist, den Vorbau trocken zu verpacken.
Während die Seitenwände auslüften, abgespreizt durch eine abenteuerliche Konstruktion aus Trimmtisch und Tretrollern, dösen unsere Hunde – und auch wir – in der Sonne.
Das Thermometer am Heck des Wohnwagens zeigt für den Außenbereich 32C in der Sonne. Zur Zeit des Ablaufenden Wassers gegen 16Uhr fahre ich mit dem Roller noch einmal schnell zur Pont Napoleon und mache einige Fotos von der Brücke bei besserem Licht als wir beim ersten Besuch hatten.
Gegen Abend ist das Vorzelt dann sauber und trocken verpackt. Wir bereiten den Fisch vom Morgen – Köhlerfilet im Gemüsebett mit gebratenen Drillingen und Kräutertunke – und kommen langsam in Abschiedsstimmung von der Insel. Da wir nun ja kein Vorzelt mehr haben, besuchen uns Unmengen Mücken im Wagen, denen Heike nur eine mittlerweile altersschwache Fliegenklatsche entgegen zu setzen hat. Die Nacht ist sehr stickig – um 24Uhr haben wir immer noch 20C –
und dementsprechend unruhig.
Letzte Einkäufe
11.10. In der Nacht hat es bereits leicht geregnet und auch heute Morgen ziehen sich während des Frühstücks weiterhin graue Wolken über der Ile Oleron zusammen.
Während wir einen letzten Einkauf vor dem morgigen Rückstart unternehmen, beginnt es dann auch ausdauernd zu regnen. Ich danke
im Stillen nochmals unserem Nachbarn, denn bei dem Wetter hätten wir heute ein nasses Zelt verpacken müssen.
Nach den Einkäufen in St. Pierre fahren wir weiter nach La Bree an der Nordostseite der Insel. Hier befinden sich sehr alte, auf den
Meeresboden am Strand gemauerte steinerne Halbkreise, die „Ecluse“. Es sind dies Fischfanggeräte, die das ablaufende Wasser und die darin enthaltenen Fische bei Ebbe zurückhalten.
Mit in die Mauern eingelassenen hölzernen Absperrschiebern können die Fischer diese Becken dann trockenlegen und die Fische quasi einsammeln. In welchem Umfange das heute noch funktioniert, können wir allerdings nicht erfahren. Als wir am Strand ankommen, hat der
Regen kurzzeitig eine Pause gemacht. Weiter draußen können wir die Bögen der Ecluse (die Bezeichnung für die Mehrzahl lässt sich leider nicht zweifelsfrei feststellen) deutlich erkennen. Unsere Hunde dürfen heute sogar ohne Leinen vom Auto zum Strand laufen, da Heike alle Leinen im Wohnwagen vergessen hat. Da wir aber direkt an der Strandzufahrt parken können und hier kein Publikumsverkehr herrscht, klappt die Aktion.
Auch auf dem Rückweg regnet es zeitweise wieder. Unser Wagen ist bis zum Nachmittag reisefertig vorbereitet, und nach einer Dusche arbeiten wir dann noch den Tag auf. Draußen sitzen „unsere“
Spatzen auf der Hecke hinter dem Wagen. Für sie wird nun eine karge Zeit anbrechen, nachdem sie bisher gut von Krümeln unserer Frühstücksbaguettes und vom Gache, dem Butter-Sahnestuten der
Franzosen, leben konnten. Unser Abendessen ist auch schon
improvisiert – es gibt Heikes neues Leibgericht: Ziegenkäse im
Räucherschinkenmantel. Nie hätte ich vor diesem Urlaub geglaubt, dass meine Frau einmal für Käse –und dann noch gleich von der Ziege – schwärmen würde.
Zurück nach Hause
12.10.
