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Texel/Holland Verfasst am: 31.01.2007, 01:46 |
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Mike und Heike Kramer mit den Black Watch Westies
Eine Reise auf die Insel oder auf den Spuren der eigenen Vergangenheit
Nach Nordholland wollten wir in dieser Urlaubswoche ohnehin fahren. So
ergab es sich, dass wir auf der Suche nach günstigen Stellplätzen für unser Wohnmobil gedanklich und planerisch immer weiter nach Norden abdrifteten, bis die Insel Texel plötzlich gar nicht mehr so unerreichbar war.
Im Sommer 1984, als Steven, der heute recht gut auf eigenen Füßen steht, gerade Laufen lernte, waren wir zuletzt auf dieser größten der niederländischen Nordseeinseln, die eigentlich damals alles bot, was Holland touristisch reizvoll macht.
Am Samstagmittag, dem 13.09.2003, machen wir uns also auf den Weg, die Spuren unserer eigenen Vergangenheit zu suchen. Mit von der Partie sind natürlich unsere 5 Hunde sowie, schon fast als Bordausstattung des Wohnmobils etabliert, unser Freund Peter.
Die Nordwest-Passage ins Land der Windmühlen und der Kibbelingportionen ist recht frei und so kommen wir bei bestem Spätsommerwetter ohne Verzögerungen über Arnheim, Utrecht und an Amsterdam vorbei ans Autobahnende nach Alkmaar. Peter weiß bisher nur, dass wir hier an den Nordzipfel der Niederlande reisen.
Gleich hinter Alkmaar, der Käsestadt Hollands, beginnt eine schon damals recht gut ausgebaute Landstrasse entlang des
Nordholland-Kanals, die sich bis zur Hafenstadt Den Helder erstreckt. Da Peter als Raucher ab und zu seine Lungenflügel pflegen muss, legen wir in einer schmalen Parkbucht an der Landstrasse eine Pause
ein. Eigentlich wäre es a verspätetes Mittagessen,
Peter damit vertrösten, dass es in Den Helder einige gute Lokale gibt. Der Kanal liegt nur eine Baum- und Buschreihe vom Auto entfernt zur
Rechten.
Heike entdeckt, dass hier im Uferschilf besonders große Kreuzspinnen ihre Netze ausgelegt haben und wird daraufhin von Diversen
Gänsehäuten geplagt. Am Ufer steht der Name dieser Gegend – Burger Vlotbrug. Von Bürgerfluten ist jedoch nicht viel zu sehen, auch eine Brücke ist erst viel weiter auszumachen.
Wir fahren weiter zum Flottenstützpunkt der niederländischen Marine. Als neu in den letzten Jahren war bisher lediglich eine Verbesserung der
Straßenzustände zu bemerken. Auch sind hier, wie überall in Europa,
mittlerweile viele Kreisverkehre gewachsen. Den Helder hat sich ansonsten kaum spürbar geändert. Noch immer liegen viele kleinere und mittelgroße Schiffe an den Anlegestellen entlang schmalen der Straßen am Ortseingang.
Das alte Kasernengelände der Marine, das wir auf dem Weg zum Fährhafen umfahren müssen, ist heute jedoch ein richtiges Schmuckstück. Die alten Ziegelgebäude sind renoviert und eherbergen noch immer das Marinemuseum. Lücken zwischen den Gebäuden wurden nun mit interessanten Glaskonstruktionen gefüllt, in denen einige der Exponate wie in einer übergroßen Vitrine stehen.
Die Zeit der angegammelten alten Flotteneinheiten in den
umlaufenden Kanälen ist auch vorbei. Gekrönt wird das Museum
von einem großen schwarzen UBoot, das wie notgelandet als
Wahrzeichen zwischen den Eingangsgebäuden gegenüber dem
Fähranleger auf dem Trockenen liegt. Ich verpasse erst mal die
richtige Fahrspur zur Fähre und muss wenden. Peter reklamiert, dass der Weg zur Innenstadt ohnehin vorher nach links geführt hätte, akzeptiert aber unser „lass uns erst mal an der Fähre gucken“ als Entschuldigung für die Fahrtrichtung. Stutzig wird er, als wir zielstrebig auf das Kassenhäuschen zufahren und ich bezahle. Die Ausrede, dass es auf der Insel nette Lokale gibt, glaubt er nur noch bedingt.
Wir rollen in den Bauch der Schulpengat, einer für uns neuen Fähre der Texel-Fährgesellschaft TESO, die Autobahn-Mautstationen: jeder will der
jedoch auch schon wieder seit 1990 im Dienst ist.
Da die Hunde ruhig sind, schließen wir den Wagen ab und steigen die schmalen Treppen hinauf zu einem der Aussichtsdecks um noch einen Blick auf das langsam hinter uns entschwindende Den Helder zu werfen. Hier treffen wir auf ein deutsches Ehepaar mit einem
kleinen Westie-Rüden. Auch die Hundewelt ist sehr klein, denn es ist ein Hund aus dem Wurf unserer Bekannten aus Schwerte, deren Welpen nur 4 Stunden älter sind als unsere Vicky. Die Überfahrt dauert nur 20 Minuten, so dass uns schon bald die Lautsprecher
des Schiffes zu den Fahrzeugen bitten.
Die Ausfahrt aus dem Schiff erinnert immer noch etwas an die Situation an französischen Autobahn-Mautstationen JEDER will der Erste auf der Insel sein.
Wir müssen bis hinauf an die Nordspitze, wo ich per Internet einen Stellplatz auf einem Bauernhof gefunden habe. Auch auf Texel finden sich nun einige markante Kreisverkehrsanlagen. Wir haben nun richtig Hunger und fahren erst mal direkt nach De Koog. Hier, in dem eigentlichen Badeort der Insel, haben wir damals unsere Urlaube verbracht. Die Straße biegt noch immer vor der Fußgängerzone scharf nach rechts ab. Damals lag dann auf der rechten Seite, als Einzelgebäude, der Fahrradverleih Kikkert mit der angeschlossenen
Tankstelle. Das Gebäude ist moderner geworden. Wo dahinter damals freies Feld war, befindet sich nun ein sehr großer asphaltierter Parkplatz, hinter dem eine große silberne Halle zum Indoor-Kartfahren einlädt. Hier treffen die einheimischen Verstappens in der Saison auf die deutschen Schumis. Durch eine neuerbaute Passage zwischen den Gebäuden betreten wir die Fußgängerzone. Soweit das Auge blicken kann, fallen erst mal nur die Werbungen der verschiedensten
Esslokale auf. Nein, zur linken gibt es noch den Kapsalon, den Frisör
des Ortes. Andere Läden haben sich zugunsten indischer, mexikanischer, türkischer, italienischer, chinesischer und einiger
holländischer Gastronomien aus dem Staub gemacht.
Nun, das Angebot ist reichhaltig, aber die Preise haben ein Niveau, dem die Präsentation der Lokale nicht immer gerecht wird.
Eine Portion Kibbeling mit Zubehör ist mit 10,-€ ja bereits am
Goldpreis des Weltmarktes ausgerichtet und wird bestimmt in Feinunzen
serviert. Nach einer etwas enttäuschenden Runde durch das Städtchen, in dem nun um 18:30 Uhr noch reger Betrieb herrscht, finden wir ein Imbisslokal mit Dumpingpreisen. Hier hat der Kibbeling noch einen gängigen Preis, aber leider nicht die Qualität dazu. Egal, muss rein!
Nach dem Essen geht es weiter mit sinkender Sonne nach Norden.
Die alten Gebäude am nördlichen Rand von De Koog sind
nicht mehr zu sehen. Hier befindet sich heute ein Bungalowpark.
Vielleicht steht der alte Hof, auf dem wir damals ein Ferienappartement
hatten, dahinter? Wir suchen nicht danach, aber der rote Flugzeug-
Abwurftank an der Straße dort reckt seine Spitze noch immer gen Westen. Hier befindet sich heute ein Bungalowpark.
Wir erreichen später De Cocksdorp, das ehemalige tote Örtchen am Leuchtturm.
Wur müssen zum Vuurtorenweg und damit erst mal ganz durch den
Ort. Schön ist er geworden. Fast wie De Koog damals
sieht es nun hier aus. Unsere Strasse finden wir am anderen Ende des Dorfes. In der Annahme, dass hier die Minicampingplätze ausgeschildert sind, habe ich keine Adresse mitgenommen. Hinter einem Hofgebäude stehen wenige Wohnwagen, so dass wir einfach mal auf das Gelände fahren. Nach einem Gespräch mit der Dame
des Hauses finden wir unseren Stellplatz in einer geschützten Ecke der Wiese für 23,-€ incl. Strom, Duschen extra. Wir stellen das Mobil auf die Stützen und gehen erst mal zum Klo und dann mit den Hunden einen langen Feldweg entlang auf die Dünen im Westen zu.
Zurück kommen wir nach einer halben Stunde im Dunkeln. Hinter unserem Wagen blinkt der Leuchtturm in die Nacht.
Sonntag, 14.09.2003
Da die Nachttemperaturen bereits recht kühl sind, liegt morgens ein Dunst- und Nebelschleier über dem Land. Wir lassen uns mit dem Frühstück daher ausgiebig Zeit. Peter entdeckt, dass die einfache Campingküche nicht nur Käse mit Zitronenpfeffer bietet, sondern auch noch den leckeren Fleischsalat von Feinkost-Aldi.
Da der Leuchtturm nicht sehr weit weg ist, beschließen wir, den
ersten richtigen Inseltag mit einem Spaziergang dorthin zu beginnen.
Entlang des Vuurtorenweges finden wir einen ausreichend breiten Fuß/ Radweg vor.
Häuser stehen auf der etwa 300m langen Strecke bis zum Deich nur wenige.
Bemerkenswert ist ein „Anwesen“, auf dem wohl ein Jutter, also einer der Strandgutsammler der Insel, lebt. Vom Steuerhaus eines kleinen Kutters bis zum vergammelten Fischernetz ist hier alles zu einem Gesamtkunstwerk drapiert. Mittendrin steht ein alter Armee-Unimog ohne Kennzeichen, der woh im Winter zum Befahren des Strandes dient. Selbst die total verlotterten Hunde dort sehen aus, wie nach einem Sturm vom Strand geborgen.
Der Leuchtturm steht, umgeben von einer Gruppe niedriger Häuser,
oben auf dem Deich. Wir gehen den Weg rechts vorbei in Richtung des
breiten vorgelagerten Strandgürtels. Hier können die Hunde frei am Wasser entlang toben und wälzen sich auch sogleich ausgiebig im feuchten Sand. Vicky und Nessie sehen heute zum ersten Mal das Meer und Willi sieht schon nach wenigen Metern aus wie ein paniertes Schweinchen. Wie immer am ersten Tag an Meer löschen unsere mittlerweile nicht mehr sehr weißen Westies ausgiebig ihren Durst aus den bei ablaufendem Wasser am Strand verbleibenden großen Wasserflächen, in denen es von kleinen Fischchen nur so wimmelt. Vicky wagt sich am Rand des etwa 2m tiefen Wasserloches weiter vor und verliert den Boden unter den Füßen.
Automatisch beginnt sie mit Schwimmbewegungen und zwingt so auch ihre Hinterfüße zum Ablegen.
Ich überlege schon, wie wir sie da wieder herausbekommen, doch unsere Kleinste schwimmt eine große Runde und kommt ohne jede
Panik wieder an Land.