Schon um 8 Uhr haben wir den Wohnwagen angehängt und das Gespann reisefertig gemacht. In der Rezeption erleben wir dann eine Überraschung, denn die angemeldeten 6 „Mehrhunde“, die für die 13 Übernachtungen eigentlich die stolze Summe von 195,-€ kosten müssten, werden uns überhaupt nicht berechnet. Damit haben wir die
Reparatur in La Rochelle fast wieder „ausgeglichen“. An der stankstelle nach dem Viadukt machen wir noch den Tank voll, dann geht es
ab in Richtung Loiretal zu unserem ersten Etappenziel. Auf Höhe von Poitiers meldet sich dann wieder unser Zugfahrzeug mit ungewöhnlichen Geräuschen, diesmal von hinten. Ein Anruf beim
ADAC – eigentlich wollte ich nur nach einer Werkstatt zum Nachschauen fragen – beschert uns mal wieder einen Huckepacktransport, diesmal allerdings, dank vehementer Einsprüche, nicht nach VW, sondern in eine Bosch-Vertretung. Nachdem wir hier wieder einen netten Menschen mit Englischkenntnissen gefunden haben, werden unsere Radlager an der Hinterachse nachgestellt und wir können nach Zahlung von diesmal „nur“ 75,-€ weiter fahren. Die ganze Aktion hat allerdings drei Stunden Zeitverlust eingebracht. Von Tal der Loire mit den berühmten Schlössern sehen wir nicht mehr viel, da es bereits dunkel ist. Auf dem Navigationsgerät begleitet eine breite blaue Linie unseren Kurs und ab und zu schimmert der Fluss auch
einmal im Mondlicht. Um 20.30 Uhr erreichen wir den Campingplatz von Onzain. Beim Einchecken schockt man uns hier gleich mit einem Tarif von 4,50 € Hund/Tag, der sich aber unter Hinweis auf die Größe unserer Begleiter auf 2,50€ herunterhandeln lässt.
Wir suchen uns einen Stellplatz, auf dem das ganze Gespann ohne abkoppeln stehen kann und bauen nur noch schnell den Auslauf auf, damit die Hunde sich wenigstens noch etwas die Beine vertreten können. Der Platz macht selbst im Dunkeln keinen sehr einladenden Eindruck und es sind hier für unseren Geschmack entschieden zu viele
Landsleute unterwegs, als dass man um diese Tageszeit noch mit 7 Hunden landen kann.
13.10.
Nach all den warmen Tagen auf der Insel treffen wir hier auf einen bereits kalten und nassen Herbst. Dunst hängt über dem Platz, als ich zu dem völlig überheitzten Waschhaus komme. Nach einem schnellen Frühstück sind wir bereits um 10.00 Uhr wieder unterwegs. Ich habe mir vorgenommen, weitere vielleicht auftretende Geräusche
unseres Wagens geflissentlich zu ignorieren. Gegen Mittag erreichen wir die Umgehungsautobahn um Paris. Dank Navigationsgerät hat diese Strecke eigentlich ihren Schrecken weitestgehend verloren, doch die von allen Seiten vorbeirasenden Motorradfahrer geben Paris immer noch einen Kick.
Am frühen Nachmittag treffen wir auf dem letzten Campingplatz dieses
Urlaubs ein und bereuen schon bei der Anmeldung, nicht noch einige Tage länger bleiben zu können.
Schon die Zufahrt zum Campingplatz La Croix de Vieux Pont in Berny Riviere wirkt sehr Ansprechend. Alle Gebäude sind aus dem Sandstein dieser Gegend erbaut und passen sich dem Parkähnlichen Charakter des Platzes an. Als wir die Anzahl unserer Hunde angeben, schluckt der nette Junge Mann an der Rezeption zwar, doch teilt er uns dann mit, dass Hunde auch in dieser Menge auf dem Platz frei sind. Wir werden auf einer großen Wiesenfläche, dem Plateau, eingewiesen und haben etwa 400m2 für uns allein.
Nach dem Aufstellen des Hundeauslaufs und dem Ausrichten des
Wohnwagens entschließen wir uns zu einem Spaziergang durch den Park, den uns die Karte an der Rezeption hier in Aussicht gestellt hat.
Vorbei an gepflegten Hecken und Sträuchern gelangen wir an ein Tor in
einer alten Sandsteinmauer, hinter dem ich wirklich ein Park mit altem Baumbestand und großzügigen Wiesenflächen hinunter zum Fluss Aisne
erstreckt. Wir gelangen über eine kleine Brücke auf ein romantisches Inselchen und gehen entlang des Flußes wieder zurück auf das Gelände des Campingplatzes. Uns wird bewusst, dass heute in Dortmund eine der größen Hundeausstellungen des Jahres läuft. Zig Westies werden
demnach gerade auf Trimmtischen in einer lauten Halle auf ihren
„Einsatz“ warten, während unsere Hunde sich genüsslich im feuchten
Gras wälzen. Das Leben kann herrlich sein, wenn man am richtigen Ort
ist.