Im Norden ist deutlich die nur etwa 2,5 Km entfernte Insel Vlieland zu sehen. Weit hinter uns, wo der Sand noch weich und tief ist, ackert ein Mann mittleren Alters in einem Rollstuhl. Er hat sich da viel
vorgenommen, aber bis die Winterstürme den Strand überspülen
ist ja noch etwas Zeit und dann kommen ja auch die Jutter hierher. Es ist wieder angenehm warm geworden, aber der ständig wehende Küstenwind macht die Temperaturen sehr angenehm. Unser Weg führt uns um den Leuchtturm herum und westlich davon wieder
hinauf zum Deich. Am Rande der Dünen schlägt dann das aufgenommene Seewasser gleich fürchterlich in die Hundedärme, wie auch zu erwarten war.
Zuerst bahnt sich die See gemeinsam mit dem heutigen Hundefrühstück
den Weg zurück ans Tageslicht. Dann nimmt auch die Stuhlkonsistenz bei dem gesamten Rudel kontinuierlich ab. Die Wirkung der Nordsee ist ähnlich wie ein Einlauf. Wir machen eine Pause um unsere Meute mit frischem Süßwasser aus der mitgenommenen Flasche wieder auftanken. Dieses Ritual gehört zu einem Küstenbesuch mit unseren
Hunden genauso dazu, wie das spätere Striegeln mit dreckschüppenweise Strandsand (Der PVC-Bodenbelag hat also treffliche Gründe). So schlimm sich das anhört und für
uneingeweihte Betrachter auch bestimmt aussieht – gesundheitlich geht es den Tieren dabei bestens.
Jeder genießt die See halt auf seine Art.
Wir kehren zum Auto zurück und machen auch erst mal Pause. Heike und Peter sitzen vor dem Wagen in der Sonne, während ich an unserem Reisebericht schreibe.
Hinter mir liegt das Hunderudel in Wagen verteilt. Die zuckenden Füße verraten, dass Willi und Co. im Traum noch immer am Strand sind.
Nach der Pause stellen wir die Abmarschbereitschaft her und fahren nach De Cocksdorp. Der Weg ist zwar nicht sehr weit, da wir aber mit unserem bisherigen Stellplatz noch nicht den Hof Hoeve Axel gefunden hatten, wollen wir uns nachher weiter auf die Suche begeben.
Wir parken den Wagen in einer der markierten Parkbuchten in
Ortsmitte und schauen uns den Ort näher an. Sehr groß ist
das Dorf immer noch nicht. Die Hauptstraße wird an einem
Ende von der Kirche, an anderen von einem Souvenirladen begrenzt. Es
gibt noch ein Fahrradgeschäft, einen kleinen Supermarkt zwei
Lokale einen Frisör und einen Frittenwagen mit allerdings
fragwürdiger Qualität, wie unsere Nase verrät.
Die Terrasse des Restaurants La Murena mit ihren Sonnenschirme lädt zum Platznehmen und Peter zu seinem Geburtstagsessen (wir waren in Frankreich). Shoarma mit Pommes und Salat bestellen wir alle drei und liegen damit goldrichtig. Peter kannte diese Version von Gyrosfleisch aus Israel noch nicht. Die Portionen sind sehr lecker und sehr groß.
Rundum satt fahren wir noch mal den Vuurtorenweg ab und finden „unseren“ Campingbauernhof aus Richtung De Cocksdorp.
Der Jungbauer hört sich geduldig meine Anfrage in Holländischer Sprache an und bietet uns dann einen Stellplatz für 15,-€/ Nacht „all
inklusive“ an. Die Anzahl von 5 Hunden verdutzt ihn jedoch
etwas. Wir passieren eine Durchfahrt zwischen einer neu erbauten großen Lagerhalle für Kartoffeln und einem älteren Steingebäude,
in dem sich die Toiletten und Duschen befinden.
Damit es eine fahrerische Herausforderung bleibt, wird die Passage von einer Kartoffelsortiermaschine und von Strauchwerk umgeben
und liegt am Rande einer Wiese mit Blick nach Westen. Während wir die
Stützen ausfahren und die Markise auskurbeln kommt ein älterer
großgewachsener hagerer Holländer zu uns. Er sucht „de Mensen met de fijf Hondjes“, die er nun gefunden hat. Jan, der Seniorbauer auf dem Hof, wechselt ein paar freundliche Worte mit uns und teilt offensichtlich die Zweifel seines Sohnes bezüglich unserer Meute.
Ich lasse ihn einen Blick ins Auto werfen, der mit begeistertem Gebell beantwortet wird. Nachdem wir ihm alle Hunde vorgestellt haben, erfahren wir von den Parson Russel Terriern des Hofes (später sollen wir die Angsthasen mit den krummen Haxen noch kennenlernen).
Kurz bevor die Abendsonne malerisch hinter den Dünen verschwindet, laufen wir noch einmal um das abgeerntete Maisfeld hinter dem
Hof und entleeren nebenher Hundedärme.
Montag, 15.09.2003
Heute ist Heikes 40ter Geburtstag. Willi und Percy brechen diesen Tag sehr früh an, da wohl noch etwas Nordsee im Magen drängt. Größere
Portionen tauchen aber nicht wieder auf.
Um ½ 8 kräht der Hahn auf dem Hof und es fällt ein einzelner Schuss. Der Hahn kräht aber weiter, so dass der Jäger wohl entweder ein schlechter Schütze ist, oder doch etwas anderes jagt.
Wir machen uns nach dem Frühstück auf zum Slufter, nicht ohne jedoch vorher den Stellplatz bis zum geplanten Ende unseres Aufenthaltes zu buchen.
Direkt am Treppenaufgang zum Slufter finden wir einen Parkplatz vor einem kleinen Lokal. Die Treppen über den Deich ziehen sich ganz schön hin oben, auf einer Aussichtsfläche, erwartet uns ein beeindruckender Anblick. Vor uns erstreckt sich ein von hohen Dünen umgebenes Tal, bewachsen mit Gräsern und Moosen wie
eine Heidelandschaft.
Durchzogen wird diese Fläche von mehreren tief eingeschnittenen
Bachläufen, die jedoch führen und Gezeitenabhängig in ihrer
Wassertiefe variieren. All diese Wasserläufe münden
in einen großen flachen See am westlichen Ende des Tals, der wiederum eine direkte Verbindung zur Nordsee hat, die mit ihrem
ßt. Entstanden ist diese in ckten Einpolderungsversuch der Holländer. Statt Ackerland haben sie nun eine Naturschutzfläche, die von
seltenen Vögeln und Touristen gleichermaßen geschätzt wird und deren
finanzielle Erträge bestimmt in dieser Form höher sind.
Nach dem trockenen Sommer ist der größte Teil des Talkessels begehbar, wogegen es auch passieren kann, dass die See bei Sturmfluten alles hoch überspült. Wir waren vor 19 Jahren allerdings nicht hier, so dass uns der direkte Vergleich fehlt.
Unser Weg führt uns entlang des linken Dünengürtels durch
eine Landschaft wie in der Wüste. Percy ist vom tiefen
Sand nicht sehr begeistert, geht aber gemessenen Schrittes mit. Hier findet sich auch ein Hintergrund für einige Geburtstagsfotos und Steven
ruft gerade rechtzeitig zum Gratulieren an. Am Ufer des Sees ist der Boden dann wieder etwas fester, aber nur bis zum Beginn der breiten Sandbank, die den Slufter zur Nordsee abschließt. Es ist zu
erkennen, dass der Wasserlauf, der den See mit der See verbindet, nicht oder nur als amphibische Übung zu überschreiten sein wird. Wir gehen noch ein Stück und setzen uns dann an den Hang einer Düne in den Sand.
Unsere Hunde sind für einen Schluck Wasser dankbar und Nessie und Vicky beginnen dann mit Grabearbeiten. Wenn man sie sieht könnte man meinen dass sie das Tal hier gebuddelt haben.
Der Rückweg führt uns durch den inneren Bereich des Talkessels.
Prile, die auf dem Hinweg noch reichlich Wasser führten, sind mittlerweile zu tief in ihren Betten liegenden Rinnsalen geschrumpft.
Dort, wo die Sonne das Wasser erwärmt, wimmelt es wieder von Fischbrut. Die Wege hier sind sehr gut begehbar, doch nachdem wir die lange Treppe über den Deich wieder hinter uns haben, regt sich doch sehr stark das Bedürfnis nach einem Eis.
Wir blicken vom Auto aus direkt auf die Terrasse des Lokals De Slufterzicht, also fällt der Entschluss, hier einzukehren leicht. In einer schattigen Ecke warten wir, umflattert von einer kleinen Schar frecher Spatzen, auf den Kellner. Da keine Erdbeeren verfügbar sind, bestellen wir einen Eisbecher mit vielen Früchten, was unser Kellner als Fruchtsorbet kommentiert. Schmecken tut es aber. Die Eiswaffeln verfüttern wir als Krümel an die Spatzen, die fast bis auf
die Hand kommen. Schade, so dabei beobachtet, dass diese Vögel bei uns so rar geworden sind, denn ich mag sie allemal lieber als unsere Drosseln im Garten.
Auf der Suche nach einem geeigneten Lokal für Heikes Geburtstagsessen fahren wir weiter nach Den Burg. Der Weg führt vorbei am Flugplatz Eierlandsche Polder, wo schon damals immer ein Reger Betrieb von Fallschirmspringern zu beobachten war. Es ist auch diesmal so interessant, das aus der Überlegung, mal kurz anzuhalten ein längerer Stop wird. Wir beobachten Tandemsprünge, extrem tief fliegende Kameramänner und die wahrscheinlich derzeit komplett hier
versammelten niederländischen Luftlandetruppen, die hier aber eher
ihre Fallschirme auf langen Tischen packen statt zu springen.
Noch immer ist die Inselhauptstadt ein Ort mit kleinen schmalen Gassen
und liebenswerten Geschäften. Heike fällt auf, dass längst nicht mehr so
viel Wolle angeboten wird, wie vor 19 Jahren. Nun ja unser Projekt endete damals auch nach einiger Zeit unvollendet und von Motten
angefressen. Vor einem Textilgeschäft versucht Peter ein Tänzchen mit einem lebensgroßen Plastikindianer.
Hoffentlich wird es ein Schönwettertanz.
Wir gehen, unserem Spieltrieb folgend, erst mal in einen Spielwarenladen. Gleich an der Kasse entdeckt Heike einen
Scottish Terrier als Plüschhund, den Sie von Pit als Geburtstagsgeschenk bekommt. Speisegaststätten gibt es
hier auch einige, aber entweder asiatisch, wobei Peter aufgrund
unserer thailändischen Bordküche sein Veto einlegt, da er kein
Imbissgaststätten mit typisch holländischem Angebot: wir servieren
alles, sofern wir es vorher durch Frittierfett ziehen dürfen. Nach zwei Runden um den Ort tun langsam die Füße weh und der Magen
knurrt, nur eine Entscheidung für die ausstehende Mahlzeit ist immer noch nicht getroffen.
Ich schlage daher einen geordneten Rückzug zur Fressmeile De Koog
vor, dem alle zustimmen.
Wieder im Auto habe ich eine Vision. Ich sehe mich vor einem riesigen, dicken Pfannkuchen.