Auf dem Platz befinden sich drei Seen, die zum Angeln und Baden – und zum Spazierengehen mit Hunden bestens eignen. Wir treffen
auf unserem Rundgang fast ausschließlich auf Engländer, was uns nette Gespräche beschert und den Platz noch erstrebenswerter gestaltet. Nach einem Ausflug von fast 1,5Km, vorbei auch an dem großen
Hallen-und Freibad der Anlage, stehen wir wieder an der Rezeption. Eine nette Dame von der Verwaltung spricht uns an und weist auf die Möglichkeit hin, mit den Hunden in den Park zu gehen, wo die Tiere dann doch sogar frei laufen könnten. Uns wird immer mehr bewusst, dass wir hier zwar am Ende unseres Urlaubs angekommen sind, doch beim Abendessen im Wagen studieren wir bereits eifrig unser Kartenmaterial und planen eine Urlaubswoche im Mai auf diesem Platz –eine Paristour mit dem Platzeigenen Reisebus inbegriffen.
14.10.
Heute starten wir um 10 Uhr zu den letzten 500 Kilometern unserer Urlaubsfahrt.
Über Charleroi, Liege, Aachen und Düsseldorf führt uns der Weg nach Hause, wo wir am frühen Nachmittag ohne Zwischenfälle nach insgesamt 3750 Reisekilometern ankommen.
Es war ein herrlicher Urlaub bei bestem Wetter. Die kleinen Pannen unterwegs haben uns durchaus nicht aus der Bahn geworfen. Von den Eindrücken, die wir auf dieser Reise Sammeln konnten, werden wir sicher noch lange zehren können. Wir haben ein Land von seinen schönsten Seiten kennen gelernt, zu dem ich persönlich bis vor drei Jahren noch eine absolut Ablehnende Haltung hatte (meine Schulnoten im Fach Französisch hatten dies ausgelöst). Sicher, es gab manchmal Reibungspunkte mit der französischen Mentalität, z.B., als wir feststellen mussten, dass zwischen 12 und 14 Uhr wirklich GANZ
Frankreich zu Tisch sitzt und selbst Supermärkte und 24Std.-Tankstellen geschlossen sind -nachdem wir unser Gespann mühsam durch das Nadelöhr einer Tankstellenzufahrt gefädelt hatten.
Auch die Tatsache, dass man in einem Lokal zwar um 18Uhr einen Tisch, doch erst ab 19.30Uhr das Essen dazu bekommen kann, macht Hunger im Frankreich nicht unbedingt Erträglicher.
Das alles tritt jedoch völlig in den Hintergrund bei dem Anblick der tosenden Atlantikbrandung an einem endlosen Strand oder beim Genuss eines Dutzend Austern Kilpatrick mit Baguette und Wein. Frankreich ist ein Land, das man wirklich mit allen Sinnen genießen kann und hundefreundlich sind die Franzosen allemal.
Welches unserer verschiedenen Urlaubsziele dieser Reise war denn nun der „beste“? Wir können es nicht beantworten, denn an jedem dieser Orte haben wir unterschiedliche Eindrücke gesammelt, unterschiedliche Menschen kennen gelernt und zu jedem dieser
Orte würden wir sofort wieder reisen – na ja, vielleicht nur nicht wieder an den Ortsrand von La Rochelle.
Wir haben die Übernachtungen in unserem Urlaub ausschließlich mit
Camping-Cheques bezahlt, eine Einrichtung, die wir uneingeschränkt
allen Vor-und Nachsaison-Campern empfehlen können. Der
Übernachtungspreis auf den folgenden 4-5-Sterne Plätzen kostete
damit je Nacht 14,-€ für 2 Pers, 1 Wohnwagen 5,30m, 1PKW, Strom 6A
und 1 Hund bei freier Nutzung der vorhandenen Frei-/ Hallenbäder
und teilw. weiterer Einrichtungen (Stand Herbst 2006). Weitere
Informationen: www.campingcheque.de
Pontorson/ Normandie, Camping Haliotis
Der Platz liegt verkehrsgünstig in der Kleinen Stadt Pontorson,
9Km südlich des Mont St. Michel.