Hier ging es früher zum bekanntesten Pannkoekenhaus der Insel, dem
Catharinahoeve. Am Rande des Inselwaldes liegt das Jahrhunderte alte reetgedeckte Bauenhaus etwas versteckt. Es ist nicht zu voll
und auf der Terrasse unter den alten Bäumen ist auch noch Platz. Die Auswahl an Pfannkuchen hier ist riesig, also bestellt Peter sich vorsichtshalber ein Schnitzel. Heike wählt einen indischen Pfannkuchen
mit Huhn und Curry und ich entscheide mich für die italienische Version mit Salami, Tomaten und Schafskäse. Als serviert wird, kommen Pit leise Zweifel an der Richtigkeit seiner Schnitzel-Entscheidung.
Jahren. Heike bekommt einen Engelse- Pannkoeken, die in Teig gemeißelte niederländische Interpretation des English Breakfast, da die Bedienung offensichtlich ein akustisches Problem hat und indisch – english missverstanden aber schnell behoben.
Per Stativ und Kamera bannen wir auch diesen Moment des
Festmahles auf die Platte. Das Essen ist reichhaltig und wir beschließen es mit einem Cappuccino.
Hier ist alles noch so wie früher, vielleicht ist die Bedienung ja sogar
dieselbe?
Direkt neben unserem Wagen liegen einige schöne, etwa Kopfgroße Steine und Heike bemerkt, dass einer davon hervorragend in unsere Kollektion passen könnte.
Was liegt also näher, als in der Deckung des Wohnmobils direkt in Sichtweite des Lokals einen echten Catharinahoeve-Findling einzuladen.
Wieder am Stellplatz lassen wir erst unser Brauchwasser in den Sammelgully ab und füllen den Frischwassertank auf.
Dann gehen wir mit den Hunden eine lange Runde Richtung De
Cocksdorp um danach endlich die Flasche echten Champagner aus
Reims zu köpfen.
Gut, dass wir entsprechende Camping-Spezial-Sektgläser an Bord
haben. Nach unseren bisherigen Schampuserfahrungen ist dieser
Flascheninhalt eine angenehme Überraschung. Davon dürfte es auch mehr sein. Trotzdem macht sich bald Müdigkeit breit, so dass die Feier nicht ausufert.
Dienstag, 16.09.03
Heute geht es nach dem Frühstück, dass wie immer gemütlich, ruhig und ausgedehnt abläuft, an die Ostseite der Insel.
Unseren ersten Halt dieser Tour machen wir am Polder Het Noorden, da die dortige Poldermühle, eine alte Windmühle, die als
Pumpwerk mit Windkraft das Wasser aus den tiefliegenden Wiesengräben durch den Deich in die Nordsee befördert, hier sehr fotogen in der Landschaft steht. Wir stellen den Wagen
auf dem breiten Wiesenstreifen neben der Deichstrasse ab und suchen einen guten Platz um Fotos zu schießen.
Hier, auf dem Schild das die Funktion der Mühle erklärt, hat jemand einen nagelneuen linken Babyschuh drapiert, wohl in der Hoffnung, dass
der Verlierer sich erinnert, seit wann er auf Socken läuft. Gegenüber der Mühle können wir den Deich durch ein Weidetor betreten. Oben auf der Deichkrone bläst eine gleichmäßige steife Brise, die auch heute wieder die Wärme des Tages erträglich macht. Auf der Seeseite des
Deiches, die komplett geteert ist, gehen wir ein Stück in Richtung des
Rohrdurchlasses zur Entwässerung. Unten im flachen Wasser liegen nur zwei offene kleine Arbeitsboote. Überhaupt ist hier, außer einer schön
anzuschauenden Landschaft um die Mühle herum, nicht viel zu sehen.
Auf der Deichkrone, wo einige Fahrzeuge am Zufahrtsweg stehen, lädt ein junges deutsches Ehepaar ein Kleinkind in Auto. Heike versucht, sie mit dem Babyschuh in Verbindung zu bringen, doch das Kind der beiden ist anscheinend noch komplett. Schade, denn nun muss irgendwo auf der Insel Texel ein kleiner Erdenbürger nur im Kreis linksherum Laufen lernen.
Auf dem Rückwegzum Auto nähert sich von hinten eine Kutsche, doch der Kutscher erkennt die Gelegenheit, ein hervorragender Bildvordergrund zur Mühle zu werden, nicht und braust vorbei.
Wir fahren weiter zum Städtchen Oosterend. Vor 19 Jahren haben wir
einmal im Dortigen Lokal Strends End gegessen. Damals schmiedete hier ein bärtiger Seemann die Pfannkuchen, der aussah wie ein
leibhaftiger Pirat. Oosterend ist noch immer das verträumte kleine Örtchen, dessen Mittelpunkt die Kirche ist.
Malerische Gassen führen hier herum, doch auf der anderen Seite ist
man hier auch noch immer sehr weit vom Puls der Insel entfernt.
Das Strends End gibt es noch. Dort wo damals noch die einfache
Klapptafel auf das Angebot hinwies – und 1984 bei unserem
Besuch gerade bei etwa 12 Windstärken lustig verweht wurde – ist
heute eine gepflegte, von einer Mauer eingefasste Terrasse.
Das Lokal ist offensichtlich eine erste Adresse für das Mittagessen der
radfahrenden älteren Touristengeneration. Wir verlassen
Oosterend in Richtung Hafen Oudeschild. Schon von weitem
kündet ein Wald von Schiffsmasten an, dass hier immer noch viel los ist.
Auch einige Dreimaster sind dort, da deutlich die Rahen an den Masten zu erkennen sind. Gleich am Hafenbecken kann man immer noch
parken. Wir finden einen passenden Platz auf der weniger zugestellten
gegenüberliegenden Seite. Hier im Hafen habe ich im Mai 1983 meine Schiffermütze gekauft, die seither auch schon vieles gesehen hat und noch immer als ständiger Reisebegleiter im Wohnmobil hängt. Zur Feier des Tages setze ich sie hier natürlich auf.