Die gesamte Anlage wirkt sehr freundlich und aufgeräumt. Neben der Rezeption mit kleinem Lokal finden Sie direkt das beheizte Freibad mit
Kinderbereich, Sprudelbad und Liegen. Die Stellplätze sind groß und gut zu befahren.
Die großzügig gestalteten Sanitärbereiche sind sehr sauber und liegen in guter Reichweite. Hinter dem zentralen Sanitärgebäude auf der Rückseite der Rezeption befindet sich ein Durchgang, durch den man an das Ufer eines kleinen Flusses gelangt. Der hier vorbeiführende
Rad-/ und Wanderweg führt bis zum Mont St. Michel. Hier ist sehr viel
platz zum Ausführen von Hunden (Tüten mitnehmen) und Raum für längere Spaziergänge. Der Service auf dem Platz ist vorbildlich. Betreuung erfolgt in D/ E/ F.
www.camping-haliotis-mont-saint-michel.com
Stellplätze: 2
Sanitär: 2-
Service: 1
Hundetauglichkeit: 2-
Lannilis/ Nord Bretagne: Camping Des Abers
Ein Platz mit direktem Zugang zum Strand. Stellplätze
mit Aussicht (im oberen Bereich) und direkt am
Wasser (im unteren Bereich) auf sandiger Wiese.
Saubere Sanitärgebäude, im unteren Bereich etwas
älter.
Wer im Strandbereich stehen möchte, sollte auf ausreichende Länge der Stromkabel achten, da die Anschlüsse nicht an jedem Stellplatz vorhanden sind.
Da es hier unvermittelt sehr stürmisch werden kann, sind Sandheringe und ggf. eine Sturmabspannung unbedingt empfehlenswert.
Die Platzbetreiber, Vera und Hubert, sprechen Deutsch/ Englisch/ Französisch. An der Rezeption erhalten Sie aktuelle Gezeitenpläne (wichtig für Ausflüge zu den Inseln) sowie Hinweise zu
Marktzeiten, Einkaufsmöglichkeiten und Wanderwegen. Während der Woche (auch in der Vor-/ Nachsaison) bieten die Betreiber kostenlos
Kochkurse, Tanzkurse oder Musikabende an – die Ankündigungen finden Sie auf der Tafel gegenüber der Rezeption (keine plumpe Animation, sondern wirklich gut). Besuchen Sie auch unbedingt die Aussichtsplattform gleich hinter den Tischtennistischen. Hunde dürfen außerhalb der Hochsaison an den Strand (Tüten!). Rechter Hand vom Strandzugang führt der Weg zu den Dünen von Ste. Maguerite, einem idealen Bereich zum Ausführen von Hunden (Tüten!).
Einkaufsmöglichkeiten finden Sie in Landeda (Wochenmarkt, Läden) und Lannilis (Supermarkt, Baumarkt). Service und Betreuung Hervorragend!
www.camping-des-abers.com
Stellplätze: 2
Sanitär: 3
Service: 1
Hundetauglichkeit: 2+
La Baule/ Süd-Bretagne: Caping La Roseraie
Der Platz liegt etwa 2 Km vom Strand entfernt auf der
östlichen Seite der Stadt. Die Stellplätze sind ausgesprochen klein und teilweise von sehr hohen Hecken eingefasst. Die Sanitärgebäude liegen in ausreichender Nähe und sind sehr sauber. Strom/ Wasser
nah am Stellplatz. Gegenüber der Rezeption befindet sich ein großer überdachter Pool. Geräuschbelästigung durch den Flugverkehr
eines nahe gelegenen Sportflugplatzes sowie durch eine nicht sehr weit entfernte Schnellstraße ist möglich. Service/ Betreuung freundlich aber
unpersönlich, deutsche Sprachkenntnisse des Personals nur ansatzweise vorhanden.
Hundeausführmöglichkeit: rechts vom Haupteingang, erste Straße rechts. Dieser Straße folgend, erreicht man ein kleines Wäldchen. Wir
haben diesen Platz nur als Transitplatz genutzt, da uns auch die Stadt nicht gefiel. (persönliche Meinung!)
www.laroseraie.com
Stellplätze: 4
Sanitär: 3
Service: 3
Hundetauglichkeit: 4
Ile Oleron/Charente-Maritime: Camping La Brande
Der Platz liegt an der wetterruhigen Südostseite der
Insel inmitten der Austernzuchtbecken (Claires).