Es ist hier viel renoviert worden, doch das Erscheinungsbild hat sich kaum geändert. Das Restaurant Havenzicht mit seinem Überbau dominiert noch immer das Ende des Hafenbeckens. In einem flachen Gebäude, ich weiß nicht mehr, was dort früher war, befinden sich nun 4 Geschäfte für Andenken, Postkarten und Kleidung. Wir finden hier endlich einen schönen Texel-Aufkleber (in der alten Art, so wie damals). Wir gehen einmal um die Hafenanlagen herum und schauen uns auch die größeren, weiter außerhalb liegenden Segler an. Ich vermisse den kleinen grünen Traktor, der damals immer irgendwo mitten im Hafen stand. Auf seiner Motorhaube stand in gelber
Schrift „Hulk“. Er war ja schon in den 80ern ein altes Teil und hat es wohl nicht mehr bis heute geschafft.
Auf der anderen Seite des Hafendeiches steht die alte Windmühle, Wahrzeichen der Stadt und Bestandteil des Jutter (Strandgut)-
Museums. Schon vom Deich aus sieht man, dass hier viel getan worden ist.
Das Museum, seinerzeit nur aus Mühle und einem alten Schuppen bestehend, ist jetzt ein gepflegtes Ensemble kleiner renovierter Häuser, eingebettet in eine ansehnliche Grünanlage und umgeben von einem Zaun – ein richtiges Museumsdorf. Der Eintritt ist mit 4,10€ noch angemessen, wie wir nach dem Besuch der Ausstellung feststellen können, sogar preiswert.
In einem kleinen Schuppen ist eine Schlosserei mit Schmiedefeuer
und Maschinen untergebracht, die noch von ledernen Transmissionsriemen über eine an der Decke installierte Verteilerwelle
angetrieben werden.
Ein weiteres Gebäude beherbergt im Untergeschoss die Reste eines
alten Kutters. Ein Rundgang zeigt dann einen Einblick in die Funde der
Unterwasserwelt um Texel, wobei die Illusion, in ein Wasserbecken zu
schauen, verblüffend gut erreicht wird. Dioramen und Modelle
veranschaulichen zudem die Geschichte der Insel, von der Eindeichung und Entwässerung über ihre frühere Funktion als Strategischer Hafen unter Wilhelm von Oranien (mit eigener Festung) bis hin zu der wichtigen Rolle, die Texel als Heimat vieler Kapitäne und Seeleute der Ostindischen Handelsgesellschaft um 1600 spielte. Auf dem Weg durch die Ausstellung gibt es für große Jungen viel zum Spielen. Die komplette Brücke eines Fischfängers der 50er Jahre lockt mit Radar,
Maschinentelegraph und Maschinengeräuschen.
Auch Teile des Fahrstandes einer TESO-Fähre hat es hierher verschlagen. Über den dort installierten Bildschirm erfahren wir
Interssantes über die Niederländische Seenotrettung und ich stelle fest, dass man seiner Frau durchaus auch mit einem Steuermannsstuhl auf Schienen vortrefflich über die Füße fahren kann.
In einem weiteren, etwas abgelegenen Gebäude finden wir mehr Angaben zur VOG, der vereinigten ostindischen Gesellschaft und ein Frage-Antwortspiel, dem wir uns natürlich ausgiebig widmen.
Beim Verlassen des Geländes erleben wir noch live die Zählaktion
einer englischen Lehrerin, der irgendwie ein Teil ihrer Schutzbefohlenen
abhanden gekommen zu sein scheint. Auch das bummeln im Museum macht hungrig, so dass wir uns nun nach einer Versorgungsmöglichkeit umsehen.
Hier im Hafen kommt natürlich nur Fisch in Frage. Wir folgen der Nase – und bleiben in einem Laden hängen, der die Gratwanderung zwischen Antiquitäten, Deko und Kitsch gekonnt meistert.
Wie sollte es auch anders sein auf der Insel der Plüschschafs-
Leuchtturmund Muschelsouvenirs – Heike findet eine Scottie-
Andenken. Die Einschläge dieser Rasse kommen deutlich näher!
Zu guter Letzt erreichen wir aber doch noch das Imbisslokal und gönnen uns eine Schale Kibbeling auf der Terrasse, mit dem Rücken an einem Edelstahlbottich voller junger Aale. Den Rückweg zum Wagen versüßt uns Heike noch mit einem Softeis.
Bisher hatten die Hunde, nach dem kurzen Ausflug an der Mühle, ausgiebig Zeit zum Schlafen. Wir fahren also rüber zum Strand nach De Koog. Zudem haben wir Mutter versprochen, Fotos von „ihrem“ Strandpavillon an Paal 20 zu machen. Alle Hunde quittieren
das Auftauchen der Nordsee wieder einmal mit einer spontanen Haltungsänderung.
Nach dem Überqueren der weichen Sandflächen fallen alle,
Percy als würdiger Opa ausgenommen, auf den Rücken
und wälzen sich im nassen Sand. Auch ich werde hier nach
einiger Zeit durch die großen, knietief überfluteten Sandbänke
zum Verlassen meiner Schuhe gezwungen, nachdem diese
schon etwas feuchter sind. Das Barfußlaufen macht im Sand ja auch durchaus Sinn und Spaß und wir locken die Hunde auch ausgiebig durch das Wasser, aber der Rückweg über den Campingplatz in den Dünen bietet dann ein erheblich unangenehmeres Geläuf mit kleinen Steinchen und rauem Verbundpflaster und die Schuhe sind zu feucht, um wieder hinein zu kommen.
Ich bin wirklich froh, unser Wohnmobil wieder betreten zu können. Zurück am Stellplatz in De Cocksdorp feiern wir dann eine Premiere: Peter isst Reis!! Er tut das anlässlich eines Thai-Curry mit Meeresfrüchten, dem ich wahrscheinlich die Originalschärfe aus der Heimat verliehen habe.
Seine Begeisterung hält sich zwar in Grenzen, aber ein Anfang
ist es ja immerhin. Wer weiß wo es uns mit dem Reisemobil noch hinführt?
Nach dem Essen bleibt noch ein Wenig Zeit zum Reden, dann fordert der abwechslungsreiche Tag seinen Tribut.
Mittwoch, 17.09.2003
Wir wollen heute den Ratschlägen unserer holländischen Platznachbarn, einem älteren Ehepaar, folgen und in das Gebiet am südwestlichen Ende von Texel bleiben wir jedoch erst mal an einem interessanten
Laden hängen. Es ist eine Mischung aus Deko-, Blumen- und Gartengeschäft.
Wir erwerben einige Dekoblumen, passend zu den schottischen Disteln
von Heather und ein Aushänge-schild, das demnächst den Eingang zu
unserem Hunderraum zieren soll. Im Süden, inmitten einer großflächigen Dünenlandschaft, befinden sich zwei Süßwasserseen,
die wir umwandern wollen. Der Anfahrweg führt immer weiter hinaus aus bewohntem Gebiet.
Den Ort Den Hoorn haben wir bereits einige Kilometer hinter uns gelassen und es finden sich bereits erste Hinweisschilder auf eine Kaserne, die ebenfalls in den Dünen verborgen liegt. Wir finden einen Parkplatz am Mokweg mit Ausblick auf den Fähranleger t’ Horntje und auf die Marinebasis an der gegenüberliegenden Seite der Mokbaai, wie die Bucht hier laut Karte heißt. Tausende von Seevögeln bevölkern hier die flachen, sumpfigen Ufer. Der „Blaue“ Wanderweg ist den Schildern zufolge 3,8 Km lang, so dass wir uns hierzu entscheiden.
Er entpuppt sich aber bereits nach wenigen Metern als Dünenslalom der fiesen Art. In Schlangenlinie fädeln wir uns durch das Gelände ohne jeden Schatten. Die Auf- und Abstiege der im Schnitt rund 3-4m hohen Dünenhügel bestehen aus tiefen, weichem Sand ohne
alternativen einer Umgehung. Unsere Hunde haben hier mit ihren kurzen Beinen hart zu kämpfen, so dass wir, trotz der schönen Aussicht auf die Seen, die nicht allzu weit entfernt liegen, nach 1200m eine Rast einlegen. Im schmalen, etwa 1m breiten Schatten einer Buschreihe, versorgen wir unser Rudel erst mal mit Wasser. Ich habe ernste Bedenken, im Falle einer Fortsetzung der Wanderung Percy und auch Tammy, die ja sicherlich trächtig ist, gesundheitlich zu gefährden. Vicky ist schon seit einiger Zeit bei Heike auf dem Arm. Wir treten den geordneten Rückzug an und sind danach froh, alle Hunde
wieder heil am Wohnmobil zu haben.
Am Wagen, unter dem aufgespannten Sonnensegel, ist es
erträglicher. Hier nehmen wir uns viel Zeit, den Fährverkehr und die
Seevögel mit dem Fernglas zu beobachten.
Die Marine trägt mit drei Landungsbooten aus dem Stützpunkt genauso zur Unterhaltung bei, wie mit einem regen Hubschrauberverkehr
am Himmel.
Gegen 15:00 Uhr regt sich allgemein das Bedürfnis zu einer Mahlzeit. Wir fahren die Markise ein und rollen zurück nach Den Hoorn, wo es einen kleinen Supermarkt gibt. Einige Zutaten sind schnell gekauft,
nur Feuerzeugbenzin für Peters Zippo gibt es nicht.
Nördlich des Städtchens liegt laut Karte ein Parkplatz bei Paal 12 direkt hinter den Dünen am breiten Strand. Als wir dort eintreffen, deutet
sich das Ende der Sommersaison recht deutlich an. Die Strandhütten, sonst am seeseitigen Fuß der mieten, werden auf langen
Ladegabeln am Heck eines Traktors hier auf den Parkplatz gefahren, um Sturmsicher zu überwintern.
Noch strahlt aber die Nachmittagssonne. Im Schatten des Fahrzeugs bauen Heike und Peter Tisch und Stühle auf und ich konstruiere in der Zeit eine kleine Zwischenmahlzeit: Bananenschiffchen mit
Vanilleeis auf Pfannkuchen unter einer Sahnehaube. Das holländische Ehepaar, das auf seinen Klappstühlen neben einem Pkw in der Sonne sitzt, bekommt große Augen beim Servieren. Nach dem Essen
zieht es uns wieder zum Wasser. Hier, auf dem festen, feuchten Untergrund am Meeressaum, laufen die Hunde am liebsten.
In den flachen Rinnsalen und Pfützen wimmelt es wieder von Jungfischen. Ich habe vorsichtshalber heute nur Schlappen an den Füßen, die ich auch für den Dünen als Aufenthalts- und Umkleideräume zu Rückweg zum Auto wieder nutzen kann, selbst wenn die Füße nass
sind. Die Gelegenheit in den Pfützen nach den Fischen zu schnappen ist also gegeben.