Große Stellplätze auf Wiesenuntergrund, die gut anzufahren sind. In der Stellplatzreihe ganz im Norden (am Schwimmbad vorbei, an dem letzten Querweg) können Geräuschbelästigungen durch ein
ständig laufendes Aggregat des Austernzuchtbetriebes hinter dem Platz auftreten. Die Waschhäuser sind freundlich und sauber. Auf
dem Platz befinden sich ein großes überdachtes Schwimmbad mit Whirlpool und Wasserrutsche (diese schließt Ende September) und eine Minigolfbahn (Ball und Schläger an der Rezeption) zur kostenlosen Nutzung. Die Rezeption hält einen umfangreichen Prospekt zur Insel bereit. Es empfiehlt sich, Insektenspray und Autan gegen die zahlreichen Mücken mitzubringen (war in allen Supermärkten
ausverkauft!). Zum Ausführen der Hunde kann man der Straße vor dem aber letztendlich nicht berechnet.
www.camping-labrande.de
Stellplätze: 3+
Sanitär: 3+
Service: 2-
Hundetauglichkeit: 3+
Platz nach rechts folgen. Nach etwa 300m hinter dem Tennisplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite durch ein Wäldchen in Richtung Strand. Von hier aus gelangt man zur Landzunge Point de Doux und
weiter zum Strand von Le Chateau (2,5Km).
Empfehlenswert ist ein Besuch auf dem Wochenmarkt in Le Chateau (Sonntags Vormittag). Die Betreuung auf dem Platz ist gut
und erfolgt in E/F, teilweise auch etwas in D. Hunde kosten 2,50€ Hund/Tag, wurden uns Onzain/ Loiretal: Camping De Dugny
Sehr weit abgelegener Platz oberhalb der Loire. Stellplätze auf Wiesenuntergrund,
teilweise mit Gefälle. Waschhäuser sehr sauber (aber total überheizt). Der Platz ist sehr gut als Übernachtungsplatz für Schlössertouren an der Loire geeignet, was allerdings zu An- und Abreiseverkehr in den frühen Morgen- und späten Abendstunden führen kann. Es befindet sich eine große Schwimmbadanlage auf dem Gelände. Betreuung in E/F und etwas D. Hunde kosten auf dem Platz 4,50€ Hund/Tag!! (es wurden uns aber nur 3 von 6 Hunden berechnet). Eine Möglichkeit zum Ausführen der Hunde haben wir aufgrund des kurzen Aufenthaltes nicht gesucht. Die Atmosphäre auf dem Platz hat uns nicht zugesagt (persönliche
Meinung!)
www.dugny.fr
Stellplätze: 3
Sanitär: 3
Service: 3
Hundetauglichkeit: 4-
Berny-Riviere/Picardie Camping La Croix du Vieux Pont
Sehr großer, ganzjährig geöffneter Platz mit überdurchschnittlichem eigenem Freizeitangebot. Hunde kostenlos. Lage etwa 90Km N-O von Paris zwischen Compiegne und Soissons. Stellplätze unterschiedlichster Größe und Lage in einem sehr gepflegten parkartigen Gelände mit 3 Seen (Angeln/ Baden) direkt am Ufer der Aisne. Zum Platz gehört ein sehr schöner romantischer Park, in dem die Hunde sogar abgeleint laufen dürfen. Die Sanitärgebäude boten den höchsten Standard aller
auf dieser Tour besuchten Plätze. Auf dem Platz befinden sich ein sehr großes Frei-/ Hallenbad mit Wasserrutsche, ein Lokal, ein Schnellimbiss und einen Pub (Restaurants nicht ganzjährig geöffnet). Sehr gute
Infrastruktur auch für Familien mit Kindern. Betreuung
in D/E/F. Der Platz bietet Tagestouren nach Paris (20,€/Pers.) und Disneyland im eigenen Reisebus an. Der Platz war von im Oktober überwiegend von Engländern besucht.
Dieser Campingplatz hat uns spontan begeistert, so dass wir im kommenden Mai dort eine Woche Urlaub verbringen wollen.
www.la-croix-du-vieux-pont.com
Stellplätze: 2
Sanitär: 2+
Service: 2
Hundetauglichkeit: 2 |
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