Nach Art der Grizzlybären in Alaska treibe ich die Brut mit den Füßen
ins flache Wasser und schlage dann mit der Hand hinein. Schon
nach dem dritten Versuch zappelt etwas an Land. Die Überraschung ist
jedoch groß. Wahrscheinlich haben wir in all den Tagen nicht einen
einzigen Jungfisch gesehen, sondern Rudelweise Shrimps,
Krabben, Granat oder wie immer die Viecher gerade heißen. Ich halte
nämlich so ein grau-durchsichtiges Tierchen in der Hand. Optisch ist so
ein Krebschen in lebendigem Zustand meilenweit von einem Krabben-cocktail entfernt, und wenn die Viecher nicht in Aspik sitzen sind sie auch ganz schön flink. Mit der untergehenden Sonne beziehen wir wieder unseren Stellplatz on De Cocksdorp.
Lange können wir hier nicht mehr draußen sitzen, da es schnell kühl wird. Zum Abendbrot gibt es also noch gebratene Thainudeln mit Lauchzwiebeln, dann ist Feierabend für heute.
Donnerstag, 18.09.2003
Die Sonne scheint wieder, aber es ist deutlich windiger. Den Weg zum Leuchtturm kennen wir ja schon. Oben am Deich befindet sich das Gebäude der KNRM, wie die Seenotrettungsgesellschaft in
Holland heißt. Hier liegt ein schnelles Rettungsboot, das im Einsatzfall von den freiwilligen Rettern mit einem Spezialfahrzeug über den Strand ans Wasser gebracht wird. Hinter den Fenstern der Rettungsstation stehen einige sehr schöne Modelle früherer wie auch aktueller Rettungsboote.
Gleich neben dem „Rettungsweg“ befindet sich auch der Anleger der
Fähre nach Vlieland. Es sieht hier aus wie in einer Ponymanege. Am Rande einer mit Stroh bedeckten Sandfläche wartet eine Frau in einem alten Container mit Fenster jemanden der ein Eis kauft. Gegenüber dann ein Holzpavillon Passagiere oder als Aussichtspunkt, von dem aus man auf das kleine Fährboot (nur für Fußgänger) am End eines primitiven Stegs hinabschaut.
Die Insel auf der anderen Seite scheint bei dem Klaren Wetter zum Greifen nah, doch der Bär tanzt anderswo, nur nicht hier oben, am nördlichsten Inselende. Wir laufen am schmalen Sandstrand entlang in Richtung De Cocksdorp. Nach 300m müssen wir den befestigten Weg auf dem Deich nehmen, da der Strand zu Ende ist.
Einige Boote dümpeln hier an Holzstangen im seichten Wasser, etwa 50-100m vom Ufer entfernt. Der Kirchturm des Ortes ist ein deutlicher Wegweiser. Die letzten 500m bis zum Ortseingang laufen wir rechts der Deichstraße auf einem breiten, abgemähten Grasstreifen, begleitet von einem breiten Wassergraben.
1200m rechts von uns liegt „unser“ Campinghof in der Sonne. Die meisten Deutschen scheinen das Dorf mittlerweile geräumt zu haben. Geschäftiges Treiben belebt die Hauptstraße. An mehreren Häusern wird nun, in der kurzen Spanne zwischen Tourismus und Wintereinbruch, renoviert.
Auf der Bank vor der Kirche bewässern wir unsere Hunde und gönnen uns dann ein „Pseudo-Softeis“ am anderen Ortsende, bevor wir durch die zweite Reihe der Wohnhäuser wieder hinaus aufs Feld
gehen, zurück zum Wagen. Den Rest des Tages verbringen wir im
spärlichen Schatten des Sonnensegels während die Hunde im
Fahrzeug dösen.
Das Abendessen – Thaiküche natürlich – können wir noch draußen einnehmen, bevor die Kühle und Feuchtigkeit des Abends
aus den Feldern kriecht. Den Abend verbringen wir mit Kniffeln und dem Rest aus der Fruchtweinflasche.
Freitag, 19.09.2003
Nun ist unsere Inselwoche schon wieder zu Ende.
Nach dem Frühstück machen wir den Wagen abmarschbereit. Abwasser lassen wir hier, Frischwasser wird für den Rückweg nicht mehr nötig sein. Mit der festen Absicht, irgendwann noch mal hierher zurück zu kommen, rollen wir ein letztes mal durch den Engpass zwischen Waschhaus und Kartoffellager hindurch und fahren zum Fährhafen.
Wir passieren noch einmal die Umgehung bei Den Burg. Am Fähranleger erwartet uns dann ein Stau. Wir werden auf einen
Rasenplatz gewunken und stehen dort aufgereiht mit vielen anderen Autos, die auch „rüber“ wollen.
Einige Zeit später geht es weiter bis zu den Schranken vor den Auffahrrampen zu den Fähren, dann wieder Warten. Auf der Fähre
wird heute recht eng geparkt und es lohnt sich nicht, für die kurze Überfahrt heute den Wagen zu verlassen.
Nur Peter geht an Deck, da hier im Schiffsbauch Rauchverbot herrscht. Wir haben in Den Helder noch einmal Gelegenheit, im Vorbeifahren die
Exponate des Marinemuseums zu bewundern und fahren dann, kurz hinter den Windrädern am Nordhollandkanal, in Richtung Südost weiter.
Der Rückweg soll uns über den südlichen Deich des Ijsselmeeres zwischen Enkhuizen und Lelistadt führen.
Unsere Mittagsrast machen wir auf dem Rastplatz in der Mitte
des Deiches. Hier können wir mit den Hunden etwas laufen
und danach serviert Heike marinierte Minutensteaks. Der
weitere Weg in Richtung Appeldoorn und Arnhem wird durch den Feierabendverkehr weitere Staus, nach Hause fahren.
Es war eine erholsame Woche.
Der Seewind hat das Fell unserer Hunde positiv beeinflusst und das Lauftraining war für uns alle nicht schlecht. Und nun, da wir wissen, wo wir unser Auto parken können, werden wir vielleicht auch keine 19 Jahre mehr warten, bis wir die Insel noch einmal besuchen. |
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